Klimaschutz „Made in Bad Gandersheim“

Ortsansässige Firma SOLARvent bietet Heizen mit Pellets und Sonne / Neue Produktlinie / FDP-Abgeordnete informierten sich

In Weiterentwicklung eines früheren Produktes stellt SOLARvent jetzt auch Halbkugelkollektoren unter dem Markennamen „SunSphere“ in Bad Gandersheim her. Die Nachfrage brummt.

Bad Gandersheim. Den Trend weg von fossilen Brennstoffen wie Kohle, Öl oder Gas zu Biomasse gibt es schon länger. Im Zusammenwirken mit der Diskussion um den Klimaschutz und eine Reduzierung des CO2-Austoßes hat er aber noch einmal erheblich an Fahrt aufgenommen. Hoch im Kurs stehen dabei Heizungen mit Holz-Pellets. Weithin unbekannt ist dabei, dass in Bad Gandersheim eine Firma ansässig ist, in der die vielleicht beste Pellet-Heizung Deutschlands gebaut wird. Mindestens legen dies Vergleiche der tatsächlichen Emissionen nahe, bei denen der Heizkessel aus Bad Gandersheim am besten abschneidet.

Die Firma SOLARvent ist schon rund zehn Jahre in Bad Gandersheim ansässig: „Wir sind hier hergekommen weil in unserer alten Heimat Aschaffenburg eine Expansion nur schwer möglich war. Durch persönliche Kontakte sind wir dann auf die Roswithastadt gestoßen und haben in der Immobilie des früheren Autohauses Kellermann einen idealen Standort gefunden“, erzählt Firmeninhaber und -gründer Dominic Umscheid. In diesem Fall zwei Abgeordneten, die kürzlich zu Besuch an der Braunschweiger Straße waren, um sich über ein besonders innovatives Unternehmen, das sich dem Kampf gegen den Klimawandel verschrieben hat, zu informieren: FDP-Landtagsabgeordneter Christian Grascha aus Einbeck und FDP-Bundestagsabgeordneter Konstantin Kuhle aus Göttingen. Begleitet wurden sie vom lokalen FDP-Vertreter Torge Gipp.

Umscheid, der sich selbst als Tüftler seit Jugendzeiten im Bereich der Energieerzeugung aus Sonnenlicht und der Frage möglichst autarker Versorgung bezeichnet, entwickelte seit Ende der 90er-Jahre dann auch die Pellets-Heizungen, die heute Kerngeschäft der Firma SOLARvent sind. Holz als nachwachsender Rohstoff ist grundsätzlich klimaneutral: Das CO2, das beim Verbrennen freigesetzt wird, nehmen die neu wachsenden Bäume wieder auf. Das Gas bleibt also in einem ausgewogenen Kreislauf – mindestens, so lange genügend Bäume wieder nachwachsen – ein Thema, das die Menschen angesichts Bränden und anderer Bedrohungen für den Wald akut stark beschäftigt.

Nachschubprobleme müssen Pellets aber auf keinen Fall befürchten. Die europäische Holzwirtschaft hat noch riesige Reserven, die auf lange Sicht eine Versorgung mit dem Bio-Brennstoff sicherstellen können, der anfangs einmal aus einer Resteverwertungsidee entstand. Denn Pellets bestehen auch heute noch zu großen Teilen aus Sägespänen, Holzresten, die nicht anderweitig verbraucht werden können und minderwertigen Hölzern, die nur für eine Verbrennung taugen.

In den Werkstätten der Firma SOLARvent stehen mehr als zwei Dutzend vorproduzierte Pelletkessel bereit, die meisten bereits bestellt. Die Heizungsanlagen sind inzwischen in der dritten oder vierten Entwicklungsgeneration und mit jedem Schritt immer komfortabler und besser geworden. Viel Wert hat Umscheid dabei auch auf die Verbesserung der Emissionswerte gelegt. Mit Erfolg: Seine Heizungen liefern die besten Testwerte, weit unter aktuell gültigen Grenzwerten. Wo die Konkurrenz schnell nachbessern muss, wenn die Grenzwerte mal gesenkt werden sollten, sind SOLARvent-Heizungsbesitzer noch auf lange Sicht auf der sicheren Seite.

Ein weiterer Baustein seines wachsenden Geschäftserfolges ist der Modulcharakter seiner Heizungen, die auch für handwerklich begabte Interessenten als Selbsteinbausatz geliefert werden. Zusammen mit einer ausführlichen Aufbaubeschreibung, Videos und einer praktisch immer erreichbaren Servicestelle spart der Selbstbau den Umrüstern viel Geld. Zwar sind Pelletsheizungen generell gegenüber Öl- und erst recht Gasheizungen in der Anschaffung deutlich teurer, doch diese Investition zahlt sich rasch über die niedrigeren Heizkosten wieder aus. Über den Daumen sind mit Pellets die Heizkosten eines Einfamilienhauses nur halb so hoch wie bei Öl oder Gas.

Dies erst recht, wenn man das SOLARvent-Gesamtpaket in Anspruch nimmt. Dann bekommt die Pelletsheizung nämlich auch noch Unterstützung durch die Sonne. Entweder in Form von Sonnenwärme – womit die Heizung entlastet wird und Pellets gespart werden –, oder durch die Produktion von Strom, der im eigenen Hause verbraucht werden kann oder ins Netz eingespeist wird.

Die beiden FDP-Abgeordneten zeigten sich beeindruckt, als Umscheid ihnen seine Solaranlage vorstellte, die sogar den tagsüber erzeugten Strom in eine Batterie (wie sie in einem Solarauto sitzt) einspeist und nachts wieder zur Verfügung stellt. Neben dem Effekt, dass er bei Stromausfall weiterarbeiten könne – weil dann die Solarbatterien einspringen – sagt Umscheid, die Anlage mache ihn inzwischen nahezu unabhängig vom Stromzukauf. Und das, obwohl in der Firma auch jede Menge Strom verbraucht wird.

Unter anderem, um auch das E-Auto zu laden, das Umscheid und seine Frau seit drei Jahren bereits fahren und das inzwischen das herkömmliche Zweitfahrzeug komplett ersetzt hat.

Da Dominic Umscheid als Tüftler durch und durch natürlich neben den laufenden Produkten auch immer wieder neue Ideen beackert, ist in der Zwischenzeit ein neues Produkt aus dem Solarenergiebereich in die Palette aufgenommen worden: ein Solarabsorber. Damit kann warmes Wasser bereitet werden, zum Beispiel zur Beheizung eines Swimmingpools und in Süd-Europa sogar zur Brauchwassererwärmung und Fußbodenheizung.

Produkt und Idee sind nicht ganz neu, aber von Umscheid entscheidend weiterentwickelt und als eingetragene EU-Marke „SunSphere“ – so der Name – auf den Markt gebracht worden. Grundlegend besteht es aus zwei transparenten Halbkugeln. Die innere trägt Halterungen, über die sich ein kreisförmig aufgewickelter schwarzer Wasserschlauch windet. Die äußere aus schlagbeständigem Acrylglas – umgangssprachlich auch als Plexiglas bekannt – schützt den inneren Bereich und sorgt dafür, dass Wärmestrahlung hinein-, aber nicht wieder hinauskommt.

Unter Sonnenbestrahlung erwärmt sich das Innere der Halbsphäre rasch, der schwarze Schlauch überträgt die Wärme auf das durchströmende Wasser. Pro drei Quadratmeter Wasserfläche eines Pools rechnet Umscheid einen Kollektor, um das Wasser um einige Grad erwärmen zu können. Und dies auch in den Monaten des Frühlings oder Herbstes, wo Freibäder sonst schon längst geschlossen haben. Weiteres Plus: Umscheid rechnet mit jahrzehntelanger Haltbarkeit seines Produktes – womit es sich von billigen Kopien aus China deutlich abhebt.

Die Nachfrage nach dem neuen Produkt zieht rasant an. Einen Container SunSpheres habe er jüngst auf die Kanarischen Inseln verschifft, wo die Kugeln besonders effizient einsetzbar sind. Sein größtes Problem, so Umscheid, sei immer noch, dass neben Entwicklung, Produktion und stetem Ausbau der Firma mit derzeit rund einem halben Dutzend Beschäftigten zu wenig Zeit für Marketing bleibe. Immerhin sind informative Internetauftritte für die meisten Interessenten erste Anlaufpunkte.

Im Zuge eines informativen Abschlussgespräches wurde deutlich, dass Umscheid besonderen Wert auf die Förderkulisse legt. Die seit Jahren aufgelegten Programme zur Unterstützung des Umbaus auf Biomasseheizungen seien klare Wirtschaftsförderung. Der erfreuliche und im Sinne des Kliamschutzes gewollte Trend werde sofort zum Erliegen kommen, sollten die Förderungen gekürzt oder gar gestrichen werden. Die beiden Politiker nahmen diese, für sie wichtige Aussage, gerne mit nach Berlin und Hannover.rah