Kultusminister besuchte Roswithastadt

Zwei Bad Gandersheimer Bildungseinrichtungen und Portal zur Geschichte Ziele

Besuch beim Portal zur Geschichte in Brunshausen, wo Julia Maria Hartgen (2. von rechts) und Julia Fuhrmann (rechts) Informationen gaben.

Bad Gandersheim. Auf Einladung des Landtagsabgeordneten Uwe Schwarz war der Niedersächsische Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) in der vergangenen Woche in Bad Gandersheim zu Gast. Mehrere Stationen in der Kurstadt konnten sich dabei über einen Besuch des Ressortchefs der Landesregierung freuen.

Zu Beginn der Reise stand eine Besichtigung des Integrationskindergartens in der Heckenbecker Straße an. Die Einrichtung befindet sich in der Trägerschaft der Lebenshilfe Bad Gandersheim – Seesen e.V. und verfolgt ein innovatives Konzept, das sich aus verschiedenen pädagogischen Schwerpunkten zusammensetzt. Neben der gemeinsamen Erziehung von Kindern mit und ohne Behinderung stehen die „offene Arbeit“ und sogenannte „Kneipp-Angebote“ im Mittelpunkt der Arbeit mit den Kindern.

Darüber hinaus begreift sich die Kita, die mittlerweile auf vier Gruppen angewachsen ist, als Lernwerkstätte und bietet sowohl therapeutische, als auch heilpädagogische Unterstützung.

Einen Einblick in eben dieses Konzept sowie die Räumlichkeiten der Kita und den derzeit laufenden Neubau der Mehrzweckhalle erhielten der Minister und seine Delegation von Katrin Meyer, geschäftsführender Vorstand der Lebenshilfe Bad Gandersheim – Seesen, der Heilpädagogin und stellvertretenden Einrichtungsleiterin Sandra Wegener sowie von Erzieherin Sandra Kanopfer. Grant Hendrik Tonne zeigte sich dabei sichtlich beeindruckt von den vielfältigen Angeboten und dem Engagement, mit dem Erzieherinnen und Pädagoginnen hier ihrer Arbeit nachgehen.

Der Minister nutzte die Gelegenheit außerdem, um sich im Gespräch über die alltägliche Arbeit, Sorgen und Probleme der Mitarbeiterinnen zu erkundigen. „Wir leisten hier sehr gute Arbeit und machen diesen Job gerne. Aber wir könnten noch besser sein, wenn wir nicht hin und wieder an Grenzen bei den Rahmenbedingungen stoßen würden“, so die Verantwortlichen des Integrationskindergartens. Zu den Herausforderungen für die Einrichtung gehörten demnach unter anderem der Mangel an Fachkräften. Derzeit stelle sich das zwar noch nicht als großes Problem dar, die Anzahl an Bewerbungen und deren Qualität gingen aber spürbar zurück. Insbesondere wünsche man sich mehr Männer in diesem Beruf. „Es fehlt die männliche Rolle in vielen Einrichtungen“, so Meyer im Gespräch mit dem Minister.

Insgesamt sei die Ausbildung und die Attraktivität des Berufsfelds ein Thema, dem sich das Ministerium ohnehin noch intensiver im zweiten Halbjahr 2018 annehmen möchte, versicherte Kultusminister Tonne. Dabei hoffe man auch auf die Erfahrungen aus der täglichen Praxis und sei froh über das Feedback aus den Einrichtungen und ihren Dachorganisationen.
Am Nachmittag ging es für den Kultusminister und den Landtagsabgeordneten Uwe Schwarz dann in die Freie Schule nach Heckenbeck. Träger der Grund- und Oberschule sowie des dazugehörigen Kindergartens Pusteblume ist der Verein Aktives Lernen & Leben e.V.

Anders als staatliche Schulen verfolgt die Freie Schule Heckenbeck ein Konzept, dass sich an der Arbeit von Rebeca und Mauricio Wild, Maria Montessori und anderen Reformpädagogen/innen orientiert. Die Einrichtung hat in den vergangenen Jahren viele Menschen aus dem gesamten Bundesgebiet nach Heckenbeck gelockt.

Hauptverantwortlich dafür sind Geschäftsführerin Susanne Kenntemich und Schulleiter Felix Ordemann, welche die Delegation an diesem Tag in der Einrichtung begrüßten und einen Überblick über die Räumlichkeiten und das alternative Bildungsangebot gaben.

Neben dem etwas anderen Lehrplan, der unabhängig von festen Klassenstufen gilt und sich im Kern durch freiwillige Mitarbeit der aktuell 99 Schülerinnen und Schüler auszeichnet, unterscheidet sich das Konzept der freien Schule vor allem darin von konventionellen Schulformen, dass die Kinder und Jugendlichen auch unmittelbar in organisatorische und verwaltungstechnische Entscheidungen mit einbezogen werden. Über Mitbestimmungsrechte in Gremien und Versammlungen können sie gemeinsam mit den Verantwortlichen demokratisch auf nahezu alle Entscheidungen einwirken, bis hin zur Auswahl neuer Lehrkräfte oder der Gestaltung der allgemeinen Schulregeln.

Während die Kooperation und der Austausch mit staatlichen Regelschulen vor Ort, beispielsweise mit Blick auf die Prüfungsabnahme, von den Verantwortlichen als für beide Seiten sehr gewinnbringend bewertet wird, stehe die Freie Schule Heckenbeck insbesondere bei der Anerkennung als Förderschule vor Problemen, so die Geschäftsführerin Kenntemich im Gespräch mit dem Minister.

Im Umgang mit Kindern, die aus den verschiedensten Gründen etwas mehr Schwierigkeiten im Schulalltag haben als andere, habe man gute Erfahrungen gemacht. Wie für andere Schulen auch sei es aber nahezu unmöglich, eine geeignete Förderschullehrkraft zu gewinnen und damit die Voraussetzungen für eine dauerhafte integrative Beschulung zu schaffen. Als zumindest mittelfristige Lösung habe man als Landesregierung in diesem Zusammenhang die entsprechenden Studienplätze bereits deutlich erhöht, so Minister Tonne.

Zum Abschluss des Gesprächs wies der Kultusminister noch auf das Projekt „Bildung 2040“ des Niedersächsischen Kultusministeriums hin und lud die Vertreter der Freien Schule Heckenbeck ein, sich aktiv an der Debatte zu beteiligen.

Das Projekt gilt als eine der Leitlinien des Kultusministers und bezeichnet einen Diskussions- und Beteiligungsprozess darüber, wie eine gute Bildung der Zukunft aussehen könnte und sollte. Losgelöst von aktuell zu bearbeitenden Fragestellungen und von den Grenzen einer Legislaturperiode sowie von finanziellen Zwängen soll diskutiert werden, was und wie Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in Zukunft lernen, um selbstbestimmt zur Teilhabe befähigt zu werden. Lehrerinnen und Lehrer, Schulleitungen, pädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen, Erzieherinnen und Erzieher, Leitungen von Kindertagesstätten, Kinder und Jugendliche, Eltern, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind aufgerufen, ihre Vorstellungen und Ideen einzubringen.

„Ziel dabei ist die Entwicklung einer gemeinsamen Vision, einer Idealvorstellung und eines roten Fadens. Wir müssen von der Mangeldebatte wegkommen und das Thema Bildung wieder positiv besetzen. Ich möchte mich nicht darauf beschränken, auf Sicht zu fahren und akute Probleme zu bewältigen“, erklärt Minister Tonne sein ehrgeiziges Vorhaben.

Im Anschluss an seinen Besuch in Heckenbeck ging es für den Minister und seine BegleiterInnen zum „Portal der Geschichte“ nach Brunshausen. Als Kultusminister zuständig für die Gedenkstätten im Land stand beim Rundgang, an dem auch Bürgermeisterin Franziska Schwarz teilnahm, neben der Geschichte Bad Gandersheims und dem Besuch der Cafés auf dem Klostergelände vor allem die Zeit der Nazidiktatur im Mittelpunkt.

Den Abschluss des Ministerbesuchs in Bad Gandersheim bildeten die Eintragung ins Goldene Buch der Roswithastadt (GK berichtete) sowie ein gemeinsames Abendessen und Gespräch mit den Verantwortlichen der Gandersheimer Domfestspiele.red

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