Kurhaus-Erwerber hat sich gemeldet

Berliner Gruppe hat Immobilie erworben / Dämpfer für Investitionshoffnungen

Das Gandersheimer Kurhaus: Vor zwei Wochen teuer versteigert – die Zukunft bleibt aber weiter ungewiss.

Bad Gandersheim. Rund zehn Tage nach der Ersteigerung weiß die Stadt Bad Gandersheim nun, wer neuer Eigentümer des Kurhauses werden möchte. Die entsprechenden Informationen wurden am Donnerstagabend dem (nichtöffentlichen) Verwaltungsausschuss (VA) mitgeteilt, und aus diesem offenbar herausgetragen, denn am Freitagmorgen kursierte ein Name: ORE Group Berlin.

Dieser fand auf Nachfrage des GK bei Bürgermeisterin Franziska Schwarz auch Bestätigung. Vertreter dieser Gruppe hätten Kontakt mit der Stadt Bad Gandersheim aufgenommen, worüber die Bürgermeisterin am Donnerstagabend den VA informierte.

Viel weiter reichen dann die (Er)Kenntnisse auch bislang nicht. ORE steht laut Internetpräsenz der Gruppe für „Optimizing Real Estate“. Also die Optimierung von Immobilienbesitz. Auf einer – bislang sehr dürren – Homepage der Gesellschaft sind nur die wichtigsten Kontaktinformationen zu finden. Auf einer weiteren Internetseite wird die Geschäftstätigkeit der Gruppe so charakterisiert: „Die ORE Group kauft Grundstücke, erwirbt Liegenschaften, entwickelt und verwaltet diese oder verkauft sie weiter.“

Viel mehr ist auch schon nicht zu finden. Außer, dass Hikmet Kundakci Geschäftsführer der ORE Group ist. Seinen Namen kennt das Internet schon häufiger, zum Beispiel als Manager eines bekannten türkischen Lokals in Berlin, aber auch als Geschäftsführer einiger weiterer Gesellschaften, von denen einige etwas mit Immobilien- und Grundbesitzverwaltung zu tun haben.

Das in etwa ist auch der aktuelle Wissensstand bei der Stadt Bad Gandersheim. Über die Kontaktaufnahme hinaus sei bislang nichts darüber bekannt gemacht worden, was die Berliner Gruppe mit der Immobilie vorhabe. Bevor die Stadt aber das nicht wisse, könne sie auch nicht vertieft über die nächsten und weitere Schritte nachdenken, so Bürgermeisterin Schwarz gegenüber dem GK am Freitagmorgen.

Die Stadt ist aber noch am Besitzübergangsverfahren beteiligt, da sie bekanntlich ein Vorkaufsrecht besitzt. Sie wird in der Angelegenheit bereits anwaltlich beraten. Die Grundlagen der Möglichkeiten sind klar, sie hatte das GK ja bereits deutlich umrissen.

Kurz zusammengefasst: Die Stadt könnte ihr Vorkaufsrecht ziehen, würde dann aber Vertragspartner im Verkauf zu 500.000 Euro. Es sei denn, sie könne den Kauf auf Basis eines Verkehrswertgutachtens anzielen. Ein solches aber, bestätigte Bürgermeisterin Schwarz, gebe es aktuell nicht, weil der bisherige Eigentümer die Stadt zur Erstellung eines solchen Gutachtens nicht ins Kurhaus gelassen habe.

Zudem kann der Erwerber das Vorkaufsrecht der Stadt – die zugleich als Sanierungsträger in einem förmlich gefassten Sanierungsgebiet zu beteiligen ist und den Verkauf genehmigen muss – aushebeln, indem er eine dem Satzung- und Sanierungszweck entsprechende Nutzung in Aussicht stellt. Dann allerdings ist deren Aufnahme auch an Fristen gebunden.

Außerhalb der verwaltungs- und ratsinternen Beurteilung des Verkaufes waren die ersten Bewertungen des künftigen möglichen Eigentümers zurückhaltend bis wenig optimistisch. Aufgrund der hinter dem Erwerb stehenden Gruppe und deren Ausrichtung rechne man nur zu einer geringen Wahrscheinlichkeit damit, dass hier ein „Projektentwickler“ die Immobilie erworben habe, der sie baldmöglichst einer zweckgemäßen – und der kommenden Landesgartenschau förderlichen – Nutzung zuführen werde. Eher, so überwiegender Eindruck, gehe es wahrscheinlich um Immobilienspekulation. Womit der Stillstand an dieser Stelle unter Umständen schlicht fortgeschrieben würde.rah