Kurparkhotel: Nutzen oder doch gleich abreißen?

Beide Varianten wurden am Montag in Doppelausschusssitzung erwogen und kontrovers diskutiert

Was geschieht mit dem Kurparkhotel? Nutzung oder Abriss, verschiedenen Optionen sind laut Konzept der Stadt denkbar.

Bad Gandersheim. Die CDU-Fraktion hatte im Rat Ende September einen Antrag gestellt und durchgebracht, wonach die Verwaltung bis Ende Oktober ein Nutzungskonzept für das von der Stadt kurzfristig im Mai erworbene Kurparkhotel Bartels vorlegen sollte. Mit dem Auftakt der Beratungen über eine solche Konzeptvorlage geschah dies am Montag in einer gemeinsamen Sitzung von Stadtentwicklungs- und Finanzausschuss.

Und begann dort gleich mit einer satten Abkanzlung des Papiers und der Arbeit der Verwaltung / Bürgermeisterin durch Ausschussmitglied Hendrik Geske (CDU). Er bezeichnete die Vorlage als „Frechheit, die das Papier nicht wert ist“, vergab für die Leistung die Note 5 bis 6. Statt eine Grundlage für finanzielle Entscheidungen zu bieten, werde nur „Wischiwaschi“ geliefert. Das sei keineswegs zielführend.

Unterstützung in der grundlegend hinter diesen Worten stehenden Einschätzung, dass die Dreiseiten-Vorlage nicht wirklich als Konzept zu betrachten sei, fand Geske bei Karin Albig (CDU). Ein „echtes“ Konzept müsse deutlich detaillierter sein. Ihre Frage nach den Kosten der im Papier unterbreiteten Vorschläge könne erst Ende dieses Jahrs beantwortet werden, wurde sie beschieden. Ein möglicher Nutzungsbeginn durch die Landesgartenschau sei aber bereits für Anfang 2020 vorgesehen. Dafür sind auch Mieteinnahmen angesetzt.

Anna Feg (SPD) fragte in die Runde, welche Vorschläge zum Beispiel Ratsherr Geske – der zuvor dazu aufgefordert hatte, das sich alle dazu Gedanken machen müssten – zum Konzeptprozess beitragen könne. Sie selbst hatte eigene Vorschläge parat, unter anderem Wohnmöglichkeiten für Festspiel-Schauspieler, ein Atelier für die Ballettschule, Konferenzräume, einen Übungsraum für Musiker, einen Anlaufort für Gründer.

Nachfragend wollte Hendrik Geske wissen, wieviel Fläche denn für die Nutzungsansprüche der Landesgartenschau vorgesehen sei. Das sei im aktuellen Planungsstadium der LaGa-Verantwortlichen von dort noch nicht benennbar, wurde diese Frage beantwortet. Er habe, so Geske weiter, gehört, dass es privates Interesse an Teilen des Gebäudes gebe. Das sei korrekt, berichtete die Verwaltung ohne nähere Details, aber mit Erläuterung, dass in einem Fall an einer Nutzung von drei bis vier Etagen Interesse bestünde. Konkretes stehe aber noch aus. Die Nachricht überraschte Geske sichtlich, der sie „Sechser im Lotto“ für die Stadt bezeichnete, sollte es hier zu einer Übereinkunft und Nutzung kommen.

Auch Sofortabriss Thema

Stand bis dahin die mögliche Nutzung im Vordergrund, schlug das Pendel mit dem Beitrag des Ausschusskooptierten Jens Tschäpe (GWF) in die andere Richtung aus: Er sah es als wirtschaftlichste und zukunftsgerichtetste Lösung an, sich jetzt schon mit einem Abriss auseinanderzusetzen und dies nicht auf die Jahre nach der LaGa zu vertagen. Die Nutzungen ließen sich auch anders darstellen, die Fläche aber schnellstmöglich besser verwenden. Sollte es an diesem Bereich interessierte Investoren geben, sei aus seiner Sicht der Abriss die beste Lösung, hier schon zur LaGa etwas Neues stehen zu haben.

Abriss ist im Nutzungskonzept als Option ohnehin enthalten. Bislang aber eher als Schritt nach einer Nutzung der Immobilie zur Landesgartenschau. Die Gedanken der Verwaltung gingen in der Vorlage dahin, die Landesgartenschau-Durchführungsgesellschaft hier anzusiedeln, des Weiteren Lager- und Materialräume, einen Sanitätsstandort, den „LaGa-Bauhof“ und eine Blumenhalle am Gebäude. Zudem könnten während der LaGa am und im Gebäude weitere Nutzungen in Frage kommen, die aber zur Zeit noch recht unkonkret sind. Auch Dritte könnten das Gebäude in Teilen mitnutzen, immerhin stehen insgesamt acht Etagen zur Verfügung.

Bürgermeisterin Franziska Schwarz verteidigte sich gegen die Vorwürfe, hier kein echtes Konzept vorgelegt zu haben, mit dem Hinweis, sie habe schon beim Ratsbeschluss zur Vorlage darauf hingewiesen, dass diese bis Ende Oktober nicht konkreter werden könne, als sie es nun sei. Die Geschäftsführung der Landesgartenschau habe in der kurzen Amtszeit nicht ausreichend Zeit gehabt, um die konkreten Vorstellungen und Flächen für eine Nutzung der Immobilie zu benennen. Dazu hätte es mindestens noch einmal vier Wochen mehr Zeit gebraucht, die man der Verwaltung trotz Hinweises über den Antrag der CDU aber habe nicht einräumen wollen. In den nächsten zwei Monaten würde das Nutzungskonzept ohne Zweifel schon in vielen Punkten präziser und deutlicher erkennbar ausfallen.

In der Frage, ob Abriss gleich oder nach der LaGa, bat Schwarz darum, zuerst vielleicht doch die Konkretisierung der Anforderungen abzuwarten, die seitens der LaGa formuliert werden. Immerhin müsste so manches, was darin zu finden sein wird, ohne die Immobilie Bartels erst mit Containern oder ähnlichen Lösungen erstellt werden, was auch Geld koste, das man so vielleicht einsparen könne. Schwarz schloss sich durchaus aber der Überlegung an, einem Abriss jetzt näher zu treten, wenn es einen konkreten Investor und ein Projekt gebe.

Dass schon mit Investoren gesprochen werde, bestätigte Jürgen Schnute seitens der Stadt. Details dazu wolle man aus verständlichen Gründen nicht öffentlich diskutieren.

Jürgen Steinhoff (SPD) hinterfragte das Zeitfenster, das bleibe, wenn man einen Investor finden und einen Abriss noch rechtzeitig für etwas Neues an dieser Stelle im LaGa-Jahr tätigen müsse. Bestätigt wurde ihm, dass noch Zeit sei, wenn auch sehr endlich. Bis ins Frühjahr 2020 müssten dann schon Entscheidungen stehen, um nicht zu sehr in Zeitnot zu geraten.

Anna Feg sprach die Bezuschussung des Abrisses an. Dafür stehen Stadtsanierungsmittel in Bad Gandersheim bereit, und dies noch rund acht Jahre lang, so Jürgen Schnute auf die Nachfrage. Bis zu 90 Prozent der Abrisskosten könnten aus diesen Mitteln finanziert werden. Zeitlich gesehen käme die Stadt also auch dann mit einem Abriss nicht in Zeitnot, wenn sie diesen auf die Jahre nach der Landesgartenschau verschieben würde.

Kai Dröge als Ausschusskooptierter stand auf der Seite der Abrissbefürworter. Eine Sanierung des Gebäudes sei zu aufwändig und unwirtschaftlich. Hendrik Geske forderte abschließend, es zur Chefsache im Rathaus zu machen und nicht als Entwicklungsprojekt der LaGa zu sehen. Die LaGa sei nur als Nutzer vorgesehen, erwiderte die Verwaltung, die „Projektentwicklung“ bleibe selbstverständlich bei der Stadt.

Das Konzept wird in die Ausschüsse wiederkehren, wenn es deutlich konkreter gefasst werden kann, was nach Worten von Franziska Schwarz bis Jahrsende der Fall sein sollte. Parallel verfolgt werden die Bemühungen, vielleicht doch auch schon bald einen Investor für den Bereich zu finden, dann könnte alles noch eine andere Wendung nehmen.

Das Nutzungskonzept in seiner am Montag vorgelegten Fassung ist hier zu finden. Dort bitte links „Vorlagen“ auswählen und dann die Vorlage mit der Drucksachen-Nummer 626/18 suchen. Dort kann sich jeder selbst ein Bild vom aktuellen Vorschlagsstand machen.rah