LAGA-Verschiebung: Das sind die Reaktionen aus Höxter und dem Umland

Direkt als Nachbarn Betroffene mit Verschiebung nicht immer glücklich: Viele Planungen nun neu anzulegen

Bad Gandersheim. Es waren turbulente Wochen im November und Dezember, als bekannt wurde, die Landesgartenschau trage sich mit dem Gedanken, von 2022 auf 2023 zu wechseln. Das Thema wurde nicht nur in der Ausrichterstadt heiß diskutiert, sondern erregte ebenso andernorts Interesse. Auch Reaktionen waren die Folge. So in und aus Höxter.

Bekanntermaßen soll dort 2023 ebenfalls eine Landesgartenschau stattfinden – die des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen. Die ersten Nachrichten einer möglichen Verschiebung der LAGA in Bad Gandersheim in das Jahr 2023 seien in Höxter „eingeschlagen wie eine Bombe“, berichtete die Neue Westfälische Zeitung Anfang Dezember. Die Parallelität zweier Landesgartenschauen in einem Luftlinienabstand von nur 50 Kilometern löste bei so manchem gleich Befürchtungen aus, man werde um die selbe Besucherschar konkurrieren und dabei gegenseitig Verluste einstecken.

Die Befürchtungen mag es noch immer geben, die Verantwortlichen in den Landesgartenschau-Durchführungsgesellschaften aber halten sie für übertrieben. Das hatte schon die Leitung der Gandersheimer Gartenschau so kundgetan, als sie darauf verwies, die Parallelität biete aus ihrer Sicht mehr Chancen als Risiken. Ganz ähnlich sieht man das wohl auch in Höxter, wie eine Mitteilung der Stadt Höxter nahelegt, die vor wenigen Tagen herausgegeben wurde.
Ihr Wortlaut: „Rund 45 Kilometer und circa eine Stunde Fahrt liegen zwischen Bad Gandersheim und Höxter – und zwischen den Landesgartenschauen nach bisheriger Planung auch ein Jahr Differenz. Nachdem die Landesgartenschau Bad Gandersheim jetzt von 2022 auf 2023 verschoben wurde, finden beide Schauen nun also im gleichen Jahr statt.

„Ich bin sicher, dass wir an den Standorten zwei sehr schöne und unterschiedliche Gartenschauen bekommen, die sich gut ergänzen werden“, lautet die Einschätzung von Jan Holsteg, Geschäftsführer der Landesgartenschau Höxter 2023. Die Verantwortlichen in Höxter seien von ihrem Konzept vollkommen überzeugt. „Wir setzen alles daran, eine schöne Landesgartenschau vorzubereiten und sind sicher, dass wir viele Besucher anziehen werden“, so Holsteg weiter.

Eine Ursache der Verschiebung in Bad Gandersheim sollen Lieferschwierigkeiten bei Baumaterialien sein. „Wir bedauern das sehr für die Kolleginnen und Kollegen in Bad Gandersheim, in Höxter mussten wir diese Erfahrungen zum Glück noch nicht machen“, schildert Holsteg und weist darauf hin, dass die Bauarbeiten in Höxter, anderthalb Jahre vor dem geplanten Start, sehr gut angelaufen sind.

Ein Treffen mit den Vertretern der Gartenschau in Niedersachsen sei bereits seit Langem im Januar terminiert. Man wolle in dem Gespräch die genauen Hintergründe der Verschiebung erfahren und Möglichkeiten ausloten. „Wir werden Ansätze erarbeiten, wie sich die Landesgartenschauen in Bad Gandersheim und Höxter gegenseitig befruchten können“, kündigt LGS-Geschäftsführerin Claudia Koch an. Man wolle die Chancen nutzen, die zwei Schauen mit ganz unterschiedlichen Schwerpunkten bieten. „Wir wollen uns gegenseitig Besucher schicken, nicht abwerben“. (Ende der Pressemitteilung aus Höxter).

In ähnlicher Weise hatte sich auch schon kurz nach Bekanntwerden der möglichen Verschiebung der Förderverein der Höxteraner Landesgartenschau geäußert. Auch dort sah Vorsitzender Thomas Schöning in der Verschiebung keine Bedrohung für die eigene Gartenschau, sondern eher sofort Möglichkeiten einer für beide Seiten fruchtbringenden Kooperation. Wer die Möglichkeit habe, zwei Landesgartenschauen in so dichter Nähe zu besuchen, der werde davon auch Gebrauch machen. Zudem seien die beiden LAGA-Konzepte so verschieden, dass sie dem jeweils anderen nichts an Attraktivität nähmen.

Kontakte hatte es bereits vor dem Thema Verschiebung zwischen den beiden Landesgartenschauen gegeben. Sie sollen nun in der neuen Situation natürlich noch intensiver werden. Das nächste Treffen Mitte Januar sei aber bereits terminiert gewesen, nur die Inhalten werden sich nach der Verschiebungsentscheidung sicher verändern und ab jetzt mehr auf die Suche nach gemeinsamen Möglichkeiten konzentrieren.

Reaktionen sind aber auf die Verschiebung auch aus anderen Orten gekommen. So dem benachbarten Lamspringe. Man sei über die Nachricht der Verschiebung nicht sehr glücklich gewesen, gab Bürgermeister Andreas Humbert auf Nachfrage des Gandersheimer Kreisblattes offen zu. Immerhin habe es in der Nachbargemeinde mit zahlreichen Beteiligten bereits intensive Vorbereitungen auf das Jahr 2022 gegeben, Geld sei in Werbemaßnahmen investiert worden. Die verschiedenen Arbeitskreise in Lamspringe seien in auch zeitlich intensiven Gesprächen mit Durchführungsgesellschaft und Förderverein gewesen. Das alles sei nun erst einmal hinfällig.

Der Lamspringer Künstler Micha Kloth habe bei den Vorbereitungen zu einem Theaterstück bereits Engagements vorgenommen, die nun wie vieles andere auf das Jahr 2023 umgeplant werden müssten. Möglicherweise hätte das noch vermieden werden können, denn, so glaubt Humbert, die Notwendigkeit einer Verlegung sei vielleicht schon früher als erst im November absehbar gewesen.

Nun aber sei es, wie es ist, und damit müsse man sich auseinandersetzen. Bislang liege der Gemeinde nur die Anfrage vor, ob sie auch 2023 im Pavillon der Regionen dabei sein möchte. Davon gehe er aus, so Humbert, aber das müsse natürlich mit den Beteiligten noch entsprechend beraten werden.rah