Landen, Auftanken, Weiterfliegen

Im PHOENIX können Jugendliche nicht nur Spaß haben, sondern sich auch mit eigenen Ideen einbringen

Der Jugendtreff PHOENIX wird von Pfarrer Thomas Ehgart betreut. Hier können die Jugendlichen Spaß haben, aber auch Stück für Stück selbst Verantwortung übernehmen.

Bad Gandersheim. „Landen, Auftanken und Weiterfliegen“: so lautet das Motto des Jugendzentrums PHOENIX in Wrescherode. Seit vier Jahren schon ist der offene Jugendtreff Anlaufstelle für Jugendliche. Hier ist jeder herzlich willkommen, so Pfarrer Thomas Ehgart, der das Projekt der Evangelischen Stiftskirchengemeinde betreut.
Im Jugendzentrum in der Landwehr 13 bildet das Café den Mittelpunkt. Dort können es sich die Jugendlichen entweder auf den Sofas gemütlich machen oder auf der Leinwand mit Spielekonsolen „zocken“. Auch ein Billardtisch, ein Kicker und ein Dartspiel sind vorhanden. Über Bluetooth können die Jugendlichen ihre Handys mit einer Musikanlage verbinden und so ihre eigene Musik hören. Das offene WLAN steht für alle bereit. Dadurch, dass in den Räumlichkeiten früher die „Palaver Hall“ war, sei die Aufteilung optimal, sagt Ehgart. Dennoch sei es ein hartes Stück Arbeit gewesen, daraus wieder etwas Benutzbares zu machen. Rund 30 Helfer hätten mit angepackt, den Schutt zu entfernen und nach und nach alles zu sanieren und wieder auf Vordermann zu bringen. Viele örtliche Handwerker haben das Vorhaben unterstützt.

Doch das Jugendzentrum ist mehr als nur ein normaler Jugendraum. Regelmäßig werden dort auch Projekte angeboten, wie Partys, Kickertourniere, Spieleabende und Workshops aller Art. „Es muss nicht immer Bildung und Kultur sein, es darf auch Spaß machen“, so der Pfarrer augenzwinkernd. Und Spaß haben die Jugendlichen bestimmt, wie etwa beim gemeinsamen Streetball im September, dem ersten Live-Konzert im Mai mit der Göttinger Band „Ego vs. Ego“ oder beim selbst organisierten Lasertag.

Geleitet wird das Jugendzentrum sowohl von Jugendlichen als auch von Erwachsenen aus dem Vorstand des Trägervereins. Das Jugendteam ist das offene Plenum im PHOENIX, das sozusagen basisdemokratisch agiert. Jeden Donnerstag findet um 16.30 Uhr ein Treffen des Jugendteams im Café statt, bei dem die nächsten Aktionen geplant werden sollen. Ideen, Fragen, Anregungen oder Wünsche, gute Diskussionen seien ausdrücklich erwünscht. Aber auch wenn die Jugendlichen Sorgen haben, ob zuhause oder in der Schule, ist man im PHOENIX genau richtig. Ob Liebeskummer, schlechte Noten oder noch ganz andere Probleme in der Familie, im PHOENIX wird damit auch niemand allein gelassen. „Wir kommunizieren ehrlich und offen und immer auf dem Weg des Vertrauens“, betont der Pfarrer. Eine gute Vernetzung unter den Jugendlichen, den Erwachsenen, mit den Schulen und dem PHOENIX macht schnelles Reagieren möglich.

Wichtiger Aspekt sei, den Jugendlichen ein Stück weit Verantwortung mit auf den Weg zu geben und im gewissen Rahmen selbstständig agieren zu lassen, sagt der 2. Vorsitzende des Trägervereins Michael Schreiber, der direkt gegenüber wohnt. „Wenn man sieht, dass die Kids freiwillig Fenster putzen, kann das einen schon stolz machen. Es ist schön zu sehen, dass ganz viel Wir-Gefühl vorhanden ist“. Und das zeigen die Jugendlichen auch gerne öffentlich, durch das Tragen der PHOENIX-Shirts.

Mit im Team ist auch der ehemalige „Bufdi“ (Bundesfreiwilligendienst) Basel Abdulhadi, der inzwischen in Göttingen studiert, aber immer noch Ansprechpartner für die Jugendlichen ist und anfallende Aufgaben organisiert und erledigt. In seinem Büro haben die Jugendlichen auch die Möglichkeit, sich für Gespräche oder Hausaufgaben zurückzuziehen.

Den Grundstein für die Erhaltung des PHOENIX bildet der gemeinnützige Trägerverein „Kirchliches Jugendzentrum Phoenix“, der das Jugendzentrum finanziell auf sichere Beine stellen soll. Zumindest zum Teil könnten so laufende Kosten, wie Miete und Nebenkosten, durch die Mitgliedbeiträge abgedeckt werden. Unterstützung kommt aber auch von den Kirchengemeinden. Der Vorstand des Trägervereins besteht aus Jacqueline Meyer (1. Vorsitzende), Michael Schreiber (2. Vorsitzender), Lars König (Kassenwart) sowie Detlef Keding und Christina Hoffmann-Gräsche (beide Beisitzer), Geschäftsführer ist Pfarrer Ehgart. Neue Mitglieder sind natürlich gerne gesehen, denn man wolle irgendwann dahin kommen, dass die Grundkosten des PHOENIX komplett durch den Trägerverein gedeckt werden können. Einmal im Monat findet eine Vorstandssitzung statt, die immer mit Freude und Engagement einherginge, da alle das Ziel haben, den Jugendtreff immer weiter voranzubringen.

Weiterer wichtiger Grundgedanke des PHOENIX ist, den Jugendlichen auch zu Erfolgserlebnissen zu verhelfen. Denn nicht grundsätzlich gelte, dass Jugendliche im Allgemeinen eine Null-Bock-Einstellung hätten. Dem sei nicht so, sagt Ehgart. Das Problem sei manchmal nur die Umsetzung, und hier kämen dann die Erwachsenen des Trägervereins ins Spiel, die unterstützend bei der Verwirklichung helfen. Dann spiele auch der ein oder andere benötigte Euro keine große Rolle, so Ehgart, denn wenn eine Idee der Kids verwirklicht werden konnte, sei das einfach eine ganz tolle Erfahrung für die Jugendlichen.
Durch die sehr gute Vernetzung aller Beteiligten kann das Jugendzentrum auch ganz spontan reagieren. Wie gerade jetzt, wo eine „Mathe-Krise“ herrsche, so der Pfarrer schmunzelnd. Kurzerhand entstand so das Nachhilfe-Café, wo Schüler aus der zehnten Klasse den Jüngeren unter die Arme greifen. „Es ist ganz wichtig, dass sich die Kids sagen können: ich bin nicht alleine, ich schaffe das, gemeinsam mit den anderen“, sagt Ehgart.

Relativ neu ist, dass einmal im Monat, jeden dritten Freitag ab 20 Uhr, „PHOENIX für Erwachsene“ angeboten wird. Dann gibt es entweder Live-Musik, es werden Spiele ausprobiert oder ein DJ lädt zum Tanzen ein.

Alles in allem mausert sich das Jugendzentrum langsam zu einer Art Kulturzentrum für alle. „Anfangs war es nur eine Flause des Pfarrers“, so Ehgart humorvoll „doch das PHOENIX könnte auch eine pädagogische Zentrale werden, mit Veranstaltungen und Workshops für die Konfirmanden oder die Evangelische Jugend“. Das nächste große Projekt, das aber noch eine Weile in Anspruch nehmen wird, ist die Sanierung des großen Anbaus, wo früher unter anderem „Die Schröders“ aufgetreten sind. Dort soll wieder ein Veranstaltungsraum entstehen, in dem dann getanzt werden kann, Bands auftreten können oder auch Theaterstücke aufgeführt werden. Ehgart könne sich gut vorstellen, eine Theater AG in Kooperation mit den Schulen anzusiedeln. Im Keller könnte ein Probenraum entstehen, der dann auch angemietet werden könnte. Und das wird wahrscheinlich auch nicht die letzte Idee für das PHOENIX sein.
Das Jugendzentrum PHOENIX ist sechs Mal pro Woche geöffnet, dienstags bis freitags von 15 bis 20 Uhr und sonnabends und sonntags von 15 bis 18 Uhr.

Weitere Informationen auf der Homepage www.jugendzentrum-phoenix.de.hn