LED-Lampenköpfe könnten der Stadt jährlich rund 60.000 Euro ersparen

Ein neues Beleuchtungskonzept für Stadt und Dörfer kommt in Gang / Bis zur Ausführung müssen noch weitere Schritte folgen

LED (großes Bild) statt Natriumdampflampen (kleines Bild). Das ist der Kurs für ein neues Beleuchtungskonzept, das die Stadt fortan verfolgen soll.

Bad Gandersheim. Mit einem Vortrag der Avacon als hiesigem Energielieferanten startete der Tagesordnungspunkt „Beleuchtungskonzept für Stadt und Dörfer“ bei der Stadtentwicklungsausschusssitzung in der vergangenen Woche. Harald Schliestedt präsentierte zunächst den aktuellen Stand.

Die Avacon verfügt natürlich über ein exaktes Kataster, wo welche Leuchten stehen und welche Leuchtmittel dort benutzt werden. Der Großteil des Netzes hat nach seinen Worten 50- oder 70-Watt-Leuchtstoffröhren, vereinzelt kommt schon einmal LED vor.

1797 Lichtpunkte sind im gesamten Stadtgebiet verteilt. Davon sind nur vier noch Quecksilberdampflampen, 1677 Natriumhochdrucklampen, 65 Kompaktleuchtstofflampen (solche stehen vornehmlich in Parkanlagen), 17 Leuchtstofflampen und zu guter Letzt auch schon 34 LED-Lampen, auch diese bislang vornehmlich in Parkanlagen. Unter allen Lichtpunkten werden 1577 als sogenannte Halbnachtleuchten betrieben (Abschaltung um Mitternacht), nur 220 bleiben die ganze Nacht brennen, so an Kreuzungen oder Hauptverkehrsstraßen.

Das klare Schwergewicht an Lampen befindet sich natürlich in der Kernstadt, da sind es allein 1033. Außer in Harriehausen, wo mit 127 noch die Dreistelligkeit erreicht wird, sind alle anderen Ortsteile mit weniger als 100 Lampen ausgestattet.

Interessante Informationen über die Technik der Lampen gab Frank Strübing. Ein- beziehungsweise ausgeschaltet werden die Lampen, wenn das Tageslicht auf 35 Lux fällt oder steigt. Das besorgen Dämmerungsschalter, die an mehreren Schaltstellen die Lichtstärke messen. Zurzeit nimmt die Avacon dies zentral durch eine Tonfrequenz-Rundsteueranlage vor. Das ist für Bad Gandersheim zwar kostenlos, dafür besteht keine Möglichkeit individueller Steuerung zum Beispiel nur für das Stadtgebiet.

Leuchtmittel werden heute in Lumen pro Watt angegeben. Wo im Hausbedarf Lichtdichten von deutlich unter 1000 Lumen üblich sind, liegen Straßenbeleuchtungsmittel um das drei- bis sechsfache höher als dieser Wert. Zurzeit kommen Natriumdampflampen mit rund 6000 Lumen zum Einsatz. Aktuelle LED-Leuchtmittel erreichen hingegen bei gerade mal 20-Watt-Verbrauch satte 3000 Lumen, das sind 150 Lumen pro Watt. Da dümpeln andere Leuchtmittel gerade bei einem Zehntel herum.

Beachtet werden müsse bei der Auswahl der Leuchtmittel ein namhafter Hersteller, gute Qualität, die auch mit langen Garantiezeiten verbunden ist, moderne Technik, zum Beispiel mit Linsenschliff, Köpfe mit einer Leistungs-Reduzierungsmöglichkeit sowie Netzsynergie. Beim Verbrauch einer Quecksilberdampflampe entstehen zum Beispiel 84 Euro pro Jahr an Kosten, bei Natriumdampflampen 49 Euro pro Jahr, bei einer LED sind es nur noch 14 Euro pro Jahr. Für Bad Gandersheim ließen sich die aktuellen Kosten von 83.000 Euro pro Jahr auf gut 20.000 Euro senken, so Strübing. Vorausgesetzt, das gesamte Lichtnetz der Stadt würde auf LED umgestellt, ansonsten gibt es kleinere Spareffekte über eine begonnene Umrüstung.

Harald Schliestedt ergänzte, dass für die Umrüstung von Natriumdampflampen auf LED auch Fördergelder beantragt werden können. 30 Prozent gebe es auf die Umrüstung der Leuchtköpfe, bei finanzschwachen sogar 35 Prozent. Anträge seien noch bis zum Jahresende möglich.

Bei den Fragen aus dem Ausschuss interessierte Heinrich Hohls, ob eine Umrüstung in großem Stile erfolgen müsse, oder sie auch sukzessive bei Ausfall eines Leuchtmittels vorgenommen werden könnte. Ein Einzelwechsel sei möglich, so Frank Strübing, allerdings gebe es dann eine gewöhnungsbedürftige Mischung verschiedener Lichtfarben. LED ist eher weiß, stadtbildbestimmend ist zurzeit das gelbe Natriumhochdrucklicht.

Die Kosten des Auswechselns einzelner Köpfe bezifferte der Avacon-Vertreter auf rund 400 Euro netto inklusive Montage. Der Wunsch einer Einzelsteuerung für bestimmte Bereiche sei hingegen unter den derzeitigen Umständen schlecht möglich.

Eine besonders innovative Frage hatte Hendrik Geske, er hatte eine bereits existierende Technik im Blick, bei der durch App-Nutzung bestimmte Straßenzüge aktiviert würden, in denen man zum Beispiel nach Hause gehen wolle. Aus einem Chat wurde dies ergänzt um die Möglichkeit an Lampen Bewegungsmelder zu installieren, die solche Lampen von minimaler Grundbeleuchtung hochfahren, wenn jemand naht. Beide technische Möglichkeiten bestünden, bestätigten die Avacon-Vertreter. Sie würden natürlich die Kosten wieder leicht erhöhen durch Installation und Nutzung.

Geprüft werden müsse auch, so eine weitere Geske-Frage, ob eventuell für die letzte Umrüstung auf Natriumdampflampen Fördermittel zurückbezahlt werden müssten, weil die Förderfrist noch nicht abgelaufen sei. Die Avacon will dies überprüfen.

Auch das Gelände der Landesgartenschau wurde hinterfragt, denn auch hier wird natürlich eine neue, moderne Beleuchtung gebraucht. Die Notwendigkeit, so Vorsitzende Anja Görlach, könne man auch auf den Skulpturenweg zum Beispiel bis nach Brunshausen ausdehnen.

Dr. Trude Poser brachte den Aspekt der Insektenfreundlichkeit von LEDs ins Spiel. Bei blauweißem Licht ist diese nicht gegeben. Warmweißes Licht sei daher unbedingt zu bevorzugen und außerdem zu beachten, dass die Leuchtmittel nur nach unten und nicht nach oben abstrahlen. Gerade auf dem LAGA-Gelände wäre eine insektenfreundliche Beleuchtung ein besonders beachtenswerter Plus-Punkt.

Die Avacon-Vertreter antworteten, die Lichtstreuung sei bei LED ohnehin geringer, weil zudem oft durch Linsentechnik unterstützt, das mindere sogar die aktuelle Lichtverschmutzung. Warmweiße LED lägen bei etwa 2700 Kelvin, wären dann aber auch etwa um fünf Prozent lichtschwächer als kaltweiße LED.
Für den Beschlussvorschlag der Verwaltung gab es einstimmige Befürwortung. Er besagt, dass die Verwaltung den Austausch von Leuchtmitteln in solche mit LED vorantreiben solle, dies auch in eigenen Einrichtungen, soweit nicht schon geschehen. Für den Bereich der Straßenbeleuchtung müsse noch die Bindungsfrist an die letzte Förderzusage geprüft werden. Angegeben wird sie im Beschluss mit 2031. Auch vorher schon sollen defekte Leuchtmittel in Absprache mit dem Fördergeber in LED gewechselt werden, ansonsten sind neue Förderungen ausfindig zu machen und zu beantragen.rah