Leerstände sollen während der LaGa möglichst nicht bemerkbar sein

Arbeitskreis Innenstadt des Fördervereins der Landesgartenschau kam zu Treffen im Freibad-Kino zusammen

Die Vorsitzende des Arbeitskreises Innenstadt, Trude Poser, zeigte eine Karte mit der Strecke vom Bahnhof bis zum LaGa-Eingang in der Nähe des Viadukts.

Bad Gandersheim. Die Bad Gandersheimer Innenstadt zeichnet sich durch viele Leerstände aus. Mit dieser Problematik befasst sich der Anfang des Jahres ins Leben gerufene Arbeitskreis Innenstadt des Fördervereins Landesgartenschau. Wie die Räume zumindest während des Großereignisses mit Leben erfüllt werden könnten oder sich durch entsprechende Gestaltung der Eindruck eines Leerstandes vermeiden lässt, war Thema des zweiten Treffens. Die Teilnehmer waren hierzu am Donnerstagabend ins Open-air-Kino Freibad gekommen, das der Gandeon-Verein initiiert hatte.

Nachdem Jörg Gelück vom Vorstand des Fördervereins die Teilnehmer begrüßt hatte, folgten die Mitglieder seinem Vorschlag, Trude Poser zur Vorsitzenden des Arbeitskreises zu bestimmen. Handlungsbedarf bestehe besonders entlang des Weges vom Bahnhof bis zum Eingang ins LaGa-Gelände hinter dem Tanzcafé Gino, fasste Poser zunächst ein Ergebnis des ersten Treffens zusammen. Diese Trasse müsse attraktiver werden, denn sie sei die Hauptstrecke, die ein Besucher „eventuell maximal durch die Stadt zurücklegt“, so die Vorsitzende des Arbeitskreises. Hierzu hatte sie eine Karte erstellt, die diesen Bereich zeigt.

34 Leerstände gibt es derzeit in der Bad Gandersheimer Innenstadt, erläuterte Citymanager Alexander Rudnick. Fast alle dieser Immobilien dürften bis zur Landesgartenschau nicht den Besitzer wechseln. „Also müssen wir uns darüber unterhalten, was man in der Zeit bis zur Landesgartenschau mit diesen Leerständen machen könnte“, sagte der Citymanager und verwies auf das relativ kleine Zeitfenster bis zum Beginn des Großereignisses. Drei Kurzfristlösungen gibt es aus seiner Sicht, damit die Leerstandsproblematik nicht so auffällt.

Da wären zum einen sogenannte Pop-Up-Stores. „Das sind zeitlich befristete Nutzungen von leerstehenden Ladenlokalen mit einem Handelsformat, das nur auf zusätzliche Kunden abzielt, die durch die Landesgartenschau hierherkommen“, erläuterte er. Die Kundschaft, die normalerweise durch die Innenstadt laufe, sei zu wenig, um einen solchen Laden finanziell zu tragen. Durch die Kundschaft der Besucher zur Landesgartenschau könnte der Umsatz reichen, um die Kosten von der Miete bis zum Personal zu bezahlen. Angeboten werden könnten beispielsweise Waren und Lebensmittel mit regionalem Bezug. Viele Gäste würden aus entfernteren Bereichen kommen und gerne etwas Regionalspezifisches als Erinnerung mitnehmen.

Die zweite Variante wäre, Schaufenster professionell so zu gestalten als wäre dahinter ein Ladenlokal, wozu auch eine abendliche Beleuchtung gehöre. „Da steckt sehr viel Arbeit und Material drin, das ist mal nicht eben so zu machen, aber es ist der Mühe wert“, so Rudnick. Er verwies darauf, dass in Einbeck fast ein Drittel der Ladenlokale in der Innenstadt leerstehen würden, die nahezu alle dekoriert seien. So etwas sei nur durch sehr viel Geld realisierbar. Ermöglicht werde es in Einbeck über einen vom PS-Speicher getragenen Verein. Eine solche Lösung könne in Bad Gandersheim aber nur für einen Teil der leerstehenden Ladenlokale denkbar sein, da es nach Rudnicks Einschätzung kaum möglich ist, in der verbleibenden Zeit genügend Geld, personelle Kraft und Ideen zusammenzubekommen.

Die dritte Variante, die Rudnick anregte, war das Bekleben der Schaufenster mit einem Motiv auf einer Folie. „Das machen andere Städte auch schon, das ist nicht total neu erfunden“, berichtete er. Die Frage sei, was das geeignete Motiv sein könnte.

Bei der Suche nach einer Antwort, gelte es nicht in Fallen zu treten. Er meinte damit das Bebildern „mit etwas, was nicht passieren wird“, wenn die Folie zum Beispiel einen Buch-, Fleischer oder Fischladen zeige. „Das funktioniert nicht, das wäre ein Versprechen, was man nicht halten könnte oder es wäre die Beschwörung der 80-er Jahre“, so Rudnick mit einem Augenzwinkern, bevor er hinzufügte: „Das ist nicht sehr modern.“

An der Gestaltung mit alten Bildern würden sich zwar viele Menschen erfreuen, aber auch das sei eine eher „rückwärtsgewandte Lösung“. Rudnick: „Es wäre sinnvoller, ein durchgängiges Motiv zu schaffen, was sich nach vorne richtet, ins Moderne hinein. Die Landesgartenschau habe schließlich auch die Funktion zu verdeutlichen, „dass Bad Gandersheim nach vorne geht und nicht ein stehengebliebenes Bad ist, das noch immer darunter leidet, dass es eine Gesundheitsreform gab, sondern dass sich diese Stadt überlegt hat, dieses Pfund, was sie hat, nach vorne zu bringen.“

Diese Idee müsste sich auf diesen Schaufensterbeklebungen irgendwie auch widerspiegeln. Deutlich werden sollte, dass die Roswithastadt aufbricht in die Moderne Unabhängig von der angestrebten Variante, müssten jetzt zeitnah Kontakte zu den Eigentümern geknüpft werden. Dies sei eine Aufgabe, die der Arbeitskreis leisten könnte.

„Wir müssen persönliche Beziehungen mobilisieren, sonst rennt uns die Zeit weg.“ Notwendig seien „lokalpatriotische Taten“ dieser Eigentümer. „Sie müssen jetzt erkennen, dass sie den Wert ihrer Immobilie erhalten, wenn sie zur Zeit der Landesgartenschau erlauben, in ihrem Schaufenster mal irgendetwas zu machen, weil sonst der Wert ihrer Immobilie noch weiter versinkt.“

In vielen Fällen fehle der Impetus, etwas aus den Immobilien zu machen, gab Poser zu bedenken. Es gelte auch, „Leerstand offensiv zu inszenieren“, wozu Aktionen wie künstlerische Beiträge zählen könnten. Gemeinsam mit Rudnick zeigte sie anschließend auf der LED-Leinwand eine bebilderte Übersicht mit allen Leerständen in der Innenstadt.

In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass es bereits Interessenten wie eine Goldschmiedin für einen Pop-Up-Store gibt. Für die Motive der Schaufenstergestaltung mit Folien wurden die Gandersheimer Domfestspiele angeregt, dem Ganzen könnte ein grüner Rahmen gegeben werden, um eine optische Kombination herzustellen. Wenn Besitzer keine Schaufensterlösungen zulassen, müsse darüber nachgedacht werden, ob es Gestaltungsmöglichkeiten im davor liegenden Bereich gibt, so dass der Leerstand nicht auffällt, sagte Poser.

Der Leiter Durchführungsplanung und Realisierung bei der Landesgartenschaugesellschaft, Kai Schönberger, schlug vor, an Hochschulen heranzutreten und über studentische Projekte „den einen oder anderen Laden in Gang zu kriegen“. Wenn Zugang zu einer leerstehenden Fläche möglich wäre, dann könnte dort mit relativ einfachen Mitteln ein solcher Laden auch für die Bad Gandersheimer Bürger ganz anders erfahrbar gemacht werden.

„Wir müssen einen Vorschlag machen, den wir sowohl den Eigentümern als auch der Stadtgesellschaft schmackhaft machen“, so Rudnick abschließend.art