Losgelöst von Erwartung und Anspruch

Kunsttherapeutin Maria-Kathleen Zorn betreut nun auch Malgruppen für Erwachsene in der Freien Schule Heckenbeck

Heckenbeck. „Beim Malen die Verbundenheit zu sich selber spüren“: Diese Möglichkeit will Maria-Kathleen Zorn interessierten Menschen im Kreativraum der Freien Schule Heckenbeck bieten. Die gebürtige Görlitzerin, die seit zwei Jahren in dem Bad Gandersheimer Ortsteil lebt, hat hierzu neue Kurskonzepte entwickelt, die sich auch an Erwachsene richten.

Ein Jahr lang betreut Zorn bereits den Malraum, den die vorherige Kreativleitung Friederike Künkler 2017 ins Leben rief. Eine Malwand wurde geschaffen und ein Palettentisch gebaut.

Nachdem Zorn, die vor dem Umzug nach Südniedersachsen in Krefeld lebte, ein Gemeinschaftswochenende in Heckenbeck absolviert hatte, war sie angesprochen worden, ob sie die Aufgabe übernehmen wolle, einmal wöchentlich donnerstags mit Kindern zu malen.

Ansatz bringt Ordnung in innere Bilderwelt

Dies kam ihren Interessen und ihrer Kompetenz entgegen, denn sie hatte kurz zuvor im hik-Institut für Kunsttherapie Hamburg eine Ausbildung zur Diplom-Malbegleiterin im Lösungsorientierten Malen (LOM) absolviert. Dies sei ein therapeutischer Ansatz, „der eine Ordnung der inneren Bilderwelt bewirkt“, verdeutlicht Zorn. Ziel ist es, störende Erinnerungsbilder durch störungsfreie Bilder im Gehirn zu ersetzen.

Weil es sich in Heckenbeck um eine Freie Schule handelt, wurde nach einer Methode gesucht, die das freie Malen ohne irgendwelche Formen von Bewertungen ermöglicht, so wie sie der 1924 in Kassel geborene Maler und Forscher Arno Stern konzipiert hat. Zorn hatte selbst sechs Jahre nach einer Arno-Stern-Methode gearbeitet.

„Die Kinder kommen in den Malraum, stellen sich vor ihr großes Blatt Papier, das an der Wand befestigt ist und fangen an, die Bilder zu malen, die sie gerade im Sinn haben. Die Kinder malen so lange sie wollen und was sie wollen“, beschreibt die im Jahre 1984 geborene Kunsttherapeutin das Angebot, das sie seit dem Mai 2018 betreut.

Teilweise spiegelte sich eine Verbindung zwischen Natur und Mensch in den Bildern wider. So werde im Frühling viel frisches Grün verwendet. Dem Konzept des bewertungsfreien Raums entsprechend rede niemand über die Bilder.

Wortlos geht es dennoch nicht in dem Raum zu, denn auch Methoden der bekannten amerikanischen Malerin, Lehrerin und Autorin Michele Cassou fließen in die Konzeption ein. „Ich führe mit Fragen an den inneren Nullpunkt zurück, an den Ort, wo wir selber nicht werten, nicht urteilen, an dem es keine Vorlieben gibt, wo einfach alles möglich ist“, beschreibt Zorn den Ansatz, der etwas bewirke: „Sich selber die Erlaubnis geben, alles zu fühlen“. Die Fragen, die sie stelle, würden nach ihrem Eindruck von den Kindern ehrlich beantwortet.

Unabhängig vom Alter stehen die Teilnehmer während des Malens. Dies diene dazu, mehr Abstand zu seinem Werk zu
gewinnen.

Nicht zuletzt werde die Feinmotorik gefördert und auch das soziale Miteinander gefördert. Schließlich dürften sich die Teilnehmer nicht selber anmalen, kleckern oder auf die Füße treten. Auffallend sei, dass eher jüngere Kinder zu diesem Angebot kommen. Letztendlich habe der Malraum auch die Funktion eines Ruhepols, in dem die Schüler „wieder ganz bei sich ankommen können“.

Dienstagsgruppe für Erwachsene gegründet

Mit dem gleichen Ansatz wie für Kinder hat Zorn auch eine Dienstagsgruppe für vier Erwachsene ins Leben gerufen, die ab dem 20. August jeweils zwischen 17 und 18.30 Uhr fortgesetzt wird. Bei Erwachsenen sei es noch viel mehr möglich, eigenen Denkmustern auf die Schliche zu kommen.

„Ich komme gerne dorthin, um meiner eigenen Kreativität einen besseren Raum zu geben“, erzählt Katrin Chittka, Kreativkoordinatorin an der Freien Schule Heckenbeck, warum sie daran teilnimmt. Als Vorteil und Inspiration bewertet Chittka, dass sie sich „von Erwartung und Anspruch mal frei machen kann“.

Und nicht nur das gefällt ihr: „Man lernt wieder im Hier und Jetzt zu sein“, außerdem biete sich Teilnehmern die Gelegenheit, „den Alltagdruck abbauen zu können".

Die Leiterin des Kreativbereichs empfindet es als „total angenehm“, dass so eine angenehme geschäftige Atmos-phäre herrscht. Dies habe auch zur Folge,„dass man aufpassen muss, sich nicht anzurempeln“.
Eine Möglichkeit, den Malraum kennenzulernen bietet sich Interessierten am Dienstag, 20. August, von 19 bis 21 Uhr und am Mittwoch, 28. August, von 17 bis 19 Uhr. Ein weiteres Angebot ist das Intensiv-Mal-Wochenende am Sonnabend, 7. September, und Sonntag, 8. September, in der Zeit von 10 bis 17.30 und zwischen 10 und 15.30 Uhr.

Einzelangebote nach individueller Absprache

Wer sich für den LOM-Ansatz interessiert, aber nicht innerhalb einer Gruppe aktiv werden möchte, kann auch Einzelangebote nach vorheriger individueller Absprache in Anspruch nehmen, erläutert Zorn, die sich auch als

Begleiterin in der Märchen-Chakra-Therapie einen Namen gemacht hat. Weitere Informationen und Anmeldung: www.goldmaria.de sowie unter Telefon 05563 / 354 08 22.art