Mit der Vergangenheit für die Zukunft

Zweiter „Lockdown“ in diesem Jahr nicht unerwartet / Von den Erfahrungen des ersten Mals profitieren

Bad Gandersheim. Es kam sozusagen mit Ansage: Die zweite Corona-Welle war vorhergesagt, so ist sie eingetroffen. Deutlich wuchtiger noch, als die Zahlen vor dem ersten Lockdown im März, was den zweiten in den letzten Tagen immer wahrscheinlicher werden ließ. So, wie er dann nun auch angekündigt ist: Ab Montag werden wir uns zurückversetzt fühlen in den März. Wieder geschlossene Gaststätten, Sportanlagen, Bäder, Kulturstätten. Wieder zahllose Veranstaltungsabsagen, starke Einschränkungen der Kontakte. Wie vertraut das noch alles erscheint.

Und doch ist es diesmal anders. Immerhin haben wir die Erfahrungen des ersten Mals im Rücken. Ein schmerzhafter Lernprozess in März und April, der uns aber viele Dinge beschert hat, von denen wir nun profitieren können.

Beispiel: Nachbarschaftshilfe

Es gibt sie nach wie vor noch, die Nachbarschaftshilfe, die als große bürgerbewegte Aktion im Frühjahr gegründet worden war, um Menschen in der Corona-Krise zu helfen. Dass es sie gibt, ist gerade heute wieder gut und wichtig, denn die Zahl der Infizierten steigt, und damit auch die Zahl der Menschen, die als infiziert oder als Familienmitglieder oder Kontaktpersonen in Quarantäne bleiben müssen.
30 Aktive der Nachbarschaftshilfe betreuen so akut bereits 70 Menschen in Quarantäne. Bald könnten es – erst recht vor dem Hintergrund der ab Montag geltenden Einschränkungen – deutlich mehr werden, wie Torsten Meyer befürchtet. Er bittet darum, die Dienste der Initiative in Anspruch zu nehmen. Vor allem ältere Menschen sollten jetzt besser daheim bleiben und sich für Einkäufe und andere Wege an die Nachbarschaftshilfe wenden. Ansprechpartner sind René Osbahr, Telefon (05382) 958-632, und Torsten Meyer, Telefon (05382) 4112.

Beispiel: Lieferdienste

Im Frühjahr mussten zahlreiche gastronomische Betriebe von jetzt auf gleich mit der Situation klarkommen, keine Gäste mehr empfangen und bewirten zu dürfen. Um überleben zu können, entwickelten die meisten schnell Lieferdienstmodelle, die tatsächlich auch zu Überlebensmodellen geworden sind. Davon können die erneut stark betroffenen Restaurationen und Gastrobetrieb nun profitieren.

Aus zahlreichen Betrieben der Stadt wird bereits vor dem Wochenende signalisiert, dass man mit den Erfahrungen des Frühjahrs eben diese Modelle sofort wieder reaktivieren wird. Darauf können wir, die wir zuhause bleiben sollen, ab Montag wieder bauen.

Anders ist diesmal, dass es keinen Lockdown für den Einzelhandel gibt. Die Geschäfte bleiben geöffnet, wenngleich ihre Betreiber in den kommenden Wochen sicher mit einem reduzierten Betrieb rechnen müssen, soweit die Menschen den Appell beherzigen, daheim zu bleiben.

Es gibt aber auch dieses Mal wieder Bereiche, die in voller Breitseite getroffen werden. Fitnesstudiobetreiber oder das Sole-Waldschwimmbad müssen schließen. Ohne Wenn und Aber, und ohne Ersatz für den Einnahmenausfall. Wie schwer es ist, an vom Bund zugesagte und auch bereitstehende Hilfsgelder heranzukommen, mussten viele derart Betroffene bereits im Frühjahr erfahren. Vielleicht kann die zweite Welle beweisen, dass es diesmal damit besser läuft.
Zu den erneut komplett Ausgebremsten gehören die Kulturschaffenden. Gesellschaft und Politik haben es noch nicht geschafft, ihren Schaden aus dem ersten Lockdown und einem deprimierenden Jahresverlauf aufzuarbeiten, da stehen Künstler und Freischaffende erneut ohne Verdienstmöglichkeiten da.
Das betrifft auch wieder die Akteure, mit denen die Domfestspiele an sich in diesem Monat ihr tolles, neues Probenzentrum einweihen wollten. Termin war noch unbekannt – und wird aufgrund der Umstände zur Zeit wohl gänzlich unwahrscheinlich.

Im Probenzentrum sollte Anfang Dezember Nikolaus-Jazz gespielt werden. Niemand weiß zur Zeit, ob wir dann diesen Lockdown erfolgreich hinter uns gebracht haben. Und selbst, wenn er wie erwünscht die Infektionszahlen wieder in eine Talsohle gedrückt hat, können wir uns dann einige Wochen vor Weihnachten Lockerungen erlauben und Konzerte mit Publikum leisten? Eine von zur Zeit zahlreichen offenen Fragen.

Die Liste deprimierender Umstände ließe sich noch beliebig verlängern. Dabei geht es aber vielfach um Umstände oder Folgerungen, denen eines zugrunde liegt: Unser Verhalten. Das wird letztendlich ausschlaggebend sein, wohin die Reise geht und wie schön dieses Jahr Weihnachten und der Rutsch ins neue Jahr ausfallen werden.

Auch dabei können wir nun, beim zweiten Lockdown, auf die Erfahrungen des ersten zurückgreifen. Wir wissen, dass soziale Distanz da den gewünschten Effekt erzielt hat. Also sollten wir das auch diesmal gewinnbringend für uns alle einsetzen. Darum: Bleiben Sie bitte zuhause, schützen Sie sich und andere.rah

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