Mit einem Mädchen im Auge: Achim Lenz liest aus „Sokrates im Supermarkt“

Pointierte Geschichten mit Anspruch und Witz las Achim Lenz im Kloster Brunshausen.

Brunshausen. Einen Blick in die Antike und die Köpfe prominenter Persönlichkeiten warf Achim Lenz bei einer Lesung im Kloster Brunshausen. Der Intendant der Gandersheimer Domfestspiele, der obendrein Altphilologe ist, präsentierte seinem Publikum Auszüge aus dem Buch „Sokrates im Supermarkt - Streiflichter aus der Antike“ von Klaus Bartels.

Es sollte ein exemplarischer, anspruchsvoller und heiterer Einblick in „große und kleine“ Themen der Menschheitsgeschichte werden: Lenz streifte unter anderem die Gebiete der Konsum- und Modezwänge von Antike bis Post-Moderne, Arroganz, Luxus, Weinpanscherei sowie den Ursprung des Wortes Pupille.

Die kurzen Erzählungen offenbarten dabei Erkenntnisse, die damals wie heute Geltung besitzen. „Wenn Sokrates über den Markt ging, sagte er immer wieder, auf die Überfülle der da zum Verkauf angebotenen Waren hinblickend, im Stillen zu sich: ‘Wie viele Dinge gibt es doch, die ich nicht brauche.’ Dieses Zitat vom griechischen Philosophen Diogenes Laërtios bereitete die Grundlage für den folgenden Text, der die Themen Konsum und Mode kritisch beäugt. So ermittelte der römische Philosoph Lucius Annaeus Seneca, eine der „Ursachen unseres Unglücks“: „...dass wir nach den Beispielen des anderen leben: dass wir uns nicht von unserer Vernunft bestärken , sondern von allerlei Moden verführen lassen.“

Die Erzählung „Ein Mädchen im Auge“ konnte zudem eine sprachliche Brücke zwischen Antike und Neuzeit schlagen. Zunächst wird die Feststellung erläutert, das ein liebender Jüngling, der in die Augen des geliebten Mädchens schaut, in ihnen sein eigenes Abbild erkennen kann - „das Auge ist zum Spiegel geworden“.

Diese Erscheinung wurde in der Antike „Püppchen“ genannt. In der griechischen Lehnübersetzung hieß dieses „Mädchen“ beziehungsweise „Püppchen“ pupilla, was wiederum ins lateinische übergegangen ist und heutzutage als „Pupille“ in unserer Sprache fortwährt. Lenz lieferte noch weitere „Aha“-Momente, die vom Publikum nach dem einstündigen Vortrag mit einem kräftigen Applaus belohnt wurden.kw