Mit feinsten Strichen grobe Spuren nachgezeichnet

Kunstkreis-Ausstellung: In Klaus Müllers Naturmotiven fehlt der Mensch – seine Spuren aber sind unübersehbar

Gut besuchte Vernissage der Klaus Müller-Ausstellung am vergangenen Sonnabend.

Brunshausen. Eine weitere Ausstellung ist beim Kunstkreis Brunshausen am vergangenen Wochenende eröffnet worden: Klaus Müller zeigt seine Bilder unter dem Titel „Der ausgesparte Mensch“. Müller ist nicht zum ersten Mal Gast beim Kunstkreis, vor fünf Jahren stellte er bereits in Brunshausen einmal aus, damals mit dem Titel „Steine“.

Der Titel dieser Ausstellung ist Programm: Menschen wird man in den Bildern Müllers vergeblich suchen. Es sind dies allesamt Landschaftsansichten. Menschenleer, und doch ist der Mensch in ihnen allgegenwärtig durch die Spuren, die er in der Landschaft hinterlässt. Da durchfurchen tiefe Reifenspuren eine Wiese, steht ein verlassener Hochsitz auf dem Hügel, liegt ein toter Wildvogel im Vordergrund, während die Windräder im Hintergrund als Ursache des Absturzes assoziiert werden.

Dies alles in Bildern, die dem flüchtigen Betrachter vielleicht wie künstlerische Schwarz-Fotos anmuten mögen, in Wirklichkeit aber allesamt Handzeichnungen sind. Mit großer Akribie, manchmal mit Tausenden feinster Striche und viel Zeitaufwand erstellt, wie der Blick aus der Nähe leicht nachempfinden lässt.

Die Laudatio bei der Vernissage hielt der Vorsitzende der Gruppe Bildende Künstler Harz, Sidney Gromnica. Er sprach bei Müllers Bildern von „sprechender Leere“, die dort wiedergegeben werde. Die Bilder sprächen den Betrachter unaufdringlich und trotzdem eindrucksvoll an. Dabei fühle sich Müller keineswegs einem Mainstream verpflichtet, sondern berührte durch die konkrete Darstellung äußerst direkt.

Die Vorlagen dazu könne jeder aufmerksame Beobachter in seiner unmittelbaren Umgebung finden. Umgekehrt müsse man schon lange suchen. Stellen in der Natur zu finden, die tatsächlich keine Menschenspuren aufwiesen, also im Sinne des Wortes unberührt seien.

Trotzdem seien Müllers Bilder andererseits auch nicht als wohlmöglich wütende Anklage zu verstehen oder beschrieben so etwas wie eine apokalyptische Endzeitstimmung. Eher sind sie behutsame Mahnung, hinzusehen und nicht den Blick vom Alltäglichen, Gewohnten abzuwenden. Sonst entginge dem Betrachter auch die „poetische“ Dimension der Werke.

Dass der Künstler sein Handwerk verstehe, sei unübersehbar. Müller hat eine lange Vita des Kunstschaffens mit zahlreichen Ausstellungen seit Anfang der 80er Jahre und ist zudem preisausgezeichnet für einige seiner Werke. Um seine Bilder zum Sprechen zu bringen, müssten sie die Kommunikation zweier Innenwelten anregen – die des Künstlers und die des Betrachters. Dann hinterlasse ein Bild auch Wirkung, ansonsten habe es eben „nichts zu sagen“.

Müllers Bilder sprechen an, wie die Besucher der Vernissage selbst erleben konnten und bestätigten. Die Werke regen zum Innehalten und Nachdenken an. Neben der großen Zahl an Zeichnungen sind auch einige Collagen ausgestellt, die Zeichnungen und grafische Elemente – dann auch in Farbe – miteinander verbinden.

Die Ausstellung ist in den Kunstkreisräumen noch bis zum 5. August zu sehen, und zwar immer freitags, sonnabends und sonntags von 15 bis 17 Uhr bei freiem Eintritt.rah