Nachnutzungskonzept: Soll die Kunst auf der LAGA danach erhalten bleiben?

Drei Szenarien für den Umgang mit der Kunst vorgestellt / Konzept muss bald festgelegt werden

„Himmelssegel“ von Dietlind Petzold. Die Heckenbecker Künstlerin hat auch vor, mit einem eigenen Beitrag im Auepark bei der LAGA präsent zu sein. Es wird aber nicht diese Skulptur sein.

Bad Gandersheim. Kunst und Kultur sind aus der Stadt Bad Gandersheim kaum wegzudenken. Das Kloster Brunshausen oder der Roswitha-Preis stellen eine Verbindung zur Vergangenheit her. Aus diesem Grund sollen diese und andere kulturelle Erzeugnisse in die Landesgartenschau (LAGA) miteinfließen. Grit Arndt, Marketingleiterin der LAGA und Betreuerin für den Bereich Kunst, hat in der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses ein Nachnutzungskonzept vorgestellt, um Kultur in Verbindung mit Kunst nach der LAGA zu erhalten.

Grundlage für das Konzept von Arndt ist eine Machbarkeitsstudie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Kunst und Kultur spielen bei dieser eine große Rolle – so auch während der LAGA. In der Studie wurde ein expliziter Hinweis auf den Skulpturenweg gegeben, der bereits die beiden Schwerpunktthemen vereint. „Kultur ohne Kunst wäre kaum denkbar“, sagt Arndt.

Die LAGA stellt dabei den Anspruch an sich selbst, einem Bildungsauftrag zu erfüllen. Dabei stehe besonders die kulturelle Bildung im Vordergrund. „Sie trägt dazu bei, das kulturelle Erbe zu bewahren, zu vermitteln und damit am Leben zu erhalten. Kunst spielt dabei eine wichtige Rolle“, erläutert Arndt.
Das Konzept mit dem Titel „Was für eine Aussicht“, beziehe sich nicht nur auf den Ausblick auf die Landschaft. Durch die Einbeziehung der Geschichte und der Natur solle der Besucher dazu angeregt werden, einen räumlichen und zeitlichen Blick in die Zukunft oder die Vergangenheit zu werfen. Vor allem bei dem Blick in die Zukunft soll die Frage nach unserem zukünftigen Leben und dem menschlichen Umgang mit der Natur aufkommen.

„Anhand von diesem Ausblick haben wir vier Themen entwickelt, die in Kunst übersetzt werden sollen“, erläutert Arndt. Zuerst solle die Geschichte der betroffenen Orte aufgegriffen werden. Dabei solle immer der Hintergrund zu dem Kunstwerk oder dessen Standort Grundlage sein. Weiterhin können die Themen Nachhaltigkeit und Feminismus eine Rolle spielen. Zudem sprach Arndt das Thema Flanieren, also durch die Umgebung schlendern beziehungsweise bummeln, an. Hierbei könne die Kunst auch in das Bild der Innenstadt miteinbezogen werden. Dafür müsse noch ein Grundkonzept entwickelt werden.
„Künstlerische Aspekte wurden während einer LAGA immer eingebracht“, sagt Arndt. „Sie wurde aber nie wirklich thematisch behandelt mit Führungen oder ähnlichem.“ Dies könne sich im nächsten Jahr ändern.

Kunstobjekte wie Skulpturen seien bereits an mehreren Stellen auf dem gesamten Gelände der LAGA geplant. Im Innenstadtbereich und in Brunshausen sind ebenfalls drei Positionen vorgesehen. Zudem können leerstehende Geschäfte mit Fotografie, Video oder Gemälden in Szene gesetzt werden. Des Weiteren könnte die Überlegung aufgegriffen werden, örtliche Künstler miteinzubeziehen. Derzeit sei geplant Dietlind Petzold, Bildhauerin, eine Sonderfläche zu geben, um eine Skulptur zu präsentieren. Dies könne auch anderen Künstlern geboten werden.

Petzold hat sich zu der angestrebten Skulptur bereits erste Gedanken gemacht: „Um für ein Landschaftsschutzgebiet wie die Koppelwiese (dem LAGA-Auepark) eine Skulptur zu entwerfen, muss man sehr sensibel vorgehen. Denn die Skulptur soll ja die Natur unterstützen und ihr Erleben in neuer Dimension möglich machen. Da vor Ort das Schilf als wesentlicher Bestandteil der Vegetation hervortritt, habe ich es in seinen Formen genau studiert und diese Formen, den tragenden Halm und die filigranen Blüten- und Samenstände abstrahierend in eine Skulptur umgesetzt“. Und weiter über den Standort: „Die Skulptur soll zwischen dem geplanten Steg und dem erweiterten Weg mitten in der Vegetation aufgestellt werden und in seiner herausragenden Größe die Sinne der Besucher für die Formen der Natur öffnen. Es entsteht ein lebendiges Spiel zwischen Kunst und Natur, eine gegenseitige Überhöhung“.

Um diese Kunst- beziehungsweise Ausstellungsprojekte in die Tat umsetzen zu können, müssen zunächst Förderanträge gestellt werden. „Wir brauchen groß denkende Stiftende“, merkt Arndt an. Zudem weist sie darauf hin, dass die Anträge bereits in knapp vier Wochen fertig sein müssen. Das bedeutet, dass die Stadt schnellstmöglich ein genaues Konzept festlegen sollte, um die Anträge rechtzeitig zu verschicken.

Wenn die Stadt sich für ein Nachnutzungskonzept beziehungsweise für die Arbeit mit örtlichen Künstlern entscheidet, werde mehr Geld benötigt. Künstler, die ein neues Werk für die LAGA anfertigen, müssten entsprechend entlohnt werden. Dabei bestehe aber eine Finanzierungslücke. Nach einer Zusage für die Förderung könne ein Ausstellungsaufruf veröffentlicht werden, um in direkten Kontakt mit Kunstschaffenden zu treten.

Um den Ausschussmitgliedern ihre Vision besser verdeutlichen zu können, hat Arndt drei Szenarien für die Stadt beschrieben. Die erste Variante sieht vor, die Kunstwerke nach der Ausstellung auf der LAGA wieder abzubauen und lediglich einen Antrag auf eine temporäre Ausstellung zu geben. Variante zwei würde bedeuten, dass die Stadt den Verbleib der Kunst unterstützt. Dies könne als Dauerleihgabe, Ankauf oder Überlassung geschehen. So könne beispielsweise ein „Skulpturenpark“ entstehen. Die dritte Variante baut auf der Zweiten auf. Sie sieht vor, den „Skulpturenpark“ in das Nachnutzungskonzept aufzunehmen. So könnten alle paar Jahre weitere Ausstellungen stattfinden, wodurch der Kultur-Tourismus gestärkt werde.

„Wenn wir es richtig machen, haben wir nicht nur eine Einmaligkeit. Die Kunstobjekte könnten auf den Flächen verbleiben. Deswegen sollte die Möglichkeit genutzt werden, freie Flächen mit Kunst zu beseelen“, wandte sich Arndt an den Ausschuss. Geschäftsführer Thomas Hellingrath stimmt ihr dabei zu: „Wir sollten uns frühzeitig Gedanken über die Nachhaltigkeit machen. Die LAGA stellt lediglich die ersten zehn Meter eines 100-Meter-Laufes dar. Wir müssen die Gremien miteinbeziehen, um so ein gutes Konzept zu entwickeln.“

Die Idee von Arndt bekam in der Sitzung des Stadtentwicklungsauschuss positive Rückmeldungen. Ausschussmitglied Oliver Brzink (Die Grünen) befürwortete gleich die dritte Variante. Hendrik Geske (CDU), Auschussmitglied, äußerte ebenfalls, dass er den Möglichkeiten, die Kunst zu erhalten, zustimmen würde.hei