Neue Rettungswache für das DRK

Bis auf die Finanzverhandlungen sind bereits alle Schritte dafür positiv beschieden

Die Pläne sind gezeichnet, vom Landkreis auch in der Voranfrage schon abgesegnet, das Gelände von der Stadt Bad Gandersheim erworben: Die Verantwortlichen des DRK, von links Wachenleiter Gerhard Glomm, Geschäftsführer Thomas Gerlach und Leitungsstellvertreter Marco Kresse, hoffen darauf, dass hier am Kriegerweg im kommenden Jahr mit dem Bau der neuen DRK-Rettungswache Bad Gandersheim begonnen werden kann.

Bad Gandersheim. Die Entscheidung im Stadtrat blieb unerläutert und ohne Diskussion: Man war sich einig, ein 4500 Quadratmeter großes Grundstück am Kriegerweg an das Deutsche Rote Kreuz zu verkaufen, das im Süden der Stadt am Hang des Kühlers eine neue Rettungswache entstehen lassen möchte.

So unspektakulär und geräuschlos der Beschluss, so viel mehr steckt aber hinter all dem, wie das Gandersheimer Kreisblatt in einem intensiven Gespräch mit Thomas Gerlach, Geschäftsführer des Bereiches Rettungsdienste in den Bereichen Northeim und Göttingen beim DRK, sowie dem Leiter der heutigen Rettungswache an der Helios-Klinik, Gerhard Glomm, und seinem Stellvertreter Marco Kresse erfahren konnte.

Warum sich das DRK überhaupt auf den beschwerlichen Weg gemacht hat, eine neue Rettungswache auf der heute noch grünen Freifläche am Kriegerweg genau gegenüber der (noch bestehenden) Firma Baumüller zu errichten, wird beim Blick in die heutige Wache schnell klar. Die Verhältnisse an der Dr.-Albert-Rohloff-Straße sind alles andere als gut.

Für die fünf Fahrzeuge der Wache gibt es nur einen Garagenstellplatz, der aber an sich auch nicht mehr den heutigen Normen entspricht. Die Räume für die Wache selbst sind im Kellergeschoss der Klinik untergebracht, zwischen dem hauseigenen Müllraum nebenan und dem Containerplatz im Freien vor der Tür. Mit Raumausstattungen, die bei einer Beschäftigtenzahl von 16 Personen zu wenig Platz bieten. Vom Umziehen bis zu gemeinsamen Treffen.

Die Nachtdienste haben Aufenthaltsräume im Obergeschoss des früheren Schwesternheimes. Zwei Minuten Ausrückzeit billigt man ihnen zu: „Schaffen Sie das mal, mit aus dem Schlaf hochkommen, schnell ankleiden, dann Treppen runter und einen langen Weg bergab zum schräg am Hang stehenden Fahrzeug“, beschreibt Gerhard Glomm die Problematik der Lage. Und dann im Winter nächtens noch Glätte, da habe es so manchen Retter selbst schon vor dem Start langgelegt.

Von der Räumproblematik am Krankenhausberg ganz zu schweigen. Da habe man schon mal vor dem Versuch, den Berg nach dem Einsatz mit Patient wieder hinaufzukommen, erstmal die Räumdienste abwarten müssen. Ohne Zweifel außerdem suboptimal, dass die Einsatzfahrten bei diesem Standort zwangsläufig immer durch das Kernstadtgebiet führen. Was erhöhte Aufmerksamkeit und Bewältigung so mancher Herausforderung bedeuten, wenn sich zum Beispiel bei der Fahrt durch die Moritzstraße in südlicher Einsatzrichtung Rettungswagen und ein Bus begegnen und einer schnell ausweichen soll.

Dass es besser ginge, sei in den mehr als 20 Jahren, die dieser Zustand bereits Bestand hat, eigentlich allen klar geworden, so Thomas Gerlach. Sogar den Krankenkassen, die sich auf Bitten des DRK die Situation selbst auch einmal angeschaut haben. Geändert hat sich bisher aber daran praktisch nichts.

Bis Corona kam. Da wurde es schwierig, diesen Standort noch vertreten zu können, zumal die Klinik, in der die Rettungswache untergekommen ist, auch noch zeitweilig Covid-Krankenhaus wurde. Binnen kurzer Frist suchte das DRK nach Alternativen und fand diese bekanntlich vorübergehend im Schulzentrum. Spätestens da sei klar geworden, dass es anders geht – und auch bald anders werden müsse.

Das DRK Göttingen-Northeim machte sich auf den Weg einer Planung. Ein Standort war auch bald gefunden: am Kriegerweg, direkt neben dem Postverteilzentrum. Das Gelände gehört der Stadt Bad Gandersheim, die auch Verkaufsbereitschaft für ein solches Unterfangen zusicherte. Die grundlegende Planung der Wache steht ebenfalls schon, die Bauvoranfrage ist vom Landkreis positiv beschieden worden.

Was noch fehlt, ist der bedeutendste Teil: die Finanzierung. Und diese müsse nun mit den Krankenkassen ausgehandelt werden, was nach allen Erfahrungen ein knochenhartes Ringen werde. Käme es hier zu einer baldigen Einigung über das vermutlich rund 1,7 Millionen Euro teure Projekt, wäre ein Baubeginn in 2022 samt Fertigstellung denkbar.

Und wünschenswert, denn der neue Standort hat zahlreiche Vorteile. Nicht nur, weil nun endlich alle Fahrzeuge der Wache auch einen überdachten Unterstellplatz bekommen, womit das Desinfizieren bei Minusgraden im Freien der Vergangenheit angehören könnte, und dazu genügend Räume für Personal und Nachtdienste vorhanden wären. Sondern auch, weil Einsatzfahrten von dort aus bedeutend schneller vonstatten gehen. Die B445 für Fahrten nach Süden ist knapp 400 Meter entfernt, die Auffahrten auf die B64, um nach Westen oder Osten auszurücken, genauso nah. Nur nach Norden in die Heberbörde geht es dann noch durch die Kernstadt, dies aber in der Moritzstraße als direktem Weg, ohne gegen den Strom anschwimmen zu müssen.

Zudem, so Glomm und Gerlach, würden die meisten Patienten heute nicht in die Klinik in Bad Gandersheim gebracht, sondern eher nach Northeim, wenn nicht gleich Göttingen. Manchmal noch sehr viel weiter weg, aber das ist eine andere, wenig beruhigende Geschichte, welche Entwicklung das Rettungswesen zur Zeit nehme.rah