Neuer Schwung für praeteritum und „Portal“

Geschäftsführerin Nathalie Boes und neue PzG-Leiterin Mai-Britt Wichmann offiziell vorgestellt

Vorstellungsgespräch: von links stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender Jens Meyer, Aufsichtsratsvorsitzende Franziska Schwarz, Portal-Leiterin Mai-Britt Wichmann, praeteritum-Geschäftsführerin Nathalie Boes und der 2. Geschäftsführer Manfred Kielhorn.

Brunshausen. Es hat sich eine Menge getan im letzten halben Jahr bei der praeteritum gGmbH. Wir erinnern uns: Seit dem Herbst 2020 war dem Aufsichtsrat der als Dachmarke für die drei authentischen Geschichtsorte „Portal zur Geschichte“, Harzhorn und Tongrube Willershausen ins Leben gerufenen „praeteritum“ bekannt, dass sein 1. Geschäftsführer Oliver Draber aus persönlichen Gründen sein Amt niederlegen wollte.

Das Ganze zog sich hin bis ins Frühjahr und führte schließlich mit Ende Februar zum Ausscheiden Drabers. Da bis dahin noch keine Nachfolge im Geschäftsführeramt gesichert werden konnte, sprang aus der Stadtverwaltung in Bad Gandersheim Manfred Kielhorn ein und übernahm zunächst als Interims-Geschäftsführer. So konnte eine drohende Auflösung der erst seit knapp zwei Jahren existierenden Gesellschaft vermieden werden.

Wenig später gelang es dann in einer neuen Bewerbungsrunde, eine geeignete Nachfolgerin zu finden, und die ist nun seit Mitte Juni offiziell im Amt: Nathalie Boes, M.A. (Magistra Artium) bekam den Zuschlag. Dies auch, so hieß es in der damaligen Auswahlbegründung, weil sie bereits Kontakte zu den Museumsprojekten im praeteritum hatte, unter anderem durch Mitwirkung am Harzhorn.

Am Dienstag nun nahm der Aufsichtsrat der praeteritum gGmbH mit Franziska Schwarz als Vorsitzende und Jens Meyer aus Kalefeld als Stellvertreter Gelegenheit, die neue Geschäftsführerin offiziell vorzustellen. Angefügt war diesem Anlass außerdem die offizielle Vorstellung der inzwischen ebenfalls neuen Leiterin des Portals zur Geschichte (PzG), Mai-Britt Wichmann (M.A.), die bereits im April die Leitung aus den Händen der nach Walkenried gewechselten Julia Maria Hartgen übernommen hat.

An sich, so Jens Meyer bei den einleitenden Worten, wolle man die Vergangenheit ruhen lassen und den Blick in die Zukunft richten. Ganz gelang das nicht, denn die Zukunft baut auf dem auf, was in den vergangenen zwei Jahren geschafft worden ist. Und da ließ sich nicht für alles Corona als Entschuldigung einiger Defizite anführen.

Ursprünglich war die fremdfinanzierte Abschubphase für das praeteritum auf drei Jahre angelegt, dann – so eine der zentralen Aufgaben des Geschäftsführers – sollte sich das Unterfangen von allein durch die bis dahin geworbenen Fördermittel und Sponsorenverträge tragen. Zwei der drei Jahre sind vorbei, das Ziel aber noch keineswegs zu zwei Dritteln gesichert. Gewiss, gerade in Coronazeiten war es besonders schwierig, Mittel für eine ungewisse Zukunft der Kulturgüter und Projekte einzuwerben. Faktum ist aber Stand Mitte 2021, dass es mehr Zeit braucht, um das nach wie vor bestehende Ziel tatsächlich zu erreichen.
Konsequenterweise ist daher, so verkündete die Aufsichtsratvorsitzende, bereits beschlossen, dass die Anschubphase um ein Jahr verlängert wird, also insgesamt vier Jahre durch den Landkreis und weitere Mittelgeber das praeteritum finanziert wird. Spätestens 2024 soll es auf eigenen Beinen stehen. Das zu bewerkstelligen ist nunmehr auch konkrete Aufgabe der neuen Geschäftsführerin. Sie bekommt dabei weiterhin Unterstützung durch Manfred Kielhorn, der als zweiter Geschäftsführer mit sechs Wochenstunden hilfreich zur Seite stehen wird.

Geeignet für die Aufgabe sieht sich Nathalie Boes nicht nur durch ihren Studienhintergrund als Archäologin, dies zuletzt mit Tätigkeit in Göttingen, sondern auch Projektleitungen, wie zum Beispiel am Römerschlachtfeld Kalkriese oder zuletzt einer Tätigkeit im Marketing für ein Kunsthaus in Göttingen. Konkrete Kenntnisse zu den Projekten konnte sie bereits durch Mitwirkung an Grabungsarbeiten auf dem Römerschlachtfeld am Harzhorn erwerben. Ein fachlicher Bezug bestehe aber genauso zu den beiden anderen Standorten.

Auch PzG unter neuer Leitung

Rund zwei Monate länger als Nathalie Boes ist Mai-Britt Wichmann in der Funktion der Leitung des „Portals zur Geschichte“. Sie hat die Nachfolge von Julia Maria Hartgen angetreten, die sich erfolgreich für die Leitungsfunktion beim Kloster Walkenried beworben hatte.

Auch Mai-Britt Wichmann kommt aus Göttingen, wo sie studiert hat und später in Oxford promovierte, und kann auf eine bereits länger bestehende Beziehung zum Portal zur Geschichte verweisen. Dies sowohl durch ihren Schwerpunkt mittelalterlicher Kirchen- und Frömmigkeitsgeschichte als auch Erfahrung in musealer Arbeit. Beides ist im PzG verbunden. Wichmann hat bereits diverse Ausstellungen begleitet, so bei der Klosterkammer oder zu den Themen FrauenOrt und Pilgerfahrten in Norddeutschland.

Für das PzG konnte Wichmann berichten, dass die Führungen wieder aufgenommen wurden. Vom 13. bis 22. August wird Brunshausen sich am „Harzer Klostersommer“ beteiligen. Thema: „Mittelalterliche Pilgerfahrten“. Am 12. September – parallel zur Kommunalwahl – ist der „Tag des offenen Denkmals“ unter PzG-Beteiligung, und im Oktober gibt es einen „spirituellen Herbst“ beim PzG. Danach wird auf die Beteiligung an der Landesgartenschau hingearbeitet, wo es Sonderausstellungen zum Thema „Garten“ geben soll, mit denen die Äbtissinnen ja auch viel zu tun hatten.

Nicht ganz so konkret benannt werden konnten die Aktivitäten des praeteritum. Er werde aber nach Lockerung der Corona-Maßnahmen im zweiten Halbjahr Veranstaltungen geben, so unter anderem den nachgeholten Familientag am Harzhorn, der ebenfalls am 12. September stattfinden soll.

Für Nathalie Boes geht es in erster Linie um zwei Aufgabenfelder: Sie muss zum einen Förderer und Sponsoren auftun, um das praeteritum in den kommenden zwei Jahren in eine Unabhängigkeit zu führen. Zum anderen sollen alle drei Standorte weiterentwickelt und besser für Publikum erschlossen werden.
Dabei bekommt sie nun auch Unterstützung durch einen neu gegründeten Beirat, dem unter anderem die Harzhorn-Guides, der Heimatverein Willershausen und der Förderverein des PzG angehören. Sie vertreten dabei auch die Interessen des an allen Standorten stark ausgeprägten Ehrenamtes, das weiterhin eine wichtige Rolle im Gesamtkonstrukt spielen wird. Mit den Vorschlägen aus dem Beirat setzen sich Geschäftsführung und Aufsichtsrat des praeteritum auseinander.

Zu den Dingen, die es besser als bisher zu machen gelte, gehöre zweifellos die Kommunikation zwischen praeteritum und seinen Partnern, waren sich Boes und Aufsichtsrat einig. In Bezug auf das Portal zur Geschichte besteht die Absicht, dieses vor allem in Brunshausen bunter zu machen und mit neuen Schwerpunkten zu bereichern.

Da passt gut ins Konzept, dass nach Freiwerden der früheren Hausmeisterwohnung in Brunshausen nun endlich die lange geplanten Erweiterungsmöglichkeiten für Wechselausstellungen bestehen und auch baldmöglichst wahrgenommen werden soll. Damit könne eine weitere Attraktivität am Standort geschaffen werden, dass Besucher immer wieder einmal vorbeischauen. Eine ständige Installation zum Thema Harzhorn sei aber heute kein Thema mehr, wie es vor Jahren einmal Idee war, bestätigte Aufsichtsratsvorsitzende Franziska Schwarz.rah