Neues Leben soll in früheren Bahnhof einkehren

Als Folge einer Reform der Bundesfernstraßenverwaltung will die neue Autobahn GmbH das Gebäude mieten

Die neue Autobahn GmbH will die Räume im früheren Bahnhof der Roswithastadt mieten.

Bad Gandersheim. In das Bahnhofsgebäude von Bad Gandersheim kehrt möglicherweise schon bald neues Leben ein. Hintergrund sind Veränderungen in der Straßenbauverwaltung zum kommenden Jahr. Die neue Autobahn GmbH will die Räume, die im Besitz eines Privatinvestors sind, mieten.

„Wir möchten schnell zu einer Mietvertragslösung kommen“, erklärt Clemens Bartholomäus, Teamleiter für administrative Immobilienanmietung in dem neuen Unternehmen. Die Verhandlungen, die sich schon über einen längeren Zeitraum erstrecken, seien weit fortgeschritten und stünden unmittelbar vor dem Abschluss. Wunsch der neuen Autobahn GmbH sei, dass das Mietverhältnis schnellstmöglich in Kraft tritt.

„Es gibt keine andere Alternative in Bad Gandersheim“, sagt Bartholomäus. Beim Bahnhof handele es sich um den einzigen in Frage kommenden Standort in der Roswithastadt, der den Anforderungen der Autobahn GmbH entspreche. Das Unternehmen möchte die gesamten Räume mieten, so der Teamleiter.
29 Mitarbeiter wechseln aus dem regionalen Geschäftsbereich Bad Gandersheim der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr dorthin, berichtet deren Leiter Udo Othmer. Sein Vertreter Sebastian Post wird Stellvertreter des Unternehmensstützpunktes im Bahnhof. Mittel bis langfristig sollen dort zwischen 30 und 40 Mitarbeiter tätig sein.

Grund für die Veränderungen ist eine Reform der Bundesfernstraßenverwaltung: Das bisher praktizierte Modell, dass der Bund als Eigentümer lediglich das Geld für Planung, Bau und Vertrieb von Autobahnen und Bundesfernstraßen gab, soll ab dem Jahr 2021 der Vergangenheit angehören. Stattdessen soll eine Autobahngesellschaft des Bundes die komplette Verantwortung bekommen.

Die am 13. September 2018 gegründete Autobahn GmbH wird nach einer Aufbauphase ab 1. Januar sämtliche Aufgaben in Bezug auf Autobahnen übernehmen – das heißt Planung, Bau, Betrieb, Erhaltung, Finanzierung und vermögensmäßige Verwaltung. Ziel sei es letztendlich, die deutschen Autobahnen noch leistungsfähiger zu machen.

Die Zentrale der Autobahn GmbH werde derzeit in Berlin aufgebaut. Das Unternehmen wird nach eigenen Angaben für rund 15.000 Beschäftigte verantwortlich sein.

Die Kompetenzveränderungen wirkt sich für Niedersachsens Straßenbaubehörde personell aus. Rund 900 der 3.250 Mitarbeiter verlassen die Behörde und wechseln zum Bund, teilte das Verkehrsministerium bereits im Oktober mit. Jeder Mitarbeiter könne an seinem Standort bleiben. Auch auf die Zahl der Standorte soll die neue Zuordnung keine Auswirkung haben, heißt es weiter. Alle 13 Standorte der Landesbehörde sowie 55 Straßenmeistereien sollen erhalten bleiben.

Um die verbleibenden Aufgaben zu bündeln und voranzubringen, kooperieren künftig jeweils zwei Geschäftsbereiche. Bad Gandersheim wird mit Hameln zusammenarbeiten, außerdem kooperieren Aurich und Oldenburg, Stade und Lüneburg, Lingen und Osnabrück, Nienburg und Verden sowie Wolfenbüttel und Goslar. Der Standort Hannover wird wegen seiner hohen Aufgabendichte ein einzelner Geschäftsbereich bleiben. Zugleich soll der Betriebsdienst und das Verkehrsmanagement ab 2021 optimiert werden.

Im regionalen Geschäftsbereich Bad Gandersheim der Landesbehörde werden ab 2021 noch rund 50 bis 55 Mitarbeiter beschäftigt sein. „Wir verlieren rund ein Drittel unseres Aufgabenpakets und ein Drittel unserer Mitarbeiter“, beschreibt Othmer die Veränderungen, die auf den an der Stiftsfreiheit in Bad Gandersheim angesiedelten Standort zukommen. So wechsele die Zuständigkeit für rund 160 Kilometer Autobahn zur neuen Autobahn GmbH. Dabei handele es sich um die A 7 von Hannover bis zur hessischen Landesgrenze, die A 38 vom Dreieck Drammetal bis inclusive Heidkopftunnel und die A 39 vom Dreieck Salzgitter bis zur Anschlussstelle Salzgitter-Lebensstedt sowie ein Teilstück des Messeschnellweges A 37 in Hannover.

Letztendlich werde die Behörde zurückversetzt auf den Stand des Jahres 2000. Bis zu diesem Zeitpunkt war das dann aufgelöste Neubauamt in Northeim verantwortlich für die Autobahnen. Weiterhin zuständig bleibt die Behörde in Bad Gandersheim für 1030 Kilometer Bundes-, Kreis- und Landstraßen, konkret die Bundesstraßen und Landstraßen im Landkreis Northeim und in Teilen des Landkreises Göttingen und um die Kreisstraßen im Landkreis Northeim.

Der niedersächsische Verkehrsminister Bernd Althusmann geht nicht davon aus, dass es den Landesbehörden nach dem Wechsel der Zuständigkeiten an Arbeit mangeln wird. Der Bundesverkehrswegeplan 2030 sehe für das Bundesland rund 100 Ortsumgehungen vor, hinzu kämen hunderte Brücken, die in den kommenden 20 bis 30 Jahren saniert oder neu gebaut werden müssten. „Es gibt viel zu tun“, sagte Althusmann.

Die angestrebte Kooperation mit Hameln werde sich im wesentlichen auf große Bauprojekte beziehen, konkret den Bau von Ortsumgehungen, für die es im Verantwortungsbereich der Behörde in der Roswithastadt derzeit aber keine neuen Pläne gibt: Othmer geht davon aus, dass die Verlegung der Bundesstraße 241 von Vollpriehausen in Richtung Uslar, die in Bau sei, weiter komplett in der Zuständigkeit des regionalen Geschäftsbereichs der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr bleibe.art