Neuordnung der Notfallversorgung scheint sicher

Helios-Klinik Bad Gandersheim nach Angaben ihres Geschäftsführers in „schwierigen Zeiten“ / Im Januar Gesellschafterversammlung

Helios-Geschäftsführer Marko Schwartz bei seinem Bericht im Stadtrat.

Bad Gandersheim. Vielleicht hatte sich so manches Ratsmitglied und so mancher Zuhörer von dem für die Ratssitzung am Donnerstag im Forum des Schulzentrums angekündigten Bericht des Geschäftsführers der Helios-Klinik Bad Gandersheim (wie auch der in Northeim), Marko Schwartz erhofft, Positiveres zu erfahren, was die Entwicklung und Zukunft des Bad Gandersheimer Krankenhauses angeht. Eingetreten ist aber eher das Gegenteil: Der Bericht hinterließ in den Gesichtern tiefe Sorgenfalten, was die Zukunft des Hauses angeht. Über die wird nach Schwartz’ Aussagen in einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung im Januar gesprochen, danach weiß man dann mehr.

Das Gandersheimer Krankenhaus hat in den letzten zwei Jahren durchaus bewegte Zeiten in der Helios-Gruppe durchgemacht. Im laufenden Jahr war es aus mehreren Gründen immer wieder Stadtgespräch. Zum einen durch den Fortgang einiger im Haus oft schon sehr lang beschäftigter Ärzte, zum anderen durch Geschichten und  Eindrücke aus dem täglichen Erleben von vor allem Notfallpatienten. Einiges davon erklärte sich aus den Darlegungen des Helios-Geschäftsführers.

Zum Beispiel die Frage, inwieweit das Haus noch eine Grundversorgung sicherstelle, wenn es einem Verletzten, der nach 16 Uhr in die Notfallambulanz komme, passieren könne, dass er nicht behandelt werden kann und gleich an ein anderes Haus verwiesen wird. Das sei durchaus richtig, so Schwartz. Die Ambulanz ist nur während der Tagesdienststunden so besetzt, dass alle Notfälle behandelt werden könnten.

Es obliegt aber bereits dem Rettungsdienst, zum Beispiel bei Aufnahme von Patienten vor Ort zu entscheiden, wohin die Fahrt geht. Lange schon ist nicht automatisch das nächstliegende Krankenhaus das Ziel, sondern die Indikation entscheidet. Und das gilt laut Schwartz inzwischen nicht mehr nur für Herzinfarkte oder Schlaganfälle, sondern auch zum Beispiel schon bei Brüchen. Müsste operiert werden, geht es gleich nicht mehr nach Bad Gandersheim.

Schwartz beschrieb damit eine Entwicklung, die nicht allein Bad Gandersheim, sondern die gesamte Krankenhauslandschaft betrifft: Durch die immer weiter vorangetriebene Spezialisierung erfolgt auch eine Zentralisierung von bestimmten Leistungen. Den Menschen wird nichts anderes übrig bleiben, als sich daran zu gewöhnen, dass sie für eine Behandlung auch in entferntere Krankenhäuser müssen. Die Entwicklung werde in dieser Richtung in den nächsten Jahren noch weitergehen.

Wie es mit Bad Gandersheim weitergeht, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Betriebsintern hat sich die Helios so aufgestellt, dass Bad Gandersheim in ihrem Versorgungsnetz die Rolle der Geriatrie übernommen hat. Das wird vermutlich auch im Falle eines Erhaltes der bestimmende Schwerpunkt als Klinik sein.

Zur Zeit noch stehen daneben die elektive Orthopädie und die Schmerztherapie als zwei weitere Schwerpunkte, Bei letzterer zeigt sich aber das zweite große Problem der aktuellen Lage: Es fehlte in der Schmerztherapie zeitweilig an Fachkräften, sodass keine Behandlungen durchgeführt werden konnten. Das schlug in die Fallzahlen durch, die im gesamten Haus im Sinkflug sind, auch weil es sonst an Personal im Bereich der Ärzte fehlt.

Laut Schwartz ist es derzeit außerordentlich schwer, Fachpersonal auf dem Arbeitsmarkt zu finden und erst recht für einen so kleinen Standort wie Bad Gandersheim. Im Personalkegel des Gandersheimer Hauses klafft genau dort eine Lücke – und drückt damit wieder auf die Fallzahlen.

Interessant auch die Wanderungsbewegungen der Patienten. Schwartz konnte zeigen, dass Bad Gandersheim eigentlich in allen unmittelbaren Umgebungsbereichen Abgänge verkraften musste. Zuwachs habe es fast ausschließlich aus Northeim gegeben, und das hatte wiederum mit der Zuweisung von Patienten aus der Kreisstadt zu tun, die in den in Bad Gandersheim angesiedelten Schwerpunkten behandelt wurden, die es in der Northeimer Klinik eben so nicht gibt.

Der Helios-Geschäftsführer gab in seinem Bericht vor dem Rat unumwunden zu, dass sich das Gandersheimer Haus in einer schwierigen Phase befinde. Das Jahr 2018 werde nicht mit einer schwarzen Null abzuschließen sein. Trotz entsprechender Nachfragen gab es zur Perspektive keine weitere Auskunft, das müsse die außerordentliche Gesellschafterversammlung im Januar entscheiden, zu der natürlich Konzepte vorgelegt würden.

Die Gandersheimer müssen sich aber wohl schon mal an den Gedanken gewöhnen, dass die Notfallversorgung bisheriger Ausprägung bald Geschichte sein könnte, weil Helios aus der Klinik eine mit Spezialisierung auf Geriatrie machen möchte. Eine Neuordnung der Notfallversorgung betrifft aber nicht nur Bad Gandersheim, sondern wird auch landesweit  inzwischen in einer Enquete-Kommission diskutiert.rah