Nun darf „Easy-Park“ doch kommen

Ausschuss verschließt sich der Zukunft des „Handyparkscheines“ nicht mehr

Die Parkgebühr per Handy zu bezahlen, soll ab 2018 in Bad Gandersheim möglich sein. Die normalen Automaten bleiben aber natürlich trotzdem auch weiter stehen.

Bad Gandersheim. Das Thema war schon mal akut, es stand sogar bereits im Rat zur Entscheidung an, da bekam er „kalte Füße“ und vertagte es noch einmal – um mehr Erfahrungen einsammeln zu können, hieß es. Es geht um den Parkschein per Handy. In großen Städten, wie Braunschweig zum Beispiel, längst die Regel, kleinere, wie schon vor Bad Gandersheim die Nachbarn Einbeck, Osterode und Seesen, haben nachgezogen. Oder erwägen es gerade, wie Bad Gandersheim im Frühjahr dieses Jahres schon einmal.

Doch da war dem Rat noch zu undeutlich, ob die moderne Methode, seine Parkgebühren zu entrichten, den Aufwand lohne. Zu kurz die Erfahrungen der Seesener zum Beispiel, und aus anderen kleineren Städten verlautete, das Handyparken machen bislang nur einstellige Prozentzahlen der Nutzungen aus.

Was ist nun ein gutes halbes Jahr später anders geworden? Zum Beispiel der Preis: Anbieter „Easy-Park“, der wohl größte und weitverbreitetste dieser Art in Deutschland, hat nachgelegt. Man habe ein neues, für die Stadt deutlich günstigeres Angebot unterbreitet bekommen, konnte Jürgen Schnute berichten. Das mache die Überlegung, jetzt das Handyparken einzuführen, noch lukrativer.

Nun ist es zum einen Motivation, mit der Zeit zu gehen und den – vor allem jüngeren – Parknutzern einen komfortablen Weg zu eröffnen, die Gebühren zu bezahlen. Der andere Grund, warum sich die Stadt mit dem Thema befasst, liegt im Alter des bestehenden Systems. Die Geräte der Parküberwachung seien abgeschrieben und stünden zur Neubeschaffung an, so Jürgen Schnute. Und das sei dann auch der geeignete Zeitpunkt zum Systemwechsel.

Die Kostenvergleichsrechnung zeigte auf, die Variante auf das neue System mit „Easy Park“ zu wechseln, komme sogar einen Tick günstiger als mit dem bisherigen Anbieter neue Geräte zu beschaffen. Als einzige echte Zusatzkosten bezifferte die Verwaltung 360 Euro, die pro Jahr für ein Zusatzmodul zum Handy-Parken erforderlich würden. Das erschien angesichts der ansonsten ohnehin anfallenden Mindestgesamtkosten von rund 2.200 Euro pro Jahr verkraftbar.

Nur Beifall fand die Absicht im Ausschuss dennoch auch diesmal nicht. Die Vertreter des Gandersheimer Wirtschaftsforums im Ausschuss, Jens Tschäpe und Karsten Dielzer, wiesen darauf hin, dass die Stadt mit diesem Schritt der Forderung nach möglichst kostenlosem Kurzparken – Stichwort „Brötchentaste“ – keinen Schritt entgegen käme. Im Gegenteil: Die per Handy bezahlten Parkminuten verteuern sich, weil pro Parkvorgang mindestens 20 Cent Nutzungsgebühr bezahlt werden müssen, bei längeren Parkvorgängen sind es 15 Prozent der normal am Automaten anfallenden Parkgebühren zusätzlich. Im Minimum würden also bei acht Minuten Parkzeit am Automaten zehn Cent, per Handyparken aber gleich 30 Cent anfallen.

Doch das sei der jungen Generation heute oft ziemlich egal, der Komfort zähle mehr als der Cent, so die Auffassung von Ingrid Lohmann. Bad Gandersheim sollte die Chance nutzen, jetzt auf den Zug der Zeit aufzuspringen, selbst wenn die Nutzungsfrequenzen in den ersten Jahren vielleicht nur im einstelligen Prozentbereich blieben – was pro Monat in Nachbarstädten Einnahmen von bis zu 200 Euro entsprach, die Kosten also pro Jahr mehr als decken würde.

Letztendlich sah es der Ausschuss so wie Ingrid Lohmann. Länger zuwarten will man in Bad Gandersheim nicht, es gab eine einstimmige Beschlussempfehlung. Muss nur noch der Rat diesmal auch den selben Mut aufbringen, dann würde nächstes Jahr Handy­parken in Bad Gandersheim möglich sein.rah