Offene Ganztagsschule: Eilantrag der SPD zur weitergehenden Betreuung der Ganztagsschüler

Massive Ausweitung der Ferienbetreuung gefordert / Fehlzeiten durch Wegfall des Horts sollen abgefangen werden

Die Bad Gandersheimer Grundschule: In nicht einmal einem Jahr soll hier der offene Ganztag starten. Jetzt war Anmeldefrist, dabei waren zahlreiche Fragen rund um die Betreuung über den Zeitrahmen der Ganztagsbetreuung hinaus noch ungeklärt.

Bad Gandersheim. Wie läuft die Betreuung der Ganztagsschüler ab dem kommenden Jahr? Eltern, die ihre Kinder bis zum 16. November bei der Bad Gandersheimer Ganztagsschule in der Grundschule anmelden sollten, sehen sich aktuell mit dieser Frage konfrontiert. Und sie sollten bereits eine verbindliche Entscheidung zu einem Zeitpunkt treffen, bis zu dem noch nicht einmal alle Fakten zu den Fragen rund um die Betreuung auf dem Tisch lagen.

Ab dem 6. September 2021 startet das neue Schuljahr. Dann soll in der Grundschule – mit einem Jahr Aufschub durch Corona – der offene Ganztag angeboten werden. Der Kinderhort, der in der Vergangenheit für eine lückenlose Betreuung der Schulkinder unter der Woche gesorgt hat, wird aber zugleich bis dahin seinen Betrieb eingestellt haben.

Während die Hortkinder montags bis donnerstags bis 17 Uhr und freitags bis 16 Uhr betreut wurden, bietet die Ganztagsschule lediglich eine Betreuung von montags bis donnerstags bis 15.30 Uhr an, freitags gebe es aktuell keine Betreuung. Dadurch entstünden massive Probleme für berufstätige Eltern, für die bis dato keine Abhilfe geschaffen wurde. Die hätte aus einer politischen Diskussion heraus gefunden und beschlossen werden müssen.

Nun wird die Politik offenbar aktiv: Ein Antrag der Bad Gandersheimer SPD befasst sich mit der Problemstellung, die im folgenden Pressetext der SPD-Ratsfraktion erläutert wird:

Mit Beginn des Ganztages an der Grundschule Bad Gandersheim endet der Betrieb des Hortes in seiner jetzigen Form, das hat der Rat vor einigen Jahren beschlossen. Viele Eltern sind jedoch darauf angewiesen, dass ihre Kinder auch nach 15.30 Uhr betreut werden. Das gilt insbesondere für Berufstätige aus dem Schichtdienst und Alleinerziehende. Darüber hinaus steht der Hort bislang nicht nur Grundschülern zur Verfügung.

Die SPD-Fraktion hat jetzt einen Antrag gestellt und will damit eine Betreuung der Kinder vor Schulbeginn, nach Ende des Ganztages sowie Freitagnachmittag und in den Ferien sicherstellen. Dazu erklärt Niklas Kielhorn, Fraktionsvorsitzender der SPD: „Die Einführung des offenen Ganztages an unserer Grundschule ist für die Familien in Bad Gandersheim ein Schritt nach vorne. Viele Familien erhalten so unabhängig von Elternbeiträgen die Chance, ihre Kinder länger als bislang schulisch betreuen zu lassen."

Im Hort werden Kinder von der Einschulung bis zum 14. Lebensjahr betreut. Er hat derzeit sowohl vor der Schule ab 7 Uhr als auch nach der Schule bis 17 Uhr (Freitags 16 Uhr) und in den Ferien geöffnet. Genau hier setzt der Antrag der SPD-Fraktion an. Er sieht vor, dass auch mit Beginn des Ganztages eine Betreuung der Schulkinder von 7 Uhr bis Schulbeginn und von Schulende bis 17 Uhr beziehungsweise 16 Uhr. Gleichzeitig sollen die Plätze von derzeit 32 Kindern auf 40, also zwei volle Gruppen, erhöht werden.

Für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist eine verlässliche Ferienbetreuung von Schulkindern eine weitere Herausforderung für berufstätige Eltern. In Niedersachsen sind jährlich 63 Ferientage abzudecken – das ist bereits bei zwei berufstätigen Eltern mit je 30 Tagen Urlaub nicht zu schaffen. Deshalb fordert die SPD-Fraktion, unabhängig von der geplanten Randzeitenbetreuung eine Betreuung in den Schulferien anzubieten. „Die Kapazitäten für die Ferienbetreuung soll sich an dem konkreten Bedarf der Eltern orientieren, also nach regelmäßigen Abfragen festgelegt werden“, erklärt Anna-Madeleine Feg, Mitglied der SPD-Fraktion.

Damit die Grundschule mit ihren Planungen zum Ganztag weitermachen kann, waren die Eltern aufgerufen, bis zum 16. November ihre Kinder zum offenen Ganztag im nächsten Jahr anzumelden. Dadurch ist bei der Frage der Betreuung über den Ganztag hinaus ein enormer Zeitdruck entstanden. Die SPD-Fraktion hat deshalb beantragt, dass der Antrag als Dringlichkeitsantrag in der Ratssitzung am 19. November zur Beratung in den Fachausschuss verwiesen wird. „Auf diesem Weg haben wir die Möglichkeit, den Antrag abschließend in der Ratssitzung am 10. Dezember zu beschließen", erklärt Anna Feg. Somit hätten die Eltern Planungssicherheit vor dem Jahreswechsel. Die Dringlichkeit eines Antrages muss der Rat mit einer Zweidrittelmehrheit beschließen.

Der Fraktionsvorsitzende der SPD, Niklas Kielhorn weist daraufhin, dass für die geforderte Betreuung Gespräche mit geeigneten Trägern geführt werden müssen. Ob Antrag und weiteres Beratungs- wie Beschlussverfahren nun noch einmal aufschiebende Wirkung auf die verbindliche Anmeldungsaufforderung haben, war zu Wochenbeginn noch ungeklärt.kw/rah