Perspektiven für drei Leuchttürme

Entwicklungen rund um Harzhorn, Tongrube Willershausen und PZG / Gespräch mit Praeteritum-Geschäftsführer Oliver Draber

Praeteritum-Geschäftsführer Oliver Draber vor dem Kloster Brunshausen, das mit dem Portal zur Geschichte nicht nur sein derzeitiges Büro, sondern auch den schwergewichtigsten „Leuchtturm“ der drei in der GmbH zusammengefassten Projekte stellt.

Bad Gandersheim. „Es sind einzigartige Leuchttürme. Dafür lohnt es sich, ganz viel Aufwand zu betreiben und sie bekannter zu machen, damit alle Leute sie auch sehen können.“ Wenn Oliver Draber den Vergleich mit einem weithin sichtbaren Schifffahrtszeichen zieht, dann denkt er an das Römerschlachtfeld am Harzhorn, die Tongrube in Willershausen und das Museum Portal zur Geschichte in Bad Gandersheim. Der 48-Jährige ist Geschäftsführer der gemeinnützigen GmbH Praeteritum und damit der Dachorganisation der drei Marken, die er weiterentwickeln möchte.

Dazu will er herausfinden, wo es Synergien bei den Projekten gibt. Diese würden sich „im Prozess, in der Weiterentwicklung ergeben“. Eine der Synergien resultiere daraus, „dass es einen festen Ansprechpartner gibt“, erklärt Draber mit Bezug auf seine Tätigkeit.

Ein Freund habe ihn auf die Ausschreibung aufmerksam gemacht und darauf hingewiesen, dass es wegen der „interkulturellen Zusammenarbeit“ genau die richtige Position für ihn wäre. Zu seinen Aufgaben als Geschäftsführer gehöre die Moderation von Prozessen. Bestehende Strukturen wolle er professionalisieren, „dort wo man es noch kann“. Er habe festgestellt, dass „die Leute, die vorher zuständig gewesen waren, ihre Hausaufgaben gemacht haben“.

Ein weiterer Schwerpunkt seiner Tätigkeit sei es, Förderprogramme ausfindig zu machen und Anträge zu stellen, so beschreibt der gebürtige Wolfenbütteler, der dort auch die Schule besucht hat, einen wichtigen Teil seiner Arbeit. Auf dem Weg zu einer Marketingstrategie möchte er sich angucken, wie sich das Kundenverhalten in den vergangenen Jahren verändert hat.

Beim Thema Internetpräsenz sei zum Beispiel das Harzhorn sehr gut aufgestellt, die Tongrube aber nicht. „Wir müssen uns deren Homepage vornehmen und frischer und moderner machen“, benennt Draber eine wichtige Aufgabe.

Ein generelles Problem sei, dass auf den Homepages der Einrichtungen, aber auch vor Ort, nicht auf die anderen Standorte hingewiesen wird. Flyer spielten bei der Vermarktung immer noch eine gewisse Bedeutung, diese müssten in einer Tourist-Info ausliegen oder an den Standorten, hätten aber längst nicht mehr die Relevanz wie in früheren Zeiten. Die Vermarktung werde auf elektronische Kommunikation umgestellt. Ein gelungenes Beispiel sei die Harzhorn-App.

Entscheidenden Anteil an der positiven Entwicklung habe das Engagement der rund 200 Ehrenamtlichen an den drei Standorten. „Wenn man das Glück besitzt, drei solche Leuchttürme direkt in seiner Heimat zu haben, dann kann man mit Stolz das anderen Leuten mal präsentieren“, betont Draber.
Erfreulich sei, dass Führungen immer mehr gebucht werden, denn die „bringen Geld in die Kasse“. Daher sei es „total sinnvoll“ die Zahl der Guides auszubauen mit dem Ziel, dass die Zahl der Führungen wächst. Draber: „Wir suchen immer.“

Bei der Weiterentwicklung der drei Bestandteile des Praeteritums, das den Charakter einer Vermarktungs- und Betreibungsgesellschaft habe, könnten auch junge Menschen ihr Wissen einbringen, berichtet Draber und verweist auf ein Projekt mit den Berufsbildenden Schulen in Einbeck. Dort gehe er in den Unterricht und rede über Marketing. In einer Projektwoche sollen von den Schülern dann Marketingmaßnahmen entwickelt und umgesetzt werden.

Wichtig ist nach seinen Worten auch eine Vermarktungsstrategie für die gesamte Region. „Die gibt es noch nicht“, meint der in Börßum lebende Geschäftsführer und macht dies an Bezeichnungen fest wie „Ecke zwischen Weserbergland und Harz“.

Ganz viel Marketing werde auf der Landesgartenschau aufbauen. Das Harzhorn werde sich dort wiederfinden, kündigt der Niedersachse an, der Verwaltungswirtschaft in Braunschweig studiert hat, Beamter war und in der freien Wirtschaft und der Politik gearbeitet hat. „Ich habe alle Arbeitswelten des Universums einmal kennenlernen dürfen“, erklärt Draber, der die Position des leitenden Landesgeschäftsführers der SPD in Sachsen-Anhalt innehatte und für mehrere SPD-Bundestagsabgeordnete gearbeitet hat.

Die Gründung der Gesellschaft Praeteritum, deren Name „zum Denken anregt“, sei in Norddeutschland eine „einmalige Geschichte“, da hier sowohl der Landkreis, die Stadt Bad Gandersheim und die Gemeinde Kalefeld in einem Projekt kooperieren. Diese kommunale Zusammenarbeit würde auch in der Landeshauptstadt interessiert beobachtet und könne durchaus Türöffner für Fördergelder sein. An den Standorten gebe es „unterschiedliche Kulturen“, sagt der in Börßum lebende Geschäftsführer, „da muss man auch wieder viel moderieren“.

Auf dem Klosterhügel sei angedacht, noch mehr Platz für Sonderausstellungen zu bieten, um so die Besucherfrequenz zu erhöhen. Ein Beispiel ist die Präsentation zu den Stolpersteinen, die am Montag, 9. Dezember, eröffnet wird. Eine Sonderausstellung zur Tongrube Willershausen, die auch als „Schaufenster in die Warmzeit und für den Klimawandel“ bezeichnet wird, ist für das kommende Jahr geplant.

In deren Umfeld ist als erste Ausbaustufe der Bau einer Toilettenanlage als Bestandteil einer Servicestation geplant, hierzu sei der Antrag auf Fördergelder bereits gestellt. „Wir hoffen, dass darüber noch im Dezember entschieden wird.“

Vorgesehen sind auch das Verschönern der Garage, die vom Heimatverein genutzt wird und Pflasterarbeiten, durch die sieben bis acht Parkplätze entstehen sollen. Langfristiges Ziel ist, dass ein Besucherzentrum wie am Harzhorn entsteht. Barrierefreundlicher soll der Rundweg und Pflegearbeiten durch die Gestaltung erleichtert werden.

Künftig werden täglich zehntausende Autofahrer mehr auf das Römerschlachtfeld aufmerksam. Auf der Wildbrücke, die direkt am Harzhorn entsteht, soll mit 1,60 bis 1,80 Meter großen Buchstaben auf die Besonderheit des Standortes aufmerksam gemacht werden. Der Landkreis Northeim stehe hierzu in Kontakt mit dem Betreiberkonsortium Via Niedersachsen, berichtet Draber, dessen Hobby Extremwandern vornehmlich im Harz ist. Dazu gehören Tagestouren bis 120 Kilometer und Mehrtagestouren bis 500 Kilometer.

Von der Wanderlandschaft in der Gemeinde Kalefeld und der Region rund um Bad Gandersheim ist Draber, der sein Büro im Portal zur Geschichte in Brunshausen hat, sehr angetan. Sie sei hügelig und bewaldet, nicht monoton, kurzum: „Wunderschön“.art