Polizeiarbeit unter erschwerten Bedingungen

Sandra Schwerdtner leitet seit 1. März 2020 das Polizeikommissariat Bad Gandersheim

Bad Gandersheim. Ausgerechnet am 1. März 2020 hat sie die Leitung des Polizeikommissariats Bad Gandersheim übernommen – für Polizeihauptkommissarin Sandra Schwerdtner hätte der Start kaum turbulenter sein können. „Ich dachte zunächst, ‘jetzt kannst du dich in Ruhe einarbeiten’“, erinnert sich Schwerdtner. Doch es kam anders.

Neben zahlreichen Einsätzen, die sich in der Zeit häuften, verbreitete sich plötzlich ein Virus im Land, das eine neue Herausforderung für Schwerdtner und ihre Kollegen bedeutete. „Da wurden wir ins kalte Wasser geschmissen“, beschreibt sie die Situation.

Moderne Probleme verlangen moderne Lösungen

Ein wesentlicher Anteil der polizeilichen Arbeit ist die Kommunikation untereinander. Diese wurde durch die Pandemie stark beeinträchtigt. „Es ist wesentlich umständlicher als zuvor“, verrät die Kommissariatsleiterin. Die täglichen Treffen im Bereitschaftsraum müssen wegen der Corona-Vorschriften unterbleiben. Alternativ habe man für die Informationsübermittlung ein internes Soziales Netzwerk aufgebaut. Damit seien alle Kollegen stets im Bilde.
Zudem habe sich der Kontakt zum Bürger durch Corona verändert. „Man muss noch vorsichtiger sein“, erläutert Schwerdtner, „weil wir bei Einsätzen keine Kenntnis über mögliche Ansteckungen der Beteiligten haben.“ Damit sei auch der Aufbau von Vertrauen mit dem Gegenüber erschwert.
Zu den eigentlichen Aufgaben der Beamten ist seit dem vergangenen Jahr auch die Überwachung der Corona-vorschriften gekommen. Dabei werde der Landkreis Northeim unterstützt. Eine positive Entwicklung sei dabei, dass die sehr gute Zusammenarbeit mit dem Landkreis aufrechterhalten werde.

Von Lockdown bis Homeoffice

Im Wege der Lockdownmaßnahmen waren sowohl innerdienstlich, als auch im Kontakt mit den Bürgern Anpassungen notwendig. Intern mussten Anwesenheitszeiten organisiert werden. „Unser Tagesdienst erfolgt in zwei Schichten“, erklärt Schwerdtner. Damit sei sichergestellt, dass, wenn es in einer Schicht zu einem Corona-Fall käme und die Kollegen beispielsweise in Quarantäne müssten, die andere Schicht weiterhin die Dienstfähigkeit der Gandersheimer Beamten gewährleisten kann.
Durch die Lockdown-Maßnahmen war es notwendig konsequent Schutzkleidung zu tragen, womit die körperliche Belastung zunahm.

Corona lenkt nicht von der Verfolgung anderer Delikte ab

Ob durch das erhöhte Corona-Aufkommen die Belastung für die Polizeibeamten in Gandersheim so groß sei, dass die Verfolgung anderer Delikte in den Hintergrund rückte, kommentiert Schwerdtner mit einem klaren „Nein!“. „Der gesetzliche Auftrag der Gefahrenabwehr und der Verfolgung von Straftaten und Ordnungswidrigkeiten hat immer noch oberste Priorität“, sagt sie. Es gelte, dieses mit einer erhöhten Vorsicht und Aufmerksamkeit in Einklang zu bringen.

Menschen melden Verstöße und werden kritisiert

In den Social-Media-Kanälen des Gandersheimer Kreisblatts ist ein Trend ersichtlich, bei dem Internetnutzer Menschen kritisieren, die Verstöße gegen die Corona-Verordnung melden. Dort ist schnell von „Denunzianten“ und „Verrätern“ die Rede. „Wenn sich alle coronakonform verhalten würden, gibt es keinen Anlass für solche Informationen“, kommentiert die Hauptkommissarin.

Es gehe um die gemeinsame Bekämpfung der Pandemie sowie um gegenseitiges Verständnis und Vertrauen. Es gilt zu vermitteln, dass beide Seiten sich sozial verhalten sollten und nicht ihre eigenen Bedürfnisse in den Vordergrund stellen. Die Bewältigung der Pandemie sei schließlich eine Gemeinschaftsaufgabe.

Wie wird sich die Corona-Situation entwickeln?

Eine konkrete Entwicklung des Pandemie-Geschehens könne nicht vorhergesagt werden. „Ich bin aber zuversichtlich, dass es mit zunehmender Impfbereitschaft und -durchführung, nach und nach zu Lockerungen kommen kann“, glaubt Schwerdtner.

Einerseits werde sich das positiv auf die Stimmung der Bürger auswirken, andererseits führe es wahrscheinlich auch wieder zu Unstimmigkeiten: „Was ist erlaubt, und was nicht.“ Dabei gelte es, wie auch schon in der Vergangenheit, geduldig mit dem Bürger zu interagieren und Verständnis für die Ausnahmesituation zu zeigen. Nichtsdestotrotz müsse auch konsequent und gerecht die Einhaltung der aktuell gültigen Corona-Verordnung unterstützt werden.kw