Pressegespräch einmal bilateral

Landeskirche kam im Zuge der Propstei-Visitation mit Journalisten ins Gespräch

Kirche im Gespräch mit den Journalisten: (von links) Propstin Elfriede Knotte, Landesbischof Dr. Christoph Meyns, Pfarrerin Meike Bräuer-Ehgart und Propst Thomas Gleicher.

Bad Gandersheim. Normalerweise sind Pressegespräche die Gelegenheit, dass sich der Einladende der Presse darstellt oder für Fragen zu einem Thema zur Verfügung steht. Das Pressegespräch im Rahmen der Visitation, die Landesbischof Dr. Christoph Meyns kürzlich in der Propstei Bad Gandersheim-Seesen vornahm, hingegen hatte einen anderen Charakter: Es diente mehr dem gegenseitigen Austausch und war für den Landesbischof die Umsetzung dessen, was er in seinem Visitationsfazit auch gefordert hatte: Wir müssen einander wieder mehr zuhören und miteinander ins Gespräch kommen.

Diesmal also mit der Presse, wobei auf Seiten der vom Propsteigebiet berührten Tageszeitungen – einschließlich der Sonntagsblätter wären das wenigstens fünf gewesen – nur zwei Journalisten den Weg ins Martin-Luther-Haus gefunden hatten. Ein Stückweit der heute nötigen Arbeits­effizienz geschuldet, denn allein drei dieser Zeitungen würden im Zweifelsfall auch von ein und demselben Redakteur versorgt werden können.

Das Übergewicht der Kirchenleute verhinderte aber keineswegs ein lebendiges Gespräch über das Verhältnis Kirche und Presse sowie die Sorgen und Nöte von Tageszeitungen und digitalen Trends für die Zukunft.

Für das gegenseitige Verhältnis zwischen der Landeskirche oder genauer ihren kleinsten Untergliederungen, den Kirchengemeinden, ließ sich im Gespräch mindestens für den Bereich der Propstei Bad Gandersheim und Seesen feststellen, dass es hier offenbar eine hohe Zufriedenheit auf beiden Seiten gibt. Die Kirchengemeinden fühlen sich durch die Tageszeitungen gut wahrgenommen und Kirche als Ganzes gesellschaftlich angemessen repräsentiert.

Die Journalisten konnten den Eindruck auch umgekehrt erwidern: Der Kontakt zu Gemeindepfarrern oder Propsteiverantwortlichen sei überall gegeben. Wohl gebe es, stellten beide Seiten fest, natürlich Unterschiede in den Gemeinden, die eine sei bei der Informationspolitik vielleicht mehr nach innen gekehrt, die andere auf entsprechend weitreichende Wahrnehmung aus und daher dann enger mit Lokalzeitungen im Kontakt.

Als Konkurrenz betrachteten die Journalisten die vielfach erscheinenden Gemeindebriefe indes nicht, die Themen, die Lokalzeitung mit den örtlichen Kirchen bearbeiten würden, gingen über Termin­ankündigungen weit hinaus und erstrecken sich nicht selten auch auf gesellschaftsrelvante Themen.
Als problematisch beschrieb der Kollege der Alfelder Zeitung – sie ist über Teile des früheren Altkreises Gandersheim heute ebenfalls an Berichterstattung aus dem Propsteigebiet beteiligt – allenfalls, dass bei „kritischen Geschichten“ aus oder über Kirche es schon mal bedeutend länger als sonst dauern könne, aus Kirchenkreisen Antworten zu bekommen.

Kirche selbst bedient aber heute nicht nur die herkömmliche Tageszeitung als Print, sondern ist längst selbst digital unterwegs. Das machten Hinweise deutlich, wonach die Mitglieder selbst diesen Trend fordern. Informationen werden nicht nur auf Papier, sondern eben auch schon in Netzveröffentlichungen gewünscht. Den Spagat, der sich aus dem Wunsch, Tageszeitungen zu erhalten und vor negativen Einflüssen durch Internetpublikationen zu schützen, können sich also auch Informationsgeber in der Kirche nicht entziehen. Allenfalls sei eine gewisse Präferenz für die Tageszeitung noch erkennbar, nicht zuletzt, weil die Hauptklientel an Kirchenmitgliedern zu den älteren Semestern gehört, und diese wiederum sind treue Tageszeitungsleser.

Mit Blick auf die nachrückenden Jahrgänge aber wird das Internet immer wichtiger. Unter den jüngeren Pfarrern ist dies heute nicht nur Erkenntnis, sondern auch klare Praxis. Beredtes Beispiel könnte dafür das Gandersheimer kirchliche Jugendzentrum Phoenix sein, das einen starken Internet-Hintergrund hat.
Welche Folgen das für Tageszeitung habe, wollten der Landesbischof und andere Kirchenvertreter von den beiden Journalisten wissen. Vielfältige, lautete die Antwort. Sie reichen von stetig sinkenden Printauflagen mangels Gewinnbarkeit jüngerer Lesergruppen über Anzeigenverluste, wenn diese in digitale Medien abwandern bis hin zu Veränderungen der eigenen Arbeitswelt, die sich zwangsläufig mit dem Digitalen befassen und neue Strukturen schaffen müsse. Echte Konzepte fehlen dabei anscheinend für kleine Tageszeitungen nach wie vor.

Mit großen ist es dann nochmals wieder anders, mit solchen hat die Landeskirche in ihrem Gebiet ja auch zu tun, in der Propstei Bad Gandersheim-Seesen nicht. Die Feststellungen für das ländliche Gebiet im Süden der Landeskirche würden für Publikationen wie die Braunschweiger oder die Goslarsche Zeitung schon wieder anders ausfallen. Eher in Form eines distanzierteren Verhältnisses zueinander. Richtig gut und direkt kommt Kirche also dort zum Tragen, wo auch die Tageszeitungen noch am dichtesten an den Menschen und Lesern ist.

Wie lange das noch so bleiben wird, ist offen. Sicher aber, dass sich in der Existenzfrage von Tageszeitungen in so bewegten Zeiten wie diesen an sich jedes Jahr etwas verändern kann.rah

Bad Gandersheim

Der Osterhase kommt

Mehr Einsätze im Brandabschnitt Nord/Ost

Saison offiziell eröffnet

Dramaturgin bei den LandFrauen