Bad Gandersheim. Das Gebäude Stiftsfreiheit 14 (das ehemalige Nachbarschaftszentrum „KLARO“ oder ehemaliges Haus der Diakonie) wechselte vor Kurzem den Besitzer, wie das GK bereits berichtete. Nun ist klar, belebt wird das Haus ab jetzt von der Star – Soziale Teilhabe, Arbeit & Rehabilitation gGmbH, die schon seit Jahren ein Projekt für Langzeit-Arbeitslose in der ehemaligen Post in Bad Gandersheim in der Hennebergstraße durchführt. Dieses wird an der Stelle dort auch weitergeführt.

Die Star gGmbH hat zudem im November mit ihrem Konzept „Wir sind Bad Gandersheim – wir alle, wir gemeinsam“ den Zuschlag für die Landesförderung „Gute Nachbarschaft“ erhalten. Zwischen dem Hauskauf und der Förderung gibt es einen Zusammenhang, erzählen Andreas Dorfschmidt (Geschäftsführer der Star gGmbH) und seine Mitarbeiterin Rabea Lucht (Bereichsleitung qualifizierte Assistenz).
Aber die „Geschichte“ beginnt früher: Die Star Dienstleistungen GmbH ist bis zum 31. Dezember 2019 ein herkömmlicher Betrieb – allerdings mit 100 Prozent sozialer Ausrichtung: Betreuung von Arbeitsuchenden an vier Standorten in der Region, Unterstützung für Menschen mit seelischen Behinderungen in ganz Südniedersachsen und Familienhilfe.

Da der Geschäftsführer in 2022 das Rentenalter erreichen wird, beschlossen die einzige Gesellschafterin und er, das operative Geschäft zum 1. Januar 2020 in die Gemeinnützigkeit zu überführen und gründete hierfür eigens die Star – Soziale Teilhabe, Arbeit & Rehabilitation gGmbH, um die 70 Arbeitsplätze zu erhalten, ein hohes Maß an Mitsprache und Selbstverwaltung zu ermöglichen und sich intensiver sozial zu engagieren – vorzugsweise in der Gemeinwesenarbeit.

Als Ort für ihr Engagement wählte die Star gGmbH nun Bad Gandersheim – warum? „Da gibt es ganz viele Gründe“, antwortet Andreas Dorfschmidt, „Bad Gandersheim ist einer von mehreren Orten, von denen wir durch unsere Arbeit wissen, dass viele Menschen einen großen Bedarf an sozialer Unterstützung haben“. Rabea Lucht ergänzt: „Ausschlaggebend dafür, uns hier stärker zu engagieren, war im Wesentlichen, dass es hier schon ganz viel soziales Engagement von zahlreichen Initiativen gibt, bei denen wir große Bereitschaft gespürt haben, mit uns zusammenzuarbeiten, und Freude darüber, dass wir in Bad Gandersheim etwas bewegen möchten“.

Der Geschäftsführer ist dankbar über die Unterstützung von kommunaler und politischer Seite: „Frau Schwarz und Herr Schwarz haben beide unsere Bewerbung für die Landesförderung Gemeinwesenarbeit und Quartiersmanagement befürwortet“. Hier konnte sich die Star gGmbH in einem starken Wettbewerb durchsetzen.

Was war ausschlaggebend? „Da können wir nur spekulieren. Sicherlich konnten wir den Antrag durch den Input aufwerten, den wir im Vorfeld von Bad Gandersheimer Initiativen erhalten haben – insbesondere von den Mitgliedern des Treibhaus e.V.. Dann aber sicherlich das Konzept, das die Selbstbestimmung und Selbstorganisation des Gemeinwesens in den Mittelpunkt stellt“.

„Wir möchten lediglich Moderator in einem Prozess sein, an dem sich möglichst viele Menschen kreativ und solidarisch beteiligen und der zu mehr Lebensqualität in Bad Gandersheim führt,“ schildern beide dem GK gegenüber ihre Strategie. Offensichtlich decken sich hier die Methoden des Projektes mit denen der gemeinnützigen Gesellschaft.

Bevor es losgehen kann, erfolgen im Gebäude zunächst Renovierungsarbeiten. Zu Beginn des Jahres wird die Star gGmbH ihren Hauptsitz vom Einbecker Feierabend-Gelände nach Bad Gandersheim verlegen und mit ihrer kompletten Verwaltung umziehen. „Diese Entscheidung fiel uns nicht schwer“, kommentiert Rabea Lucht, „denn wir fühlen uns sehr verbunden mit Bad Gandersheim und haben uns auch ein bisschen in das Haus verliebt.“

Auch schon jetzt gibt es kleine Aktionen. So trägt die Star durch die Beleuchtung des Hauses zum Beispiel gerne zur weihnachtlichen Stimmung in Bad Gandersheim bei. Zudem steht seit vergangenem Samstag vor dem Gebäude eine bunte Bank, die jedoch nach kurzer Zeit wieder ihren Platz innerhalb des Landkreises wechseln wird. Es handelt sich um eine Wanderbank, die von Klienten der Star gGmbH bemalt wurde. Sie soll auf das Thema Depression aufmerksam machen und bietet gleichzeitig Info-Material auf ihrer Rückseite in Form von Flyern.

Der Startschuss für die Gemeinwesenarbeit fällt dann am 1. März 2021, für die eine Vollzeitstelle geschaffen wird. In der Stiftsfreiheit 14 werden ab diesem Zeitpunkt Räume für Nachbarschaftshilfe und Projekte zur Verfügung gestellt.

Wie auch schon im Schaukasten am Gebäude zu lesen ist, freut sich die Star gGmbH schon jetzt auf die Bad Gandersheimer. Mehr Infos zur Gemeinwesenarbeit: www.gwa-nds.de/antrag/53-mach-gandersheim-zu-deinem-ort-1478.red