Propsteikantor im Gottesdienst entpflichtet

Martin Heubach in den Ruhestand verabschiedet / Redner würdigen sein Wirken in Bad Gandersheim

Die Reihen in der Stiftskirche waren gefüllt.

Bad Gandersheim. Nach fast 39-jährigem Wirken in der Stiftskirchengemeinde Bad Gandersheim ist Propsteikantor Martin Heubach am Sonntag während eines Gottesdienstes in den Ruhestand verabschiedet worden. Bei einem anschließenden Empfang würdigten Redner die Tätigkeit Heubachs, bevor er selbst eine Bilanz zog.

Höhepunkt des Gottesdienstes war die Entpflichtung des Propsteikantors durch Pröpstin Elfriede Knotte. „Sie haben hier eine Arbeit aufgebaut, die ihresgleichen sucht“, erklärte Knotte. Die Konzerte hätten weit über die Stiftskirche und die Grenzen der Propstei hinaus gewirkt. Gleichwohl sei der Gottesdienst immer ein Zentrum seiner Arbeit und das Mitwirken der Chöre selbstverständlich gewesen. Die von der Firma Mühleisen gebaute und in Fachkreisen als Kleinod bekannte Orgel habe die Gemeinde zu großen Teilen dem scheidenden Propsteikantor zu verdanken. Ihre Worte bezeichnete Knotte als „nur kleine Streiflichter auf ein erfülltes Wirken und ein großes Lebenswerk“.

„Wir haben zwei Leben und das Zweite beginnt, wenn du erkennst, dass du nur Eins hast“, sagte Pfarrerin und stellvertretende Pröpstin Meike Bräuer-Ehgart und zitierte damit den brasilianischen Schriftsteller sowie Musikwissenschaftler Mario de Andrade. Die Geistliche schlug einen Bogen zur Verabschiedung von Heubach. Der Ruhestand werde gerne als zweites Leben oder zumindest als neuer Lebensabschnitt bezeichnet. Dafür, dass der Propsteikantor seine Energie jetzt neuen Dingen zuwenden und manches auch etwas ruhiger angehen könne, bitten wir heute um Gottes Geleit, so Bräuer-Ehgart.

„Wir wollen uns ein paar Minuten gönnen, um nicht nur Gott zu ehren, sondern Martin zu würdigen. Das ist nicht das Gleiche, trotzdem kann es Spaß machen“, erklärte Pfarrer Thomas Ehgart zu Beginn des anschließenden Empfangs im Martin-Luther-Haus und sorgte mit dieser Aussage für Heiterkeit bei den Gästen. Als Kern dessen, was bleibe, nannte Ehgart „die grundsätzliche Art mit einem Kirchenmusiker zusammenzuarbeiten“.

„Der Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad hier stattfindender Konzerte, weit über die Region hinaus, lässt uns Gandersheimer wohl alle ein bisschen stolz sein“, betonte Britta Sander vom Kirchenvorstand der Stiftskirchengemeinde. Sie bezeichnete Heubach als Künstler und Perfektionisten. „Das hat es nicht immer einfach für dich und für andere gemacht“, so Sander, die daran erinnerte, dass Heubach viele Menschen zur Musik gebracht habe. Teilweise seien mehrere Generationen einer Familie in den Chören aktiv gewesen. Mit seiner „nahezu unerschöpflichen Motivation und Kreativität sowie Liebe zur Musik“ habe Heubach Stimmen geformt, die auch in Zukunft singen werden.

„In den mehr als 38 Jahren ihres engagierten Wirkens haben sie das Kulturangebot in Bad Gandersheim durch ihre musikalischen Akzente geprägt wie kaum ein Zweiter“, sagte Bürgermeisterin Franziska Schwarz an den Kirchenmusiker gewandt. Sie verwies darauf, dass sich Heubach von 1980 an als Kantor der evangelischen Stiftskirchengemeinde nicht nur auf sein „exzellentes Können“ als Kirchenmusiker beschränkte. Er habe es von Anfang an als besondere musikalische Berufung angesehen, „hier ein Zentrum der Kirchenmusikpflege zu etablieren“. Die Bürgermeisterin erinnerte an „musikalische Meilensteine“ von Heubach in der Stadt und nannte unter anderem die Gründung der Gandersheimer Domkantorei im Jahr 1980 und der capella vocale zwei Jahre später. „Sie waren stets die Leitfigur und konnten die Chormitglieder mit ihrer eigenen Begeisterung zu Spitzenleistungen motivieren“, so Schwarz. Das „herausragende musikalische Wirken“ von Heubach habe auch dazu geführt, dass er im Jahre 2010 mit der nur ganz selten vergebenen hohen Auszeichnung des Kulturpreises der Stadt Bad Gandersheim geehrt wurde. Schwarz: „Ich würde mich freuen, wenn sie im Sinne ihrer Berufung auch weiterhin für die Musik in der Stiftskirche arbeiten und damit vielen Menschen große Freude bereiten.“

Nach Redebeiträgen von Oberlandeskirchenrat im Ruhestand Eberhard Grefe und Repräsentanten der von Heubach betreuten Chöre ergriff der scheidende Propsteikantor das Wort. „Zwölf Pfarrerinnen und Pfarrer, drei Pröpstinnen und Pröpste, sechs Küster und diverse Kirchenvorstände haben diese Zeit mit mir erlebt und überlebt, auch wenn zwei davon nicht mehr leben“, sagte er. Die Freude am gemeinsamen Musizieren sei immer wieder in den Fokus gerückt. Die persönliche Verbindung ist es in den zurückliegenden Jahren immer wieder gewesen, „die mich ­­­­–­­­ auch in gelegentlichen Abwanderungsgedanken ­­­­–­­­ hier gehalten und beheimatet hat“.

Heubach verriet, dass es schon von Klein auf sein heimlicher Wunsch gewesen sei, „in einem so alten Kirchenraum Musiker sein zu dürfen“. Er erinnerte an seine Anfangszeit in Bad Gandersheim, die Stiftskirchenrenovierung und  den weiten Weg bis zum Neubau der Orgel. Mit deren Fertigstellung habe die zweite Hälfte seines Wirkens in der Roswithastadt begonnen. Zu sprechen kam er unter anderem auf Concerto Gandersheim, „die Trias“ Domfestspiele, Dommusiken und Portal, die über eine ganze Reihe von Jahren als das kulturelle Markenzeichen nach Innen und Außen hochgehalten wurde. Heubach würdigte die Unterstützung durch seine Frau Susanne.

Zum Abschluss seiner Abschiedsrede sagte der Kirchemusiker, dass er mit einem „frohen Herzen“ gehe. Er freue sich „auf die Freiheit und sicherlich nach dem Sabbatjahr –­­­ was mir hier leider nur unter Verzicht auf diese Stelle möglich gewesen wäre –­­­ wieder auf neue Herausforderungen als Seniorstudent“.art

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