Rachefeldzug zerstörte Gandersheim

Brandlegung zerstörte die halbe Stadt / Geschichte auf Stromkasten in der Moritzstraße

Christian Anders mit dem frisch beklebten Kasten.

Bad Gandersheim. Die Moritzstraße, heute eine der Lebensadern unserer Stadt, war am 22. November 1580 Schauplatz eines heimtückischen Brandanschlages. Auslöser der Brandkatastrophe war ein Vergeltungsschlag gegen den Bewohner des Hauses Moritzstraße 8 Henni Koch. Dieser hatte einen Diebstahl von etlichen Kohlköpfen aus seinem Garten zur Anzeige gebracht.

Um diesen Vergeltungsschlag zu vertuschen, wurde im unbewohnten Hinterhaus des Zacharias Beckmann, Hausbesitzer des heute hier vorgestellten Hauses Moritzstraße 7, ein Feuer durch den flüchtigen Dieb und dessen Schwager gelegt. Das Feuer wütete so heftig, das fast die gesamte Stadt niederbrannte. Das Rathaus, die Moritzkirche und der westliche Teil der Stadt wurden Opfer der Flammen. Als die Flammen den Pulverturm am Ende der Alten Gasse erreichten, explodierte dieser und die Steine schleuderten wie Geschosse durch die brennende Stadt.

Die Verwüstungen waren so erheblich, dass der braunschweiger Herzog das leerstehende Barfüßerkloster für Obdachlose zur Verfügung stellte. Sammlungen im ganzen Herzogtum und Zuwendungen vom Herzog ermöglichten einen zügigen Wiederaufbau der Stadt. Seither prägen prächtige Bürgerhäuser mit aufwendigen Schnitzereien die Moritzstraße und den Marktplatz. Da beim Wiederaufbau einige Häuser nicht an alter Stelle wieder errichtet wurden, entstand unter anderem die Reutergasse.

Der große Stadtbrand prägte das Leben der Bürger so nachhaltig, dass bis zum Jahr 1844 alljährlich am 22. November ein Gedenkgottesdienst abgehalten wurde.

Aber das Leben ging auch im Haus Moritzstraße Nr. 7 weiter. Einer der bekanntesten Hausbesitzer war Johann Casper Käse, Hofbildhauer und Holzschnitzer der Äbtissin Elisabeth Ernestine Antonie von Sachsen-Meinigen. Im Buch des Kurt Kronenberg „Häuserchronik der Stadt Bad Gandersheim“ finden wir über diese Immobilie auch einige interessante Einträge hinsichtlich der damalig üblichen Berufe. So waren die Hausbesitzer im 19. Jahrhundert unter anderem Perückenmacher und Stecknadelmeister.

Ende des Jahrhunderts wechselte das Haus in die Hände von „soliden Handwerkern“ unter anderem Drechsler- und Schuhmachermeister. Das Foto auf dem Stromkasten zeigt das Haus von 1955. Hauseigentümer Wilhelm Sprenger und seine Ehefrau Helene führten dort ein Schuhgeschäft. Heute ist das Objekt im Besitz der Familie Anders aus Clus.

Die Auslagen des Modelleisenbahngeschäftes ziehen nicht nur kleine Lokführer in ihren Bann. Auch die Augen manch älteren Semesters werden beim Anblick der filigranen Eisenbahnmodelle leuchtend.

Der Kur- und Verkehrsverein bedankt sich ganz herzlich bei Familie Anders. Anders war der erste, der die Übernahme der Kosten für die Umgestaltung der Stromkästen zugesagt hatte. Mittlerweile sind 14 Stromkästen in der Innenstadt und bereits einer im Ortsteil Hachenhausen umgestaltet. Die vierte Klebeaktion ist bereits in Vorbereitung. Interessierte können sich beim KVV, Ansprechpartner Liane Goslar, melden.red