Rat entscheidet sich: Das Thema „Hangrutsche“ ist erstmal klar vom Tisch

Einigkeit über Bau eines Multifunktionsgebäudes / Geno will zweite Brücke selbst bauen / Alte Rutsche wird wiederbelebt

Bad Gandersheim. Die Würfel sind gefallen: Das Thema „Hangrutsche“ für das neue Freibad ist vom Tisch. Mindestens für die aktuelle Freibad-Ausbauplanung oder irgendwelche vorbereitenden Arbeiten beim Umbau. Für einen entsprechenden Antrag der Grünen, sie doch noch in der Planung festzuschreiben, gab es keine Mehrheit im Rat. Damit dürfte es selbst bei einem erneuten Versuch nach der Landesgartenschau schwer werden, ein solches Projekt jemals noch umzusetzen.

In wesentlichen Punkten bestand Einigkeit

In Sachen Freibad gab es an erster Stelle in der Ratsberatung am Donnerstagabend einen gemeinsamen Ratsantrag aller drei Ratsfraktionen. Er beinhaltete die im interfraktionellen Gespräch als gemeinsam unterstützbar erkannten Punkte. Dies waren zum einen das sogenannte Multifunktionsgebäude mit Sanitätsraum sowie Sanitärbereichen für beide Geschlechter nahe dem neuen Freibadbecken. Das Gebäude soll bis zur Landesgartenschau ebenfalls fertiggestellt sein, wobei den Planer noch die Möglichkeit offen steht, Umsetzungsvarianten in Massivbauweise vorzuschlagen. Favorisiert wird dabei eine sogenannte Modulbauweise, nicht die bislang von den Planern angeregte „Containerlösung“.

Bei der zweiten Brücke hat sich in der Zwischenzeit ein neuer Umstand ergeben, indem die Betriebsgenossenschaft angeboten hat, sie sogar in Eigenleistung zu erstellen. Das könne man natürlich nicht abschlagen, so Grünen-Ratsherr Oliver Brzink, der aber zugleich bedauerte, dass es damit nicht zu der von ihm favorisierten Hängebrückenvariante kommen werde.

Nach kurzer Diskussion über die Varianten der Bauweise für den Multifunktionsbau gab es einstimmige Befürwortung für den gemeinsamen Ratsantrag.

Die alte Rutsche soll ein zweites Leben bekommen

Im Anschluss daran wurde der Antrag der SPD behandelt – mit Ausnahme der Punkte, die bereits durch den vorangegangenen Beschluss als erledigt angesehen werden konnten. Es blieben der Antrag, die alte Rutsche saniert wieder aufzustellen. Die Hallenbadsanierung soll – ausgenommen sofort erforderlicher Maßnahmen – nach der Landesgartenschau erfolgen, wobei die Planer zur Erhöhung der Attraktivität des Hallenbades eine Ganzjahres-Großrutsche beplanen sollen.

Wie SPD-Fraktionsführer Niklas Kielhorn dazu erläuterte, schaffe die Wiederherstellung der bisherigen Rutsche die Möglichkeit, bis zur LAGA ein Bad mit Rutsche zu bekommen, und dies deutlich kostengünstiger als alle bisher angedachten Lösungen. Die Zurückstellung im Moment nicht erforderlicher Sanierungsmaßnahmen beim Hallenbad habe den Sinn, sich in Ruhe nach der Landesgartenschau konzeptionell mit dem Hallenbad beschäftigen zu können. Mit einer Großrutsche am Hallenbad könne es gelingen, eine Ganzjahresattraktion zu schaffen. Das alles müsse aber genau geprüft und von den Planer mit konkreten Daten hinterlegt werden.

Fehlende Kostenschätzung zur Rutsche moniert

Oliver Brzink monierte, dass die Planer entgegen der Absprache zur Ratssitzung keine Kosten für die Sanierung der alten Rutsche vorgelegt hätten. Das sei für ihn keine Beschlussbasis. Auch eine Großrutsche am Hallenbad werde im Rahmen, den man dafür vermutlich zur Verfügung habe, dem Bad keine große zusätzliche Attraktivität gegenüber bestehender Konkurrenz verschaffen.

Auch Timo Dröge teilte grundlegend diese Haltung. Er unterstrich außerdem, dass die CDU weiter die Hangrutsche wolle. Da diese bis zur LAGA nicht gebaut werden könne, würde die alte Rutsche als Ersatz taugen – aber nur, wenn das mit vertretbaren Kosten gehe. Die aber wiederum lägen zur Sitzung nicht vor.
Der designierte neue Bauamtsleiter Stefan Mittwoch ergänzte dazu auf Nachfrage, dass in einem Gespräch eine Schätzung von rund 20.000 Euro abgegeben worden sei. Wenn es sich um eine Endsumme drehen werde, die in diesem Bereich liege, werde die CDU dem zustimmen, kündigte Timo Dröge vorbehaltlich an.

Dröge wies in der Frage der Hallenbadsanierung darauf hin, dass man hier als CDU nicht zustimmen könne, weil durch den Wunsch von Warmwasserduschen im Freibadbereich die CO2-Bilanz schlechter ausfallen werde, als bisher. Dies aber könne Mittel in Gefahr bringen, die als Zuschüsse dem Bad für energetische Sanierungen zugesagt sind. Bislang aber könne die dafür nötige CO2-Einsparung noch nicht ausreichend nachgewiesen werden. Verschlechterungen könnten bis zu einer Million Euro Förderung in Gefahr bringen. Deshalb werde die CDU diesem Unterpunkt des Antrages nicht zustimmen.

Nach einer von der SPD beantragten Sitzungsunterbrechung beantragte Niklas Kielhorn, den Antragstext zum Hallenbad aufzuspalten. Im Klartext: Sanierung und Aufwertung des Bades sollten ein Teil, die Planungen zu einer Hallenbadrutsche ein zweiter sein. Das solle jedem möglich machen, das Bekenntnis zum Hallenbad über die Sanierung aussprechen zu können, ohne sich durch Skepsis in der Rutschenfrage davon abhalten lassen zu müssen.

Abgestimmt wurde danach so: Die Sanierung der alten Rutsche und Wiederaufbau zur LAGA fand nur zwei Gegenstimmen bei den Grünen. Der Sanierung des Hallenbades nach der LAGA stimmten alle Ratsmitglieder zu. In der Frage eine möglichen Planung für eine Hallenbad-Großrutsche gab es eine Gegenstimme durch Heinrich Hohls. Also alle Antragspunkte so angenommen.

Brzink: Werde den Antrag wieder stellen

Dritter Akt zum Bad war der Antrag der Grünen zur Aufnahme einer Hangrutsche in die Planung und Umsetzung, auch nach der Landesgartenschau. Grünen-Antragsteller Oliver Brzink war sich bewusst, dass er dafür vermutlich keine Mehrheit bekommen werde, dann stelle er den Antrag im November wieder, mit einem vielleicht veränderten Rat und neuer Verwaltungsspitze, kündigte er bereits an. Timo Dröge unterstrich, dass die CDU die Haltung der Grünen in dieser Frage unterstützt.

Bürgermeisterin Franziska Schwarz wies auf Umstände hin, die den gerade von den Grünen hochgehaltenen Naturschutz betreffen. Es werde eine Änderung des Flächennutzungsplanes für den Bau einer Hangrutsche erforderlich, Bäume müssten fallen, um die Rutsche bauen und später gefahrlos rutschen zu können. Die Aussage fand Oliver Brzink kurios. Ein solch großer Eingriff in den Waldhang sei gar nicht nötig, so seine Auffassung.

Abgestimmt wurde über Punkt 1 des Grünen-Antrages. Hier ging es um eine völlige Verschiebung der Sanierung des Hallenbades und erneute Grundsatzberatung darüber, wie es mit dem Hallenbad weitergehen solle, sowie einen Baubeginn frühestens im Frühjahr 2023. Dazu endete die Abstimmung mit fünf Ja- und zehn Gegenstimmen bei einer Enthaltung – ergo abgelehnt.

In Punkt zwei des Antrages scheiterte dann die Hangrutsche. Hier lag das Abstimmungsverhältnis bei vier Zustimmungen und elf Gegenstimmen sowie wieder einer Enthaltung.rah