Schloss Hachenhausen – eine fast unendliche Geschichte

Eines der Stromkastenbildern in den Dörfern zeigt nun auch dieses Kleinod

Die Tillmanns haben das historische Stromkastenbild ihres Schlosses gesponsert.

Hachenhausen. Der Kur- und Verkehrsverein war im zurückliegenden Winter nicht untätig. Die Aktion „Stromkasten erzählen Geschichte(n)“ geht in die nächste Runde. Zurzeit sollen weitere 25 Stromkästen umgestaltet werden. Zur besonderen Freude der Verantwortlichen sind die Ortsteile ebenfalls an der Umgestaltung interessiert. In den Ortsteilen Ellierode und Ackenhausen stehen die Planungen kurz vor dem Abschluss und können kurzfristig umgesetzt werden. Noch aus dem letzten Jahr stammt der Stromkasten, der das Schloss in Hachenhausen zeigt. Die Sponsoren waren dem Winter für längere Zeit „entflohen“, sodass erst jetzt der Bericht hierüber erscheinen kann. Direkt an der Durchfahrtstraße in Hachenhausen weißt das Bild des Schlosses auf ein verstecktes Schmuckstück hinter der hohen Mauer hin.

Die unterhaltsame Geschichte des Schlosses erzählte Inge Tillmann bereits im Rahmen der Vortragsreihe der Museumsfreunde. Cordes Recht aus Osterode war seit 1868 Eigentümer des Gutes Hachenhausen und er verkaufte das Gut in 1880 an Georg Schnedermann.

Dieser ließ 1883 das alte Herrenhaus völlig abreißen und nach Plänen des Architekten Adolf Siburg wurde ein neues Herrenhaus errichtet. Nach 13 Jahren, also in 1896 verkaufte Georg Schnedermann das Schriftsassengut einschließlich Herrenhaus, welches nach vorliegenden Plänen ein stattliches Gebäude war, an Paul Wilhelm Hermann Wittekop und dieser beantragte die Eintragung des Gutes in die Rittermatrikel.

In 1904 ließ Wittekop das Wohnhaus in seine heutige Gestalt (Schloss) durch Architekt Bertram aus Hannover umbauen. P. Wittekop war seinerzeit 26 Jahre alt. Es ist nicht bekannt aus welchen Gründen er das Gut kaufte und nach rund zehn Jahren wieder verkaufte. Immerhin wurden große Baumaßnahmen durchgeführt.

Das Herrenhaus wurde um ein rund fünf Meter breites Treppenhaus erweitert. Der bisherige Haupteingang wurde auf acht Meter verbreitert und um rund zwei Meter nach vorne versetzt. Die Giebelseite wurde um fünf Meter vergrößert. An der Parkseite entstand der Turm und der Wintergarten wurde angebaut. Der bisherige Salon wurde ebenfalls vergrößert und das gesamte Gebäude wurde um rund einen Meter aufgestockt. In manchen Zimmern sind die alten Spitzbögen aus rotem Sandstein noch zu sehen.

Der Baustil jener Jahre pendelte zwischen Historismus, Gründerzeit, Romantik und Jugendstil. Die verschiedensten Bauelemente sind glücklicherweise – trotz des Ersten und Zweiten Weltkriegs – gut erhalten, zum Beispiel Turm mit Zinnen, auf der Spitze des Turmes sitzt der Adler mit der Schlange, wunderbare Steinmetzarbeiten, romantische Türmchen und nicht zu vergessen der Schlosspark (rund 28.000 Quadratmeter) mit seinen runden Wegen. Die Sehnsucht nach Landschaftsgärtnerei, Romantik, Mystik und Historismus lassen sich fast nur noch erahnen, es gab zum Beispiel Teehäuschen, China-Pavillons, Rosenhain, Blumenrabatte mit Mustern und nicht zu vergessen, die Ruine. Wer in Zeiten der Ritterromantik das Geld und das Land hatte, ließ sich auf seinem Anwesen eine Ruine bauen, vergleichsweise wie die Burgruinen am Rhein.

Wie schon gesagt, verkaufte P. Wittekop 1914 das Rittergut wenige Wochen vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges, an Hauptmann a.D., später Major, Ludwig Lenssen aus Köln. Als 1931 Ludwig Lenssen verstirbt; heiratete seine Witwe Katharina, geb. Funke, den Gymnasialprofessor Hermann Bauer.

Durch Ausübung eines Vorkaufrechts in 1951 ging das Schloss einschließlich der dazugehörenden landwirtschaftlichen Flächen auf die Braunschweigische Siedlungsgesellschaft über und diese verkaufte 1952 das Gut an die Eheleute Giebelhausen.

Die Witwe Giebelhausen verkaufte 1961 das Schloss mit Park an „Freies ev. Missionswerk, Quelle des Lebens e. V“. Christen aus USA und Kanada sahen es nach dem Zweiten Weltkrieg als ihre Aufgabe, dem durch Hitler verführten und durch den Krieg zerstörten Deutschland zum christlichen Glauben zurückzuhelfen. Der Start und die Ausweitung der Arbeit im Land erwies sich für den EFC schwerer als gedacht und so wurde Schloss Hachenhausen wieder verkauft.

Die Organisation verkaufte 1965 das Schloss mit Park an August Bertram. Einige Jahre später ging es durch Verkauf auf die Eheleute Theo und Anna Grohs über. Bis 1977 nutzten die Eheleute Teichmann mit Sohn und Schwiegertochter Uschi geb, Pleßmann das Schloss als Altenheim mit etwa 45 Bewohnern.

In 1984 erwarb Maurermeister Horst Renziehausen das Anwesen und er konnte es 1990 nach erheblichen Widerständen aus der Bevölkerung an den „Verein für Beistandsschaften und psychosozialen Beratungen Göttingen e.V.“ vermieten. Der Verein ging aber 1993 in Konkurs.

Mittlerweile befindet sich das Objekt im Besitz der Familie Tillmann aus Bonn, die mit viel Liebe zum Detail den Besitz wieder zu altem Glanz führt. Der Kur- und Verkehrsverein bedankt sich ganz herzlich bei Inge und Dieter Tillmann, die sehr aktiv den Verein, insbesondere die Städtepartnerschaft und die Museumsfreunde Bad Gandersheim unterstützen.red