„Sei dein eigener Held!“ – So geht’s

BLSK und Abenteuerhaus Wolfsburg starten Respekts-Projekt an der Bad Gandersheimer Oberschule

Begrüßung durch Tina Schönfelder und Kathrin Signore von der BLSK.

Bad Gandersheim. Ein Held sein – wer möchte das nicht? Für die meisten ist diese Vorstellung verbunden mit Großtaten, die so weit weg erscheinen, dass man hofft, sie vielleicht einmal wenigstens tatsächlich zu erleben. Dabei beginnt Heldentum ganz woanders, ganz im Kleinen, dem täglichen Leben, das aufzuzeigen und jedem die Chance zu eröffnen, immer wieder sein eigener Held zu sein, ist Ziel des Projektes „Sei dein eigener Held“, das die Braunschweigische Landessparkasse (BLSK) und das Abenteuerhaus Wolfsburg bereits seit neun Jahren gemeinsam durchführen. Nun kommt es – zum ersten Mal – auch nach Bad Gandersheim; an die Oberschule.

Das Projekt startet immer mit einem Vortrag. Und für den hat das Projekt einen ganz besonderen Protagonisten: Joachim Franz. Ob ihn einer der Schüler der achten Klassen, mit denen das Projekt an der Oberschule stattfindet, schon vorher gekannt hat ist ungewiss. Gleichwohl es gut möglich wäre, denn der 58-jährige Joachim Franz ist ob seiner Taten weithin bekannt geworden und sogar Träger des Bundesverdienstkreuzes.

Dass er dieses einmal verliehen bekommen sollte, war für den jungen Menschen Joachim Franz fern jeder Vorstellung. Als Wolfsburger voll in der „VW-Schiene“ war er mit 30 Jahren Schichtarbeiter, Raucher und deutlich übergewichtig. Bis zu jenem 9. Januar 1990, an dem er einen Entschluss fasste: Die Pfunde müssen weg, mein Leben anders werden.

Mit Bildern und bildhaften Schilderungen erzählte Franz im Forum der Oberschule den Achtklässlern, wie schwer die Anfänge auf diesem Weg waren: Häme, mangelnde Unterstützung selbst durch die eigene Familie und andere Widerstände musste er überwinden. Und tat es. Womit eine Grundaussage getroffen war: Du entscheidest, wohin du willst!

Franz entdeckte den Sport, nahm rasant ab und wurde in den Herausforderungen, die er sich stellte, immer extremer. Ob mit dem Roller (als Gefährt schon sensationell) durch Südafrika, mit dem Fahrrad vom Nordkap nach Sizilien oder durch ganz Amerika, es waren immer extreme Herausforderungen, denen er sich stellte. So lernte er die Welt kennen – und deren Probleme.

In Nepal gab es dann ein Schlüsselereignis, dass den Extremsportler zum Helfer werden ließ: Der menschenunwürdige Umgang mit Aidskranken ließ in ihm den starken Wunsch wachsen, etwas dagegen zu tun. Franz setzte seine sportlichen Taten und seinen Ruf ein und hat es in jahrelanger unermüdlicher Arbeit geschafft, viele Millionen an Spenden zu sammeln, um Aidsprojekte in vielen Ländern, die er einst bereiste, damit zu unterstützen – bis heute und immer weiter. Ohne Zweifel heldenhaft und auszeichnungswürdig.

Nun ist es nicht Erwartung des Projektes, dass die Schüler Joachim Franz in ähnlicher Manier nacheifern. Vielmehr geht es um die Anfänge, das eigene Selbst, in dem so viel mehr steckt, als viele junge Menschen mit 14 Jahren denken. Um dieses Potenzial zu mobilisieren, beginnt das Projekt „Sei Dein Eigener Held“ mit einem zentralen Begriff: Respekt.
Respekt ist etwas, das viele positive Werte umfasst. Zum Beispiel Höflichkeit, Fair Play, Anerkennung, Toleranz und Autorität, aber auch Vorsicht, Ansehen und Achtung der Würde. Respekt sollte man aber nicht nur dem Gegenüber zollen, sondern auch sich selbst. Oder wie Franz es sagte: „Morgens in den Spiegel gucken und sagen können, hey, was bist du denn für ein geiler Typ“, so sollte der Tag mit sich selbst beginnen.

Womit ohne Zweifel keine arrogante Selbstverliebtheit gemeint war, sondern das starke Selbstbewusstsein, an jedem Tag etwas bewegen zu können. Für sich wie andere. Man muss es nur aus sich herauskitzeln und wollen. Und da mangelt es offenbar vielen jungen Menschen an eben dem Respekt vor sich selbst. Ihn möchte das Projekt wachküssen.

Respekt kann aber auch bedeuten, sich selbst nicht mit jeder Strömung treiben zu lasen, wie ein Fähnchen im Winde zu hängen. „Sei du selbst“ kann auch bedeuten, sei anders, geh deinen ganz eigenen Weg. Mainstream schaffe keine Veränderungen, wie die Gesellschaft sie brauche. Die jungen Menschen von jetzt seien aber in ein paar Jahren diejenigen, die diese Gesellschaft gestalten müssten und die Richtung vorzugeben hätten, in die sie sich entwickeln soll.

Respektlosigkeit hingegen ist etwas, das die meisten Jugendlichen ohne Zweifel kennen. Das Projekt will auch helfen, zu zeigen, wie man Respekt lernen und mit Respektlosigkeit umgehen kann.

Das Projekt besteht dazu aus drei Modulen. Das erste war als Initialzündung der Vortrag, bei dem es Franz gelang, die Achtklässler über eine Stunde lang in seinen Bann zu ziehen. Im zweiten Schritt folgt ein Workshop, zu dem ein Coach in de Oberschule kommt. Ziel ist es, das Thema Respekt weiter auszubauen und aus der Diskussion heraus Ideen zu entwickeln für eigene Projekte, die das Thema weiter vorantreiben können.

Diese Ideen werden dann im dritten Schritt im Frühjahr 2019 präsentiert und eine Umsetzung vorgeschlagen. Die besten Ideen werden prämiert, und wenn sie es bis ganz nach oben schaffen, sogar durch das Projekt weiter gefördert, wie Franz an einem Salzgitteraner Beispiel gut aufzeigen konnte.

Bis dahin sind es noch einige Schritte, aber die Achtklässler der Oberschule zeigten sich nach dem Vortrag bereits begeistert. Gespannt darf man abwarten, welche Projektideen in den kommenden Monaten erwachsen.rah