Stabübergabe im Glaubenszentrum

Gerry Klein übergab die Leitung der Bibelschule nach 18 Jahren in der Führungsposition nun an Helmut Kühn

Ein bestens gelungener Stabwechsel: Gerry Klein (rechts) gab nach 18 Jahren die Leitung der Bibelschule im Glaubenszentrum in die Hände von Helmut Kühn weiter.

Bad Gandersheim. Einen bedeutsamen Wechsel hat es vor Kurzem im Glaubenszentrum auf dem Osterberg gegeben: Gerry Klein hat nach 18 Jahren als Leiter der Bibelschule, die sozusagen das Herzstück des Glaubenszentrums ist, sein Amt an einen Nachfolger übergeben. Mit dem Juni ist nun Helmut Kühn in die Verantwortung der Leitungsposition eingetreten. Kühn konnte sich auf die Aufgabe gut vorbereiten. Bereits seit mehr als einem Jahr nahm er viele Leitungsaufgaben zusammen mit Gerry Klein wahr.

Klein selbst ist schon seit 25 Jahren Bad Gandersheimer. 1994 kam er ins Glaubenszentrum, das 2001 bekanntlich in personelle Turbulenzen geriet, als die alleinige Führungsspitze das Haus verlassen musste. Aus der Erfahrung heraus wurde die Leitungsverantwortung fortan nicht mehr nur einer Person überlassen, sondern ein fünfköpfiges Leitungsteam mit dem Namen „Prisma“ gebildet, in dem auch Gerry Klein eine Aufgabe übernahm: Er wurde der Leiter der Bibelschule, Markus Germann Leiter des Glaubenszentrums.

Letzteres beschreibt das Gesamtgebilde, während die Bibelschule ein Teil des Glaubenszentrums ist, wenn auch der wichtigste, weil die Aktivitäten der Bibelschule den größten Teil des fortlaufenden Lebens auf dem Berg prägen. Als Gerry Klein 2001 die Leitungsaufgabe übernahm, wusste er natürlich noch nicht, dass er sie 18 Jahre bis zu seinem Ausscheiden in den Ruhestand innehaben werde.

Umso näher dieser aber kam, desto drängender wurde das Bedürfnis einen möglichst guten Übergang in die Nachfolge zu regeln. Klein ist sich sicher, dass seine Gebete erhört worden seien, denn anders sei die weitere Entwicklung kaum zu erklären. Die trat in Person von Helmut Kühn auf den Plan.

Kühn ist gebürtiger Hildesheimer – und kannte dennoch lange das Glaubenszentrum in seiner Nähe nicht. Kühn stammt aus einem Geschäftshaushalt, in dem klare christliche Werte vermittelt wurden. Über den Vater, der Kontakt zu einer freien christlichen Gemeinde aufnahm, kam auch der Sohn mit dieser zusammen und wurde dort aktiv. Mit 14 habe er dann seine ganz persönliche Begegnung mit Gott gehabt, sagt Helmut Kühn. Das habe ihn total verändert.
Die berufliche Ausbildung durchlief er zunächst noch im kaufmännischen Bereich, und es hätten sich ihm durchaus Chancen auf eine steile Karriere eröffnet. Dass sein Lebensweg dann aber in die Theologie abzweigte, hatte mit dem Angebot zu tun, in Mexiko zwei Jahre lang ein Home-Schooling-Projekt leiten zu dürfen. In dieser Zeit habe er Gott als seinen wahren Vater kennengelernt, so Kühn.

1991 heiratete er die Frau, die er Jahre zuvor bereits in der freien Gemeinde in Hildesheim kennengelernt hatte. Mit seiner Frau zusammen ging der Weg auf eine Bibelschule in England, wo beide eine zweijährige Ausbildung erhielten. In Zusammenarbeit mit dem Missionsverband wurde den beiden dann ein Projekt in Chile angeboten, wohin das Paar 1994 mit seinem damals einjährigen ersten Kind ging. Zunächst zur Gemeindearbeit im Süden Chiles, später mit wachsenden Aufgaben auch in Leitungsebenen.

Am Ende wurden 21 Jahre in Chile daraus. Kühn, der auch den offiziellen Titel eines Pastors trägt, legt Wert darauf, dass moderne Missionsarbeit nichts mit den vielen Fehlern der Vergangenheit in Mission zu tun habe. Sie achte die Kulturen der Menschen und stärke dieser sogar wieder, anstelle etwas Fremdes aufzusetzen.

In der Zeit in Chile kamen drei weitere Kinder zur Welt. Sie gaben am Ende auch ein stückweit den Weg zurück nach Deutschland vor, weil es die ältesten Kinder zum Studium nach Deutschland zog. Da Kühn und seine Frau ein enges Familienleben behalten wollten, fiel dann vor drei Jahren die Entscheidung, von der Mission in Chile nach Deutschland zurückzukehren. Wobei Kühn dies eher im Sinne eines Ausspruches seiner chilenischen Mitstreiter sah: „Wir senden Dich zur Mission nach Deutschland aus!“, gaben sie ihm mit auf den Weg.

Und die führte ihn nach kurzer Rast zum Glaubenszentrum, in dem Kühn im Frühjahr 2016 ankam. Zunächst fand er Einsatz im Mediendienst. Die vorübergehende Entlastung von verantwortlichen Aufgaben habe er durchaus auch als wohltuend empfunden, sagt Kühn. Dennoch blieben seine Fähigkeiten natürlich nicht verborgen, und in vorsichtigen, allmählichen Schritten gelang es Gerry Klein, in Kühn einen Nachfolger für die Leitung der Bibelschule zu finden und ihn für die Aufgabe aufzubauen.

Seit über einem Jahr geschah dies nach der grundlegenden Zustimmung Kühns, sich diesen Schritt nun zuzutrauen, in gemeinsamer Arbeit. Das sei ein genialer Weg für den bestmöglichen Übergang gewesen, sind beide glücklich über die Zeit, die nun mit Ende Mai endete. Da gab es die offizielle Verabschiedung Gerry Kleins und die Staffettenübergabe an Helmut Kühn.

Ein solcher Wechsel ist nahezu immer auch mit Veränderungen verbunden. Während Gerry Klein als „Allrounder“ die Leitung allein inne hielt. verteilt Kühn die Aufgaben in einer neuen Struktur, die ihm in Form eines Bereichsleiters und von darunter angeordneten Abteilungsleitern zur Seite stehen wird.

Und Gerry Klein? Ist erst einmal ausgezogen. Er hat ein Haus in Gehentfernung zu seiner langjährigen Wirkungsstätte erworben, das er mit seiner Frau sowie als Mehrgenerationenwohnprojekt mit Tochter und deren Mann sowie Enkelkind bewohnt. „Ein ganz tolles Modell, und es funktioniert, was wir vorher im Urlaub ausprobiert haben“, freut sich Klein.

Dem Glaubenszentrum bleibt er weiter verbunden. Zum einen mit einem Minijob zur Unterstützung und Beratung in Leitungsfragen, zum anderen, indem er sich nun endlich den Traum erfüllen kann, als „Außenminister“ des Glaubenszentrums zu reisen und Einrichtung und Mission in die Welt zu tragen. Zum Beispiel mit der Teilnahme an einer Konferenz in Kuba, wie sie nun erst im „Ruhestand“ möglich ist.rah