Standortgemeinschaft bereits aktiv

Erste Ziele ausgemacht und konkrete Projekte geplant / Nächstes Treffen am 22. November

Initiator und Beteiligte an der Standortgemeinschaft. Citymanager Alexander Rudnick hat den Anstoß gegeben, Juliane Kempe hat sich der Gruppe angeschlossen. Die Arbeit läuft.

Bad Gandersheim. Ob mit oder ohne Landesgartenschau – der Umbau der Stadt Bad Gandersheim in neue Strukturen geht weiter. Seit etwas mehr als zwei Jahren arbeitet daran als Citymanager bekanntlich Alexander Rudnick aus Hannover mit. Er kann sich dabei nun auch auf die inzwischen begründete Standortgemeinschaft stützen. Der Installation gehörte zu den bedeutenden Zielen des Citymanagementes.

Wie unlängst berichtet hatte Rudnick dazu für seinen Tätigkeitsbereich in der Kernstadt die Eigentümer von Immobilien und Betreiber von Geschäften angeschrieben und um Rückmeldung gebeten, ob eine Bereitschaft bestehe, in einer sogenannten Standortgemeinschaft mitzuwirken. Gut 270 solcher Anschreiben waren verschickt worden, rund 70 Rückantworten gab es, und 30 fanden sich am Ende tatsächlich bereit, an einer Standortgemeinschaft mitzuwirken. Die Resonanz, so Rudnick, sei wie für die Größe Bad Gandersheims zu erwarten gewesen und normal.

Es ist dies ein freiwilliges Engagement. Die Teilnehmer an der Standortgemeinschaft haben sehr unterschiedliche Hintergründe. Das reicht vom Betreiber eines Geschäftes bis zum Privatmann(oder -frau) mit Hausbesitz. Alle vereint, dass sie Bad Gandersheims Lage als problematisch ansehen und an Lösungen für eine bessere Zukunft interessiert sind. Das alles hatte wegen Corona und der Hinderung an Möglichkeiten, sich früher in großer Runde zu treffen, länger gedauert als ursprünglich geplant. Nun aber ist die Standortgemeinschaft nicht nur gegründet, sie hat sich bereits getroffen und die ersten Schritte aufgenommen. Citymanager Rudnick hatte dazu eingeladen, es ist aber mittelfristig Absicht, dass sich die Standortgemeinschaft selbstständig organisiert.
Ein Mitglied der Standortgemeinschaft hatte Rudnick zum Gespräch mit dem Gandersheimer Kreisblatt mitgebracht: Juliane Kempe ist ein „Gandersheimer Kind“, war dann aber viele Jahre anderswo zuhause, bis sie vor wenigen Jahren „von heute auf morgen“ wieder vor der Frage stand, nach Bad Gandersheim zurückzukehren. Ziemlich spontan habe sie sich dann mit ihrem Mann entschieden, das der Mutter gehörende und an der Stadtmauer frei gewordene Haus zu übernehmen.

Die Rückkehr, so sagte sie im Gespräch, habe sie bislang nicht bereut. Umso mehr liegt ihr die Mitarbeit in der Standortgemeinschaft am Herzen, um Bad Gandersheim auch in der Zukunft liebens- und lebenswert zu halten.

In den ersten Treffen ging es neben dem allgemeinen Kennenlernen um eine Lagebeschreibung. Daneben wurden persönliche Situation und Vorstellungen besprochen, um dann den Prozess einzuleiten, aus den vorhandenen Vorstellungen für die Zukunft der Innenstadt konkrete Ziele abzuleiten. Die sind auch bereits formuliert.

Eines lautet „Neues Zentrum“. Grundgedanke dieses Vorhabens ist, dass eigentlich jede Stadt so etwas wie ein lebendiges Zentrum hat oder braucht. Selbst in den Randbereichen einer Stadt bezieht sich meistens alles auf ein Zentrum. In der Stadt Bad Gandersheim hat man dieses ohne Zweifel im Bereich Markt und Stiftsfreiheit ausgemacht.

Genau dort aber, war man sich in der Standortgemeinschaft einig, könne man nicht wirklich von einem lebendigen Zentrum sprechen. Das möge für Teile des Marktes am Rathaus gelten, aber gerade der Bereich rund um den Theaterbrunnen lasse Vieles vermissen. Es gebe dort keine größeren Möglichkeiten, sich zu treffen, gemeinsam zu sitzen, am schönsten gar bei einem Kaffee.

Die aktuelle „Möblierung“ des Platzes steht vereinzelt in den Randbereichen. Rund um den Brunnen und vor der Stiftskirche herrscht die meiste Zeit des Jahres gähnende Leere – wenig attraktiv, um als Treffpunkt zu fungieren. Hier lasse sich ansetzen, um Lebendigkeit zurückzugewinnen.
Das heiße nicht, man wolle nun einen Umbau des Platzes. Die innerstädtische Gestaltung sei schon in Ordnung, vielmehr gehe es um Angebote, die sich die Standortgemeinschaft rundherum vorstellen könnte, präzisieren Rudnick und Kempe die Vorstellungen. Konkret: Anstelle von Tourist-Information oder Bürgerbüro an den heutigen Plätzen könnten sie sich dort ein Café oder andere Möglichkeiten vorstellen, um sich treffen zu können. Auch im öffentlichen Bereich des Platzes davor.

Es habe sogar eine erste grundlegende Anfrage bei der Stadtverwaltung gegeben, ob die Lage der genannten Einrichtungen dort so zementiert sei, dass man die Ideen gleich hätte begraben können. Doch dem sei nicht so, ein Nachdenken über Änderungen sei seitens der Verwaltung nicht von vornherein abgeblockt worden, auch wenn das bedeute, dass für Tourist-Information wie Bürgerbüro neue, ebenso gut erreichbare Plätze gefunden werden müssten.

Als einen zweiten Punkt hat die Standortgemeinschaft formuliert: „Moritzstraße retten“. Aus der Erkenntnis heraus, dass Einzelhandel, wie aktuell noch vorhanden, in Zukunft ohne Zweifel nur weniger werden wird, zielen Anstrengungen unter diesem Motto darauf ab, die Moritzstraße als zentrale Straße für Einkauf und Aufenthalt zu behalten. Was auch heißt, für ähnliche Bemühungen im früher ebenfalls als „Einkaufsstraße“ rangierenden Steinweg ist es dort längst zu spät. In der Moritzstraße noch nicht, dort solle man dann aber auch die Bemühungen konzentrieren, um eine Zersplitterung noch vorhandener Engagements zu verhindern.

Und auch ein drittes Ziel ist bereits festgestellt: Die Verstetigung einer positiven Stimmung. Auf die kann die Standortgemeinschaft bereits ein Stück bauen, denn mit fortschreitendem Baufortschritt für die Landesgartenschau und Herannahen des Eröffnungstermines sei tatsächlich in der Stadt derzeit ein Stimmungswandel zu mehr Optimismus und positiver Begleitung zu spüren, sagt Rudnick.

Das habe auch für die Ausstellung gegolten, die mit Studenten zu Vorschlägen für Leerstände gegolten. Da sei bei manchen Eigentümer doch wieder ein Stück Hoffnung aufgekeimt, dass sich so etwas bewegen lassen. Tatsächlich gibt es auch einen dort gemachten Studentenvorschlag, der konkret aufgegriffen wurde und im kommenden Jahr Umsetzung finden soll.

Die Standortgemeinschaft ist eine offene Gruppe, das heißt, jeder, der hier mitwirken möchte, ist willkommen. Die Treffen sind deshalb öffentlich, und das nächste ist bereits terminiert: Am Montag, 22. November, um 19 Uhr im Forum der Oberschule. Wer vorab einen Kontakt in Anspruch nehmen möchte: Alexander Rudnick, Telefon (0172) 4064721.rah