Stromkastengeschichte(n): Das alte Postamt

Bild an der Ecke der Hohenhöfen klärt über die Geschichte der heutigen Tischlerei Papenberg auf

Heinrich Hohls vor dem Stromkastenbild des alten Postamtes, heute Tischlerei Papenberg, die Heinrich Hohls betreibt.

Bad Gandersheim. Die Poststation Bad Gandersheims war einst im Gasthaus „Weißer Schwan“ in der Burgstraße untergebracht. Das Hinweisschild ist im städtischen Museum ausgestellt. Viel Interessantes kann der Besucher dort  über die  Geschichte der Post, insbesondere der Postkutschenzeit erfahren. So wurde bereits um 18. Jahrhundert vom damaligen Herzog von Braunschweig darauf hingewiesen, dass Reisende der Postkutschen auf ihr Gepäck selber achten müssten und bei Verlust keine Entschädigung geleistet würde.

Kurzfristig war die Poststation auch im 1856 neuerbauten Bahnhof sowie in gemieteten Räumen auf der Stiftsfreiheit untergebracht. Otto Schüßler, Kreismaurermeister, errichtete das repräsentative  Gebäude an der Ecke Neue Straße 1888 und verpachtete es als Dienstgebäude an die Reichspost. Das Gebäude wurde mit Postsymbolen und Reichsadler verziert.

1918 erwarb das Haus Kurt Ballin. Der neue Eigentümer ist in der Stadtgeschichte kein Unbekannter. 1919 wurde das Postamt in das Gebäude Neue Straße 10 verlegt. Max Rosenbaum wird 1922 neuer Eigentümer des Gebäudes und erweiterte es um einen Anbau. In dem Ladenlokal bietet Rosenbaum Weißwaren (Handel mit Textil und Bekleidung).

Das alte Postamt gehört wohl zu den mit am häufigsten fotografierten Häusern unserer Stadt. In früheren Zeiten wurde regelmäßig prachtvolle Umzüge zu den verschiedensten Anlässen veranstaltet. So finden sich viele Bilder von Schützenumzügen, der Roswithafeier von 1926 und Schulfesten im städtischen Museum.

Eine Aufnahme während der NS-Zeit spiegelt den damaligen Zeitgeist wieder. Ein Mitglied der NSDAP steht vor dem Ladenlokal des Weißwarenhändlers Rosenbaum mit einem Hinweisschild „Deutsche kauft nicht bei Juden“. 1937 geht der Besitz auf den Kreisgemeindeverband Gandersheim über. Für einige Jahre nutzt das Finanzamt Bad Gandersheim das Objekt als Dienstgebäude. Am 1. April 1956 erwarb Gustav Papenberg das Gebäude. Die alteingesessene Bau- und Möbeltischlerei, seit mehr als 170 Jahren in Bad Gandersheim in der Alten Gasse beheimatet, nutzte die Zeit des Wirtschaftswunders und expandierte.

1969 übernimmt der Sohn des Firmeninhabers Gerhard Papenberg den Betrieb. 1973 wird das Gebäude um eine 200 Quadratmeter große Maschinenhalle erweitert. Im Juli 1994 wird die Firma in eine GmbH umgewandelt und Heinrich Hohls, der seit 1983 im Betrieb tätig ist, wird als zweiter Geschäftsführer eingesetzt. Seit 2003 ist Hohls alleiniger Geschäftsführer. Der Kur- und Verkehrsverein bedankt sich bei der Firma Papenberg GmbH für die Unterstützung. Zur Zeit sind elf Stromkästen in Planung. Die ausführende Firma Print 4 you aus Einbeck arbeitet mit Hochdruck an der Umsetzung. Die Einwohner können gespannt sein auf weitere historische Kleinode, die Geschichte(n) unserer Stadt erzählen.red