„Theater ein Bollwerk gegen Rechts“

Gandersheimer Domfestspiele waren bei Tagung der zehn deutschen Festspielorte vertreten

Die Teilnehmer der Tagung in Jagsthausen: Achim Lenz (oben, 4. von rechts), Jennifer Traum (oben rechts) und Thomas Groß (unten, 3. von rechts).

Bad Gandersheim. Die Gandersheimer Domfestspiele waren bei der jährlichen Tagung der „Arbeitsgemeinschaft zehn deutsche Festspielorte“ in Jagsthausen dabei: Intendant Achim Lenz, Geschäftsführer Thomas Groß, Dramaturgin Jennifer Traum und Festspielfotografin Julia Lormis vertraten das größte professionelle Freilichttheater in Niedersachsen bei der Tagung. Das Treffen findet jährlich im November an einem der zehn Festspielorte statt. Inhalte sind der Austausch auf allen Ebenen von Kunst und Verwaltung, Diskussionen über aktuelle Themen sowie Rückblick auf die Spielzeit 2019 und Vorschau auf 2020.

Ein Hauptaugenmerk der Gespräche galt der aktuellen Situation von Fremdenfeindlichkeit in Deutschland und der Welt sowie den um sich greifenden Egoismus in der Gesellschaft, weshalb die Arbeitsgemeinschaft erstmals in ihrer Geschichte eine gemeinsame Erklärung proklamierte:

„Theater ist seit der Antike ein Ort der Begegnung, mit dem Appell, Dinge aus unterschiedlicher Perspektive zu sehen und zu verstehen. In einer Zeit, in der die Friedlichkeit unseres Zusammenlebens von vielen Seiten mutwillig aufs Spiel gesetzt wird, ist es umso wichtiger dafür einzustehen, dass Vielfalt und Verschiedenartigkeit ein Gewinn für unsere Gesellschaft und keine Bedrohung sind. In diesem Sinne verstehen die zehn deutschen Festspielorte ihren gesellschaftlichen und kulturellen Auftrag“.

Die beiden Geschäftsführer der Gandersheimer Domfestspiele, Achim Lenz und Thomas Groß, ergänzten: „Theater im ländlichen Raum ist ein Bollwerk gegen die Zersetzung der Gesellschaft. Durch unser gemeinsames Engagement erreichen wir über die Grenzen der Kunst hinaus, dass die Menschen auf dem Land divers, spannend, lebenswert und zukunftsorientiert leben können. Die Gandersheimer Domfestspiele leisten ihren Einsatz gegen Rechts und für Menschlichkeit in Südniedersachsen und tragen zu einem lebenswerten Miteinander einer ganzen Region bei.“

Eva Hosemann, künstlerische Leiterin der Burgfestspiele Jagsthausen: „Rückblickend kann man zur Spielzeit 2019 sagen, dass die am häufigsten gespielten Stücke der Spielzeit 2019 das Kultmusical „Hair“ und „Shakespeare in Love“ waren. Das Musiktheater gewinnt allgemein an Bedeutung, besonders hervorzuheben ist das Revival der Operette und auch die Oper tritt vermehrt in Erscheinung. Viele Stücke der Gegenwartsdramatik sowie Auftragswerke mit regionalem Bezug tauchen in den Spielplänen der Festspielorte auf. Die theaterpädagogischen Angebote, wie die Schultheatertage im Sommer in Jagsthausen, und Kinder- und Jugendclubs nehmen zu. Dazu kommt der Trend zu umfangreicherem Begleitprogramm, wie Lesungen, Führungen und Einführungen sowie die Erschaffung neuer Spielräume. Diese Trends setzen sich auch in den Spielplänen für die Saison 2020 fort.“

1969 wurde von sechs Festspielorten die Arbeitsgemeinschaft deutscher Festspielorte gegründet. Seit 2000 lautet der Name „Arbeitsgemeinschaft der Zehn Deutschen Festspielorte“. Zu dieser Arbeitsgemeinschaft gehören Bad Gandersheim, Bad Hersfeld, Bad Vilbel, Ettlingen, Feuchtwangen, Mayen, Rathen, Schwäbisch Hall, Wunsiedel und Jagsthausen, die sich einmal im Jahr zum Austausch für eine Tagung treffen.

Bei allen zehn Festspielorten handelt es sich um professionelle Bühnen, deren Spielplan mindestens die drei Genre Schauspiel, Musiktheater und Kindertheater beinhaltet. Trotz der geografischen Entfernungen haben alle Partner eine Gemeinsamkeit, sie möchten hochwertiges Theater an besonderen Orten, unter freiem Himmel, anbieten, die selbst Teil der Inszenierungen sind. Im Sommer 2019 sahen fast 687.000 Zuschauerinnen und Zuschauer die mehr als 1.000 Aufführungen.red