TMA geht aktiven Hochwasserschutz an

Konkrete Maßnahme zur Sicherung der Wassereinfallstore bereits in die Wege geleitet

Solche Eintrittstore müssen Hochwasser künftig versperrt bleiben, deutet TMA-Leiter Pieter Sikkema auf den Kellereingang, durch den ebenfalls viel Wasser einströmte. Hier wird ein Fluttor vorgebaut.

Altgandersheim. Dienstagnachmittag in Altgandersheim. Die Sonne scheint, es ist trocken – und weitgehend sauber. Genau 14 Tage vorher sah das hier ganz anders aus. Die Bewohner haben aber viel Kraft daran gesetzt, die Spuren dieses und des drei Tage später folgenden Hochwassers weitestgehend zu beseitigen. Was in großem Stil gelungen ist. Nur wer aufmerksam herumschaut, wird in den meisten Teilen des Ortes nur kleine Spuren und Hinweise auf die Ereignisse finden – von den schwer getroffenen Bereichen wie der Darre oder an der Turnermusikakademie abgesehen. Da sind die Einschnitte immer noch deutlich sichtbar. Ob in Form von Schlamm, aufgerissenen Straßen oder sichtbaren Bauschäden.

Schlimmer sieht es hinter den Mauern noch in vielen Häusern aus. Hier ist noch lange wieder kein Normalzustand eingekehrt. Nach dem Herausräumen zerstörter oder beschädigter Gegenstände ging es ans Reinigen. Angesichts des feinen Schlamms, den die Wassermassen mitbrachten, ein Vorgang, der mehrfach wiederholt werden muss, bis endlich so etwas wie eine Grundsauberkeit erreicht ist. Und dann folgt das Trockenlegen, was sich hinziehen kann.
Genauso ist es auch in der Turnermusikakademie gelaufen. Und läuft es immer noch, wie Leiter Pieter Sikkema dem Gandersheimer Kreisblatt beim Besuch am Dienstag zeigt. Die letzten zehn Tage haben er und sein Team – im Kern gerade einmal ein halbes Dutzend Beschäftigte – daran gearbeitet, Schritt für Schritt wieder Grundordnung in den zweimal abgesoffenen Keller zu bekommen. Eigentlich sind es zwei Keller: Einmal unter dem Eingangsbau am Parkplatz, und ein weiterer größerer unter dem gandeseitigen Bau unterhalb des Musiksaales.

In letzterem waren unter anderem Zimmer, die zur Unterbringung von Lehrgangsteilnehmern dienten, ein Gemeinschaftsraum, mehrere Diensträume wie die Wäscherei sowie die Ölheizungsanlage abgesoffen und weitestgehend unbrauchbar geworden. Mindestens der Dreck ist zu weiten Teilen schon mal raus, es geht vorsichtig ans Trocknen. Nur in der dunklen Ölheizzentrale – Strom kann im Keller immer noch nicht wieder geschaltet werden – röchelt eine Pumpe nachdringendes Grundwasser ins Freie.

Im anderen, etwas kleineren Kellerbereich waren Funktionsräume und die Technik der hauseigenen Solaranlage geflutet worden. Hier sieht es ein wenig besser aus, erste Schritte zur Wiederherstellung der Nutzbarkeit sind im Gang. „Die Pufferspeicher sind vermutlich nicht nachhaltig geschädigt, wir prüfen gerade, ob wir bald wieder die Solaranlage in Betrieb nehmen können, dann hätten wir wenigstens wieder warmes Wasser im Haus“, gibt sich Sikkema optimistisch.

Es wäre für ihn und sein Hausteam der erste Schritt zurück in ein Stück Normalität. Und die sieht auch vor, dass am 5. Juli in der TMA ein Lehrgang stattfinden soll. Kein großer – „den könnten wir zur Zeit nicht beherbergen“ – aber doch ein Lehrgang. Womit Sikkema auch ein klares Zeichen setzt: „Gerüchte, hier würde geschlossen, haben keine Grundlage.“ Voraussetzung für den „Neuanfang“ aber ist eben warmes Wasser.

Eine der Prioritäten liegt also dort. Eine andere, alles anzugehen, was dem Haus schnellstmöglich eigenen Schutz bieten kann, dass nicht ein unerwarteter neuer Sturzregen alles gleich wieder zunichte macht. Die Schwachstellen sind ja nun hinlänglich bekannt.

Das waren vor allem die Kellerfenster. Mit Hilfe der ortsansässigen Firma Runge hat Pieter Sikkema Möglichkeiten finden lassen, wie sie flutsicher geschützt werden können. Das geschieht mit kleinen Mauern, wasserdichten Abdeckungen oder vorgebauten Fenstern, die mindestens eine Stunde Hochwasser völlig draußen halten. So etwas gibt es, leider bekommt es die TMA erst nach der bitteren Erfahrung und dem großen Schaden.

Baulich wird es auf der Sportplatz- und Gandeseite eine Flutmauer geben, die eine Senke schützen wird, die vor den Kellerfenstern vollgelaufen war. Das alles wird als Dauerschutz immer „in Betrieb“ sein, Durchlässe nur zu bestimmten Zwecken kurzzeitig geöffnet. So werde überhaupt erst die Voraussetzung geschaffen, den Keller wiederherzustellen und dort Infrastruktur zu erneuern und in Betrieb zu nehmen, sieht Sikkemas Plan aus. Die Heizung wird danach wohl von Öl auf Gas umgestellt und die neue Heizanlage im hochwassersicheren Erdgeschoss ihren Platz bekommen – getrennt zudem nach den zwei Hauptgebäudeteilen.

Das Geld für die Wiederherstellung kommt aus verschiedenen Quellen. Der Deutsche Turnerbund als Träger des Hauses hat eine eigene Spendensammlung initiiert, auch Gelder aus anderen Spendentöpfen sollen der TMA mit zugute kommen. Das wird gewiss nicht für alles reichen. Den Gesamtschaden bezifferte Sikkema mit zwischen 120.000 und 150.000 Euro. Die anderswo genannte halbe Million sei zu hoch gegriffen. Nichts desto Trotz viel Geld, und von der Versicherung haben man vermutlich nicht viel zu erhoffen, da es keine Elementarschadensversicherung gebe. Umso wichtiger ist, dass die TMA schnell wieder „ans Netz kommt“, um Geld zu verdienen, das im Haus dringend gebraucht wird. Das ist oberstes Ziel des ganzen Teams.rah