Über die Geschichte der Roswithastraße und der Kuranlage

Der Kur- und Verkehrsverein hat einen weiteren Stromkasten gestaltet

Gabriele und Henning Friemelt neben dem gestalteten Stromkasten in der Roswithastraße.

Bad Gandersheim. Die von dem Kur- und Verkehrsverein (KVV) gestalteten Stromkästen erzählen Geschichte(n). Wenn man aus dem Gandetal die Roswithastraße erklimmt, erscheint auf der rechten Seite ein großes rotes Backsteingebäude. Die Bürgerschule an der Roswithastraße ist neben dem Gymnasium prägend für das Viertel östlich der Stiftskirche. Viele Stolpersteine mussten aus dem Weg geräumt werden, bis am 3. April 1929 der Neubau der Schule  vom konservativen Bürgermeister Dr. Fritz Homann in Anwesenheit von viel Prominenz feierlich eingeweiht werden konnte.

Bereits 1887 zeichnete sich ab, dass die vorhandene Raumkapazität der hiesigen Schulen nicht mehr ausreichend war. Auf dem Wilhelmsplatz gab es eine Knabenschule, die Mädchen wurden im Rat- und Spritzenhaus unterrichtet.

Das neuerrichtete Gymnasium war nur einer kleinen Anzahl Schülern vorbehalten. Auf dem Fronhof rundete eine Armenschule das Schulangebot ab. Die ersten Verhandlungen begannen 1906, kamen aber mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges zum Erliegen. Nach dem verlorenen Krieg verzögerten sich die Bauarbeiten, da die Inflation nun die Baukosten unkalkulierbar machte.

Die Kostenträger waren der Freistaat Braunschweig, die Stadt Gandersheim und die Gemeinde Wrescherode. Die Baukosten von 650.000 Reichsmark konnten dennoch nicht aufgebracht werden, sodass die Pläne zur Errichtung von 16 Klassenräumen auf zwölf reduziert wurden.

Der erste Spatenstich erfolgte im Oktober 1927 auf dem städtischen Gelände „Am Grasweg“, nachdem die Pläne den Domänengarten an der Bismarckstraße (heute Gärtnerei Dörries) zu bebauen, fallen gelassen wurden. Sowohl Bauzeit als auch Baukosten konnten eingehalten werden, was für öffentliche Bauvorhaben nur selten zutrifft.

Neben dem zweckmäßig  errichteten Bau entstand eine Turnhalle und ein Turm, der laut Bürgermeister Homann zu Wetterkundlichem- und Zeichenunterricht genutzt werden sollte.

Nach wenigen Jahren zeigten sich Risse in der Backsteinfassade. Dem promovierten Ingenieur und  Regierungsbaumeister Bürgermeister Homann wurde zur Last gelegt, wegen mangelnder Bauaufsicht der Stadt Schaden zugefügt zu haben. Den „Bauskandal“ nahmen die neuen Machthaber im Frühjahr 1933 zum Anlass, den Bürgermeister mittels einstimmigen Misstrauensvotums durch den Stadtrat abzusetzen.

Im Protokoll wurde die „allgemein anerkannte politische Unzuverlässigkeit“ des Dr. Homanns vermerkt. Ihm folgten gesinnungstreue Bürgermeister wie Albert Schneider, Heino Rühling und bis zum Kriegsende Rudolf Reupke, der gleichzeitig auch Ortsgruppenleiter der NSDAP war. Das Gebäude heute wurde den Schülerzahlen mehrfach angepasst und stetig erweitert.

Sämtliche Zweigstellen in der Heberbörde sind seit ein paar Jahren geschlossen und alle Kinder im Stadtgebiet werden hier zentral beschult, was man am Morgen und zum Ende des Schulunterrichtes an dem starken Verkehrsaufkommen merkt. Elterntaxis versperren oft die Roswithastraße, verleiten zu gewagten Überholmanövern und gefährden damit die ABC-Schützen, die hinter großen Ranzen versteckt, über die Straße strömen.

Die Häuser oberhalb der Roswithastraße sind in den 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts errichtet. Hier weisen die Straßennamen wie Otto – oder Odastraße auf die Gründungsgeschichte des Stiftes hin. Das sogenannte Grasviertel ist ein gediegenes, ruhiges Wohnviertel. Betrachtet man das Bild auf dem Versorgungskasten  Ecke Roswithastraße/Ottostraße genauer, kann man viele Veränderungen erkennen.

Der freie Platz, heute bebaut mit dem Kurhaus, die Bahnlinie nach Hildesheim und der dahinter angrenzende unbebaute Kurpark. Auch fehlen die Häuser unterhalb der alten Zollschule, heute Glaubenszentrum. Viel hat sich seit der Luftaufnahme von 1960 in diesem Bereich verändert.

Dass der Kur- und Verkehrsverein einen weiteren Versorgungskosten gestalten konnte, verdanken wir der Unterstützung von Gabriele und Henning Friemelt. Der KVV bedankt sich recht herzlich für die Spende.red