„Unser Dorf fährt elektrisch“

Rund 20 Interessierte bei Informationsabend in Gehrenrode zum e-carsharing / Verein gegründet und Vorstand gewählt

Bei der Informationsveranstaltung war das Interesse noch rege, zur tatsächlichen Vereinsgründung blieben dann etwas weniger als die Hälfte der Teilnehmer.

Bad Gandersheim. Gleich zwei Ortsteile der Stadt Bad Gandersheim haben sich im vergangenen Jahr am Vorhaben „Unser Dorf fährt elektrisch“ beteiligt und im Rahmen des Wettbewerbes mit anderen Bewerbern tatsächlich auch den Zuschlag erhalten, bei einem e-carsharing-Konzept unterstützt zu werden: Heckenbeck und Gehrenrode. In beiden Ortsteilen wird nach der Mitteilung des Zuschlags nun an den nächsten Schritten gearbeitet.

In Gehrenrode geschah dies am Dienstagabend im Zuge eines Informationsabends, an den sich auch die Gründung eines Vereins anschließen sollte, der dann Projektträger wird. Etwa 20 Interessierte waren zur Information ins Pfarrhaus gekommen.

Zum aktuellen Stand berichtete Margarete Seiler, die das Projekt angestoßen und vorangetrieben hat. Zugesagt sei dem Dorf die  Installation einer Ladesäule für das E-Fahrzeug.

Damit hat Gehrenrode eine der drei für den Landkreis Northeim ausgelobten Ladesäulen gewonnen. Sie verkörpert immerhin einen Wert von rund 12.000 Euro. Darin sind Säule, Anfahrschutz, Zuleitung und Fundament enthalten. Als Platz für die Aufstellung ist das Grundstück des Dorfgemeinschaftshauses vorgesehen. So haben es Bürgerverein und Stadt abgestimmt.

Die Ladesäule sollte ursprünglich zwei Anschlüsse zu jeweils 22 Kilowatt haben, neuerdings geht man in Gehrenrode aber davon aus, dass die Säule eine Gesamtleistung von nur 30kW haben soll, weil dann seitens des Dorfes nichts weiter dazubezahlt werden muss, was bei 44kW erforderlich wäre. Zudem soll die Säule nach Möglichkeit auch eine Ladesteckdose für E-Bikes bekommen. Bestellt werden die Ladesäulen über den Landkreis, in dessen Besitz sie zunächst auch bleiben.

Die Aufstellung soll auf jeden Fall wegen der Befristung der Fördergelder noch in diesem Jahr vorgenommen werden, am ehesten in der zweiten Jahreshälfte. Die Stromversorgung soll ­­­– nur so macht das Ganze ja auch Sinn – über Ökostrom erfolgen, wobei sich der Betreiberverein in Gehrenrode den Anbieter dafür selbst aussuchen kann. Nutzbar ist die Ladesäule nicht nur für das E-Fahrzeug Gehrenrodes, sondern auch für andere E-Fahrzeugbesitzer, die an ihr auftanken wollen.

Über die Anschaffung des E-Fahrzeuges wird der Verein als Projektträger entscheiden. Finanziert wird es aus den Mitgliedsbeiträgen und den Nutzungsgebühren. Im Moment wird ein Leasing-Modell favorisiert, das möglichst fünf Jahre laufen sollte. So lang ist auch der Projektzeitraum beim Landkreis, danach geht die Ladesäule an den Betreiberverein über.

Da es sich um ein Car-Sharing-Projekt handelt, wird das Fahrzeug einem größeren Kreis von Nutzern zur Verfügung stehen. Es wird aber nur Mitgliedern des Vereins eine Nutzung möglich sein, wobei man sich zum Beispiel mangels Führerschein aber auch von einem anderen Mitglied chauffieren lassen kann. Pro Auto wird für eine wirtschaftliche Auslastung von durchschnittlich zehn Personen ausgegangen. Sollte die Resonanz größer sein, kann der Verein auch die Anschaffung eines zweiten Fahrzeuges prüfen. In Heckenbeck, hieß es in Gehrenrode, sei das wohl schon erklärte Absicht.

Die Buchung der Nutzungszeiten soll via Internet oder per Smartphone mit einer Nutzungssoftware des Vereins möglich sein. Monatlich erfolgt für die Mitglieder dann eine Abrechnung der tatsächlichen Nutzungen. Die Software hat auch Module, über die Mitfahrgelegenheiten  organisiert oder technische Dinge erfasst und ausgewertet werden können.

Für den Verein ist ein Mitgliedsbeitrag von zehn Euro im Monat vorgesehen, für eine Stunde sollen je Buchung 3,50 Euro anfallen, wobei sogenannte „Randzeiten“ vielleicht günstiger ausfallen könnten. Die Projektinitiatoren rechnen zur Zeit aus den Nutzungen allein mit einem Einnahmenbetrag zwischen 400 und 500 Euro monatlich, die Beitragseinnahmen kämen noch dazu. Bei den Kosten wird ebenfalls von einem Betrag von rund 500 Euro monatlich ausgegangen.

Nach einer Pause ging es dann an die tatsächliche Vereinsgründung. Auch wenn sich die Reihen der Anwesenden deutlich gelichtet hatten, war eine ausreichende Zahl an Gründungsmitgliedern zugegen. Als Vereinsnamen wurde Ralf Guders Vorschlag „gehrenrodEmobil e.V.” beschlossen.
Dass es mit einem Verein nicht so einfach sein kann ­– erst recht wenn es um etwas wie Carsharing geht –  wurde bei der Durcharbeitung der Satzung klar. An vielen Stellen gab es Diskussionsbedarf, obwohl als Vorlage schon eine aktuelle Satzung eines ähnlichen, existierenden Vereines gewählt worden war. Die Satzung sieht vor, den Verein ins Vereinsregister einzutragen und die Gemeinnützigkeit zu erlangen.Nutzungs- und Beitragsordnung sollen später beschlossen werden.

Ein erster Vorstand wurde auch schon gewählt. Zur ersten Vorsitzenden wurde Margarete Seiler gewählt. Die Rolle der Stellvertretung übernimmt Ingrid Lohmann. Die Kassenführung wird Helfried Klünder-Seiler übernehmen, die Schriftführung, Beisitzer und Kassenprüfer werden in der nächsten Mitgliederversammlung bestimmt.rah