Unverhohlene Kritik zum Anbau

„Bau-Kuriositäten“ aufgrund mangelnder Abstimmung / Verzögerungen und keine Information

Hauptversammlung der Gandersheimer Feuerwehr: Ortsbrandmeister Wilfried Nobel nahm sie zum Anlass, am Bauvorhaben Anbau unverhohlene Kritik zu üben. Rechts hinten die beiden „Architekten-Gedächtnissäulen“ (siehe Text).

Ba Gandersheim. Keinen leichten Stand hatte Bürgermeisterin Franziska Schwarz am vergangenen Sonnabend bei der Jahreshauptversammlung der Kernstadtfeuerwehr. Die fand zum ersten Mal im neuen Versammlungsraum des Erweiterungsbaus im Feuerwehrhaus an der Heckenbecker Straße statt. Und um eben den ging es in einer längeren Passage kritischer Anmerkungen von Ortsbrandmeister Wilfried Nobel.

Der Ortsbrandmeister resümierte die Geschichte des Anbaus. Den ersten Anstoß habe es schon 2007 unter Bürgermeister Ehmen gegeben, die dann beginnende Zeit der Konsolidierung unter dem Zukunftsvertrag legte aber alles bis 2016 auf Eis. Da wurde erneut zuerst eine grobe Richtung ausgelotet. 2017 gab es einen ersten Ortstermin zur Abstimmung mit DIN-Normen der Feuerwehrunfallkasse. Erste Kostenschätzung damals: rund 450.000 Euro.

Bis zur Planung und ersten Vorstellung der Ideen im Fachausschuss im Herbst 2017 seien daraus dann 650.000 Euro geworden. Tatsächlich ging es im Frühjahr 2018 los: Bodenaushubarbeiten wurden aufgenommen. Es sei dann ein intensiver Schriftverkehr zwischen Planern/Architekten und der Feuerwehrunfallkasse gefolgt. Nach fünf Briefwechseln hin und her habe die Unfallkasse dann sogar mit einer Stilllegung der Baustelle gedroht, wenn es nicht endlich zu klärenden Gesprächen komme. Zu dem sei man seitens der Planer erst dann bereit gewesen, und dies, obwohl seitens der Feuerwehr von Anfang an immer wieder angemahnt worden sei, sich mit der Unfallkasse vor den Planungen in Verbindung zu setzen.

Im Ergebnis, so Nobel weiter, habe sich herausgestellt, dass Forderungen der Unfallkasse und bereits vorangetriebene Planung nicht deckungsgleich gewesen seien. Konkret betraf das unter anderem die Vorstellung, wie und wo Zugänge zu den neuen Räumlichkeiten geschaffen werden sollten. Der Planer hatte dies anders ausgelegt, als die Unfallkasse es forderte.

Da aber der Bau bereits im Gange war und die Statik nicht mehr geändert werden konnte, sorgte das im neuen Versammlungsraum für zwei Säulen, die einstmals nun entfallene Türen einrahmen sollten. „Architekten-Gedächtnissäulen“ nenne man sie bei der Ortswehr, so Nobel. Von vielen werden sie als störend empfunden – zumal sie nach Ansicht der Wehr bei frühzeitiger Abstimmung absolut vermeidbar gewesen wären.

Kritik fand auch die Bauabwicklung. So habe es nach Fertigstellung des Rohbaus gerade im Herbst 2018 bis zur Sicherung mit einem Dach eine unverständliche, Wochen dauernde Pause gegeben. Bis Februar 2019 folgte nur sehr wenig Fortschritt, gepaart mit so gut wie keiner Information seitens der Stadt. Die habe man sich jedes Mal mühsam erfragen müssen. Dabei seien dann auch immer wieder neue Zahlen im Raum gewesen, die Bausumme habe sich nach diesen – allerdings unbestätigten – Auskünften auf nun rund 1,5 Millionen Euro gesteigert.

Die Fertigstellung hat sich insgesamt um rund ein Jahr verzögert. „Wir sind mit Euphorie in dieses Projekt gestartet, davon ist heute so gut wie nichts geblieben“, klang der Ortsbrandmeister fast verbittert. Die Feuerwehr habe ihre Zusagen gehalten und Vieles in Eigenleistung gemacht. Das Ergebnis stehe nun, aber in vielen Dingen sei es eben leider nicht gut gelaufen. Fertig ist es auch noch nicht, zahlreiche Details und die Außenanlagen sind noch bis zu einer für das Frühjahr geplanten offiziellen Einweihung zu vollenden.

Bürgermeisterin Schwarz antwortete in ihrem Grußwort auf die unverhohlene Kritik nur kurz, da sie ohne weitere Rücksprache zur gehandelten Bausumme weder Widerspruch noch Bestätigung gegeben könne. Sie wisse, dass sich die Bausumme erhöht habe, aber das sei heute bei vielen Bauprojekten so aufgrund der guten Baukonjunktur und steigender Preise. Die Verzögerungen bedauerte sie ausdrücklich, genaue Fakten sollen spätestens zur Einweihung folgen.rah