Verschiebung bedeutet Planungssicherheit für erfolgreiche Landesgartenschau

Bürgermeisterin und LAGA-Geschäftsführung zu den Einzelheiten / Baumaßnahmen sind nur ein Teil des komplexen Problems

Thomas Hellingrath und Ursula Stecker (links): Eine seriöse Planung ist nicht mehr möglich. Bürgermeisterin Franziska Schwarz ist erleichtert, dass die Gremien der Empfehlung folgen.

Bad Gandersheim. Mit dem Beschluss des Rates der Stadt Bad Gandersheim steht fest: Die Landesgartenschau Bad Gandersheim wird auf das Jahr 2023 verschoben. Neuer Veranstaltungszeitraum ist der 14. April bis 15. Oktober 2023. Formal muss noch die Gesellschafterversammlung der Landesgartenschau Bad Gandersheim gGmbH den Weisungsbeschlüssen aus Rat und Kreistag entsprechen; dies wird zeitnah bis Ende des Jahres erfolgen.

Mit der Entscheidung für eine Verlängerung stellen die Gremien weitere finanzielle Mittel für die LAGA als Defizitausgleich zur Verfügung. Das kalkulierte Defizit beläuft sich bei einer Verschiebung auf insgesamt 4,7 Millionen Euro, von denen das Land Niedersachsen bis zu drei Millionen in Aussicht gestellt hat. Landkreis und Stadt Bad Gandersheim beteiligen sich an einem etwaigen Defizit mit jeweils 850.000 Euro.

Der Kreistag beschloss zusätzlich die Einrichtung einer Stabsstelle bei der Kreis-Baudezernentin Julia Gottlieb, die den Aufsichtsrat der LAGA beraten soll, sowie die Schaffung einer zunächst auf zwei Jahre befristeten Stelle zur touristischen Vermarktung der Landesgartenschau und zum Aufbau eines touristischen Netzwerkes im Landkreis.

Bürgermeisterin Franziska Schwarz sprach von schwierigen Wochen, die hinter allen Beteiligten liegen: „Es war schon ein Schock, den es erstmal zu verkraften galt, als die Geschäftsführung im November die Verschiebung empfahl. Alle Beteiligten haben in den vergangenen Wochen intensiv gearbeitet, um die bestmögliche Lösung zu finden. Ich bin sehr erleichtert, dass die Gremien der Empfehlung gefolgt sind. Wir haben jetzt die notwendige Planungssicherheit, um die LAGA zum Erfolg zu führen. Die beschlossene Lösung bedeutet für Stadt, Landkreis und das Land Niedersachsen Mehrkosten. Sie ist aber zugleich die einzige, die auch den von Anfang an angestrebten Effekt für die Region erzielen kann“.

Anfang November hatten die Geschäftsführer Ursula Stecker und Thomas Hellingrath darauf hingewiesen, dass die zunehmenden Auswirkungen der Corona-Pandemie eine seriöse Planung der Landesveranstaltung nicht länger zulassen. Nach Abwägung aller Optionen hatten sie eine Verschiebung um ein Jahr empfohlen.

Thomas Hellingrath: „Die Diskussion der letzten Wochen konzentrierte sich stark auf bauliche Fragen und die Möglichkeit, ob es nicht doch einen Start zum 14. April 2022 geben könne. Unsere Antwort war stets: Eine seriöse Vorbereitung für den April 2022 ist durch die verschärfte Corona-Situation nicht mehr möglich. Hierbei sind die Baumaßnahmen nur ein Teil der komplexen Probleme“.

Beispielsweise steht zu befürchten, dass die Rampe an der B64 sowie die Arbeiten im Freibad bis April nächsten Jahres nicht abgeschlossen sind. Sie sind aber wichtige Voraussetzungen für weitere Vorhaben wie die Erstellung des Parkplatzes beziehungsweise die Errichtung des Stadteingangs der LAGA am Osterbergsee und die Einrichtung des Catering auf dem Freibadgelände“.

Hinzu kommen Materialengpässe beim Holz, das für den Ausbau der Blumenhalle, für mehrere Brücken und den Pavillon der Regionen benötigt wird, sowie beim Aluminium für die Schilder des internen und externen Leitsystems. Lieferverzögerungen gibt es auch bei Papier, das für Tickets und zahlreiche Marketingmaßnahmen, wie Flyer und Geländepläne benötigt wird. Ungewiss ist auch die rechtzeitige Beschaffung von Ausstattungsgegenständen.
Ursula Stecker erläutert: „Im LAGA-Räderwerk ist die Fertigstellung des Geländes eines von vielen Zahnrädern, wenn auch ein Großes. Die Pandemie erschwert die Durchführung aber auch an weniger offensichtlichen Stellen. So sind derzeit große Tourismusmessen, auf denen üblicherweise Landesgartenschauen beworben und Verträge abgeschlossen werden, auf unbestimmte Zeit abgesagt. Die Busreiseunternehmer, die für den wirtschaftlichen Erfolg eine entscheidende Rolle spielen, befanden sich schon vor Wochen in einer ungewissen Situation – und da war Omikron noch unbekannt“.

Die Schulung der „KulturLotsen“ wird bei einem drohenden erneuten Lockdown sehr stark erschwert. Die Partner und Sponsoren zeigen großes Verständnis für eine Verschiebung.

Maßgabe ihrer Überlegungen, so die beiden Geschäftsführer, sei es gewesen, für die Stadt, den Landkreis und die gesamte Region mit der LAGA den größtmöglichen Erfolg, die bestmögliche Strahlkraft und Aufmerksamkeit zu erzielen. „Das kann nur gelingen, wenn die LAGA in ihrem geplanten Umfang mit allen Attraktionen stattfindet – und dieser Effekt lässt sich mit der Verschiebung am sichersten erreichen“.

Mit der Verschiebung ergeben sich zahlreiche neue Fragen, etwa wann fertiggestellte Flächen wie beispielsweise der Kinderspielplatz am Plangarten, die Gandepromenade im Kurpark oder der Gabionenhang für die Öffentlichkeit freigegeben werden. Schnelle Gespräche sind auch mit der Landesgartenschau im benachbarten Höxter geplant, die durch die Verschiebung parallel stattfindet. Außerdem müssen sämtliche der rund 1500 bereits geschlossenen Verträge mit Förderern, Sponsoren, Kooperationspartnern des Grünen Klassenzimmers und alle Künstlerverträge aktualisiert und gegebenenfalls neu verhandelt werden.
Neben der Planungssicherheit hat die Verschiebung schon jetzt ein paar Vorteile: Der Veranstaltungszeitraum ist sechs Tage länger geworden und die neuen Bepflanzungen werden mit einem zusätzlichen Jahr Wachstumszeit sehr viel üppiger ausfallen.

Allen, die bereits Tickets gekauft haben, kann Geschäftsführerin Ursula Stecker Entwarnung geben: „Sämtliche vorverkauften Tickets behalten selbstverständlich ihre Gültigkeit!“.red