Landesgartenschau 2022

Viele Perspektiven für die Stadtentwicklung

Geschäftsführerin spricht über Planungen und ihre ersten Eindrücke von Bad Gandersheim / Ehrenamtliche gesucht

Bad Gandersheim. Auf ein starkes Wir-Gefühl und ehrenamtliche Unterstützung setzt Lena Guth bei den Vorbereitungen auf die Landesgartenschau (LaGa) 2022. Die Geschäftsführerin der Durchführungsgesellschaft für die Bereiche Organisation, Finanzen und Marketing sieht in dem Ereignis ein „wunderbares Stadtentwicklungsprojekt“, das Bad Gandersheim voranbringen kann. „Es gibt hier viel Potenzial“, schildert sie ihren ersten Eindruck.

„Wir haben die Möglichkeit, in der Fläche etwas für den Naturschutz zu tun“, erklärt Guth. Natur und Nachhaltigkeit seien Aspekte, „die immer mitgedacht werden“. Begleitet werden soll die LaGa durch ein hochwertiges Kulturprogramm, so die 30-Jährige, die Anfang Juni ihre Arbeit aufgenommen hat und ein Teil des Führungstandems ist. Die zweite Teil der Geschäftsführung wird im Verlaufe der Woche von Thomas Hellingrath aus Zülpich übernommen, der für die Bereiche Fachberatung und Baudurchführung verantwortlich ist.

Auf vielfältige Weise können sich Bürger ehrenamtlich in die Vorbereitungen einbringen. „Wir benötigen 50 bis 60 Gästeführer für 2022“, konkretisiert die Geschäftsführerin. Gesucht werde gemeinsam mit dem Portal zur Geschichte (PzG), das sich ebenfalls über weitere Gästeführer freuen würde. Die Ausbildung werde voraussichtlich aufgeteilt, den historischen Teil übernehme das PzG und den Bereich der Landesgartenschau deren Team.

Öffentlicher Wettbewerb für das Maskottchen

Ehrenamtliche werden auch für den Ticketverkauf benötigt, der im Jahr 2021 startet. Gesucht wird desweiteren eine Begleitung für das Maskottchen. Wie es aussieht und heißt, darüber entscheidet ein öffentlicher Wettbewerb. Wer Ideen hat, kann sich daran beteiligen, so Guth. Eine Jury fällt dann die Entscheidung. Einzelheiten des Wettbewerbs sollen in Kürze bekannt gegeben werden. „Ganz begeisterte Bad Gandersheimer“ können als Botschafter der Landesgartenschau auf Messen und Informationsveranstaltungen tätig werden und dort über das Ereignis und die Roswithastadt sprechen und als Ansprechpartner wirken.

Ab sofort können sich Interessenten auch für ein Partykomitee melden. „Ich bin davon überzeugt, dass wir das Gesellige nicht vernachlässigen dürfen. Gerade bei so einer Kraftanstrengung, die wir vor uns haben, ist es angenehm, wenn man sich mal bei einem Getränk entspannen kann“, erläutert die Geschäftsführerin. Aktiv werden könnten auch Musiker und Discjockeys. Wenn sich relativ zügig eine Gruppe herausbilde, könnte schon 2019 die erste LaGa-Party gefeiert werden. Sie diene dann auch dem Ziel, das Wir-Gefühl in Bad Gandersheim zu stärken. Finden sich mehrere Musiker zusammen, sei auch eine LaGa-Band denkbar.

„Gold wert wäre es, wenn jemand als Koordinator und Ansprechpartner für ehrenamtliche Tätigkeiten rund um die Landesgartenschau tätig wird“, betont Guth, die im münsterländischen Greven geboren wurde, dort zur Schule ging und das Abitur absolvierte. Der erste Weg danach führte sie als Au-pair nach Amerika. Anschließend studierte sie ein Jahr lang Politik und Kommunikationswissenschaften in Dresden. Dies war ihr aber zu theorielastig und „nichts mit Hand und Fuß“.

Hinzugekommen sei, dass 2008 die Zeit der Wirtschaftskrise war. Nicht spurlos an ihr vorbeigegangen sei in dieser Findungsphase, wie die Zahl der jugendlichen Arbeitslosen insbesondere in Spanien angestiegen ist. Daher wollte sie sich auf etwas mit Zukunftsperspektive fokussieren.

Von 2009 bis 2014 studierte Guth Betriebswirtschaft für das Gesundheitswesen an der Hochschule in Osnabrück und
lernte auch die Abläufe in einem Krankenhaus kennen. Danach arbeitete sie als Referentin der Geschäftsführung bei einem Spezialversorger für Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Bad Rothenfelde. Sie habe sich mit der Frage beschäftigt, wie die Qualität in der Klinik bestmöglich gestaltet werden könne. Guth sah in dieser Branche aber nicht ihre Zukunft. Grund: „Der ökonomische Druck im Gesundheitswesen ist nicht verträglich mit einer qualitativ hochwertigen Patientenversorgung. Das System krankt.“

Da sie Kunst schon immer begeistert und als sehr anregend empfunden habe, entschied sie sich im Jahre 2017 ein Studium der Kunstgeschichte in Münster aufzunehmen. Vier der sechs Semester hat sie bereits absolviert, zuletzt absolvierte sie ein Auslandssemester in Rom. Um ihr Studium finanzieren zu können, habe sie als Werksstudentin für eine Ziegelei gearbeitet und sich als Stabsstelle der Geschäftsführung mit der Unternehmensentwicklung beschäftigt – und dass vom Homeoffice aus auch in Rom.

Geschäftsführerin freut sich über Gestaltungsspielraum

Nach der Rückkehr aus Italien sei sie auf die Geschäftsführerstelle in Bad Gandersheim, „einem Ort mit Bezug zur Kultur" aufmerksam gemacht worden. Besonders gereizt habe sie die Kombination der organisatorischen Tätigkeit mit dem Kulturbereich, durch die etwas für Menschen getan werde. „Es ist eine riesige Chance für mich und kombiniert gut meine Interessen. Man hat so unglaublich viele Gestaltungsmöglichkeiten, kann Entscheidungen treffen und sie umsetzen“, sagt Guth.

An der Roswithastadt gefalle ihr besonders die „wunderschöne“ Fachwerkarchitektur und unter anderem das im Renaissancestil errichtete Rathaus, die Marktplatzsituation, die Stiftskirche und der Kaisersaal aber auch die vielen Bezüge zur Natur. „Ich mag das Areal um die Osterbergseen, das hat gerade in der Abendstimmung so etwas Wildromantisches“, meint die gebürtige Münsterländerin.

Und gerade weil die Landesgartenschau viel mit Grün zu tun habe, biete Bad Gandersheim beste Voraussetzungen für das Großereignis. Das Vorhandene könne genutzt werden. Vorteilhaft sei, dass es auf dem Veranstaltungsgelände nicht ganz gerade Achsen gibt, sondern eher eine geschlungene Wegeführung und Besucher immer wieder um Ecken gehen. „Man kann Gästen einen spannenden Weg bieten, eine Geschichte erzählen und hat viele Möglichkeiten für Überraschungen.“ Vor dem Hintergrund tendenziell heißer werdender Sommer sei ein weiterer Pluspunkt, dass es viele Schattenplätze gibt.

Guth liegt „ein durchdachtes und interessantes Kulturprogramm“ sehr am Herzen. Kleinere und dafür umso niveauvollere Veranstaltungen sind das Ziel. Einbinden möchte sie auch Künstler, die Skulpturen entwerfen. Die LaGa soll letztendlich zum kritischen Nachdenken anregen und durch solche Ansätze dazu beitragen, dass sie lange in Erinnerung bleibt, erläutert die Geschäftsführerin.

Sicher ist sie sich, dass die Landesgartenschau einen Mehrwert für die Roswithastadt bietet. „Es passiert etwas in der Stadt mit dem Ziel, auch etwas Nachhaltiges zu schaffen.“ Der finanzielle Gestaltungsrahmen könnte die Stadtentwicklung in vielfältiger Form vorantreiben und auch dazu verwendet werden, die Grünflächen zu optimieren, damit sie leichter zu bewirtschaften sind und der Aufwand geringer wird. Mindestens ein zusätzlicher Spielplatz sollte Ergebnis der Landesgartenschau sein.

Möglichkeiten der Kooperation mit den Gandersheimer Domfestspielen möchte die Geschäftsführerin ebenso ausloten wie eine Einbindung der Kirche realisieren. Ein Pavillon könnte umliegenden Dörfern eine Präsentationsmöglichkeit geben.

Landesgartenschau kann Initialzündung sein

Es ist unüberhörbar: Guth ist begeistert von ihrer Aufgabe, in der sie zugleich eine Herausforderung sieht. „Wie toll ist das, wenn man jetzt beginnt und in 2022 sieht, was wir in der Zeit geleistet haben.“ Mit „wir“ meint sie ausdrücklich auch die Bevölkerung in Bad Gandersheim. „Wir stehen jetzt unter Zeitdruck und müssen einfach die Ärmel hochkrempeln. Ich bin überzeugt, dass uns das gelingt.“

Wichtig sei es, die Motivation zu halten und eine Gesprächsebene zu finden, auf der man auch nach der LaGa gemeinsam Projekte umsetzen kann. Guth: „Man braucht immer Strukturen und Strukturen entstehen durch Menschen. Die Landesgartenschau kann Initialzünder sein und dazu beitragen, diese Strukturen zu stärken.“

Wer sich ehrenamtlich engagieren möchte oder Ideen hat, kann sich mit Guth unter laga2022@bad-gandersheim.de in Verbindung setzen. Schriftlich verfasste Ideen, Vorschläge und Wünsche können auch in den Briefkasten der Durchführungsgesellschaft geworfen werden, die im Gebäude Markt 9 in Bad Gandersheim ansässig ist.art