„Vier Evangelisten und ein Phantom“

Beim 56. Regional-Dekanatsmännertag stand die Bibel im Mittelpunkt / Superintendent Jan von Lingen referierte

Über die Evangelisten referierte Superintendent Jan von Lingen (links).

Bad Gandersheim. Am vergangenen Wochenende fand in Bad Gandersheim der 56. Regional-Dekanatsmännertag statt. Unter dem Motto „Vier Evangelisten und ein Phantom“ stand hauptsächlich die Bibel im Mittelpunkt, der Superintendent Jan von Lingen (Kirchenkreis Leine-Solling) referierte.

Eingeladen hatten der Verband Katholischer Männergemeinschaften in Alfeld sowie das Kolpingwerk und die Männergemeinschaften Duingen und Lauenstein. Thema war die Entstehung der vier Evangelien im Neuen Testament. Zunächst schaute der Referent den Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes sozusagen beim Schreiben „über die Schulter“. Angefangen habe alles vor mehr als 1.900 Jahren mit Notizen auf Papyrusrollen, erklärte Jan von Lingen.

„Stellen Sie sich einen kleinen Raum vor, mit weiß gekalkten Wänden, der mit Öllampen erhellt ist. An einem Tisch sitzt ein Schreiber in einem groben Gewand. In der Hand hält er einen Federstiel und neben ihm steht ein Tintenfass. Er taucht seinen Federkiel wieder und wieder in Tinte, die aus Ruß und anderen Materialien hergestellt wurde, und notiert sorgfältig griechische Schriftzeichen auf Papyrusrollen.“

Dann kündigte der Referent den rund 30 Zuhörern weitere Gäste an und stellte vier Stühle in den Saal des Katholischen Pfarrheims St. Michael. Während des Vortrags stellte Jan von Lingen dann nach und nach vier Bilder der Evangelisten auf die Stühle.

Diese wurden mit ihren jeweiligen Symbolen dargestellt wie sie oft an Altären oder in Gewölben gemalt oder als Figuren dargestellt sind. „Ein Mensch versinnbildlicht Matthäus, der Löwe Markus, der Stier Lukas und der Adler Johannes“, so von Lingen.

Alle Symbole hätten dabei eine besondere Bedeutung. So sei das zuletzt verfasste Johannesevangelium in einer hymnischen Sprache verfasst: „Das Symbol des Johannes ist der Adler, denn Christus eilt Höherem entgegen“. Markus dagegen sei ein Löwe, weil bei ihm zu Beginn der Täufer Johannes „wie ein Löwe in der Wüste“ auftritt.

Neben den Symbolen unterscheiden sich die Evangelisten vor allem durch die Auswahl ihrer Texte sowie durch ihre Sprache, erklärt von Lingen weiter. Ihre Schriften seien im Abstand von mehreren Jahrzehnten an verschiedenen Orten im römischen Weltreich entstanden. Das älteste Evangelium sei das Markusevangelium, das den beiden Evangelisten Matthäus und Lukas vorlag und von ihnen durch weitere Texte ergänzt wurde. „Dabei griffen Matthäus und Lukas auch auf eine dritte Quelle zurück, eine Schriftrolle mit Jesusworten, die heute verschollen ist“. Diese sogenannte Spruchquelle (Q) könne aber teilweise rekonstruiert werden.

„Jedes der vier Evangelien stellt das Leben, die Worte und die Taten von Jesus aus einem anderen Blickwinkel dar“, schloss Jan von Lingen seinen Vortrag. „Allen gemeinsam ist aber, dass sie ihre Leser zum Glauben an Jesus Christus führen wollen.

So gesehen handele es sich immer um die eine gute Nachricht, die in unterschiedlicher Weise erzählt wird. Dass sie uns in vierfacher Weise vorliegt, macht den Reichtum der Bibel aus“. Gastgeber Herbert Seidel dankte abschließend dem evangelischen Referenten für seinen Besuch beim katholischen Männertag und betonte die ökumenische Verbundenheit. Pfarrer Thomas Pabst schloss den gemeinsamen Nachmittag mit dem Segen.red