Von Hochwasserschutz bis Betriebserweiterung

Informative „Gespräche über den Gartenzaun“ in Altgandersheim / Teil 2

Der Austritt des Luhebaches am Sonnenberg: Bernd Teschner weist auf die Verschlammung der Verrohrung hin. Ausbaggern des Unterlaufes würde schon Abhilfe schaffen.

Altgandersheim. Das Wetter beim Dorfrundgang der Bürgermeisterin in Altgandersheim hätte besser nicht sein können. Allerdings war es schon fast zu schön, die Hitze setzte den Teilnehmern auch zu, und so war es umso angenehmer, dass die Frau des stellvertretenden Ortsvorstehers Herbert Münnig die Rundgangs-Gruppe am Feuerwehrhaus erwartete, um dort allen eine Erfrischung anzubieten, die auch niemand ausschlug.

Das Feuerwehrhaus selbst war mit seiner Lage und der Notwendigkeit ausgebaut zu werden – was an dieser Stelle nicht geht – nur am Rande Thema. Die Leitlinien, wie man hiermit in Zukunft verfahren will, werden feuerwehrintern erarbeitet und dann als Vorschläge in den politischen Verfahrensgang kommen.
Nächster Halt war am Sonnenberg der Luhebach. Dort kommt er bekanntlich aus der langen Verrohrung im Untergrund wieder ans Tageslicht. Anwohner Bernd Teschner nutzte die Gelegenheit, die Bürgermeisterin auf die Verschlammung des Rohres hinzuweisen, das am Auslauf rund ein Drittel seines Durchmessers nicht zur Wasserführung nutzen kann, weil das Rohr so hoch mit Sediment angefüllt ist. Dies, so Teschner, sei aber nur auf den letzten 50 Metern bis zum Auslauf so, weil das direkt anschließende Bachbett selbst vor dem Auslauf zu viel Schlamm hat. Hier müsse einfach auf einer Länge von vielleicht 20 Metern tiefer ausgebaggert werden, dann werde auch das Rohr wieder entsprechend freigespült.

Die Stelle selbst eignete sich natürlich gut, um die große Problematik des Hochwasserschutzes anzusprechen. Gerade am Sonnenberg hatte es in vielen Häusern und vor allem dem am tiefsten gelegenen am Luhebachaustritt enorme Überschwemmungen und Gebäude- sowie Inventarschäden gegeben. Heute zeugen von den Anliegern selbst schon vorgenommene Schutzmaßnahmen in Form von Mauern davon, dass man ein nächstes Mal nicht unvorbereitet erleben möchte.

Allen Beteiligten war aber auch klar, dass der passive Schutz nur die eine Seite sein könne. Ebenso bedürfe es aktiver Maßnahmen, um gar nicht erst solch enorme Fluten in die Ortslage gelangen zu lassen. Das, so hatte die Bürgermeisterin betont, sei Inhalt der Gutachten, die von der Stadt in Auftrag gegeben worden seien, um herauszufinden, womit man besser vor Sturzfluten schützen könne.

Turner-Musik-Akademie-Leiter Pieter Sikkema kritisierte dieses Gutachten allerdings als in Teilen nicht nachvollziehbar. Es sei durch die Altgandersheimer im Februar bei der Vorstellung der Erkenntnisse des Gutachtens in der TMA kopfschüttelnd zur Kenntnis genommen worden, dass man bei den hydraulischen Annahmen die Gande als wichtigen Faktor nicht mit einbezogen habe.

Das trifft vor allem für den Bereich an der TMA selbst zu, den die Gruppe als nächstes aufsuchte. Hier ist bekanntlich eine der konkreten Maßnahmen des Hochwasserschutzes bereits in Planung: der Luhebach-Entlastungsgraben. Er führt von der Stelle, wo der Luhebach direkt vor dem TMA-Gelände wieder unterirdisch verschwindet als offene Überlaufableitung über das Gelände des jetzigen Sportplatzes in Richtung Gande. Zur TMA hin soll es eine Abwallung geben, sodass im Übertrittsfalle eher die jetzige Sportfläche überflutet würde. Mit einem Einlaufschwung endet der Graben dann westlich der TMA in der Gande.

Und um eben diese Stelle ging es, weil hier natürlich auch Wechselwirkungen zwischen den beiden Wasserläufen stattfänden. Genau diese habe man in dem Gutachten aber nicht betrachtet, forderte unausgesprochen Sikkema, dieses Defizit noch auszumerzen.

Der Sportplatz selbst wird durch diese Maßnahme so viel an Fläche verlieren, dass er als Fußballplatz in seiner bisherigen Form nicht mehr nutzbar sein wird. Im Gespräch beim Rundgang waren alternative Nutzungsideen. Ein kreativer Vorschlag war, ein Minigolffeld zu errichten, möglicherweise aber nicht in herkömmlicher Form, sondern eher als „Adventure-Golf“, zum Beispiel mit Gummistiefeln als Spielobjekten.

An der Zufahrtsstraße zur TMA fand diesmal auch die traditionelle Baumpflanzung statt. Die Altgandersheimer hatten sich dafür aber keinen Apfelbaum gewünscht, sondern bekamen als Fortsetzung der Baumreihe entlang des Luhebachs eine Eberesche. Die Bürgermeisterin brachte sie mit Hilfe der Ortsvorsteherin und Thomas Hellingraths in die Erde.

Dass die Kirche in Altgandersheim ein geschichtsträchtiger Platz ist, hatten wir in Teil 1 des Rundgangsberichtes bereits erwähnt. Auch die Dorfgemeinschaft will dem Rechnung tragen und auf einer Fläche vor der Kirche einen Schaukasten aufstellen, in dem Beiträge aus der Ortsgeschichte Aushang finden sollen, erläuterte Anja Severitt an der vorgesehenen Stelle neben der Durchgangsstraße.

Von der Kirche ging es die Lehmkuhle hinauf. Größtes Thema an der Ausfallstraße Richtung Ackenhausen und Wolperode ist die Drahtwarenfabrik. Diese hat seit einiger Zeit bekannten Erweiterungsbedarf, unter anderem, um den Anliefer- und Abholverkehr, der aktuell auf der Straße auf Zufahrt warten muss, weil nur immer ein Lkw auf das Gelände fahren kann, sicherer auf eigenem Gelände zu verwalten. Die entsprechenden Schritte sind eingeleitet, nun warten alle Beteiligten ungeduldig auf die Genehmigungen und Umsetzung. Laut Bürgermeisterin steht dabei der Landkreis in der Pflicht.

In der Gremsheimer Straße, die aber nur im unteren Bereich bis zum Eingang in den Knack besichtigt wurde, fiel einer der wenigen Leerstände ins Auge. Die frühere Schlachterei steht direkt an der Straße und findet offenbar leider keinen Nachnutzer. Das hat sichtbare Auswirkungen auf einen erheblichen Bereich entlang der Straße.

Die jüngsten Häuser stehen in Altgandersheim auf dem einstigen Galgenhügel, heute Am Knack (weil’s beim Hängen immer laut im Genick knackte...). In diesem Wohnviertel gibt es auch einen Spielplatz. Und auf diesem stehen: Birken. Erneut kam bei Nachbarn über den Gartenzaun der Wunsch auf, die Bäume zu entfernen. Wegen der enormen Birkensamenbelastung, aber auch wegen des Schattenwurfes. Man sei sogar bereit, sich an einer Neubepflanzung mit anderen Bäumen zu beteiligen, die dann auch an eine passendere Stelle gesetzt werden sollte, denn die Birken spenden dem Spielplatz keinen Schatten.

Im Knack endete der Altgandersheimer Rundgang dann vorzeitig, weil die Bürgermeisterin noch einen weiteren Termin am Abend wahrzunehmen hatte. Sie bot aber an, für die noch nicht besuchten Bereiche der oberen Gremsheimer Straße und insbesondere des Steinbaches, der nur kurz in der Nähe des alten Faßfabrikgeländes an einem Einlauf in Augenschein genommen worden war, einen Extratermin zu vereinbaren. Der wird mit der Ortsvorsteherin noch abgestimmt.rah