Vorsicht beim Fällen

Fachleute geben Tipps auf dem Heber

Aufmerksam verfolgten die Teilnehmer der Informationsveranstaltung die praxisnahen Präsentationen.

Dannhausen. Erst ein nasses Jahr, dann mehrere Windwurfereignisse, schließlich Orkan Frederike und zwei besonders trockene Jahre. Nicht nur die Wetterextreme, sondern auch Schädlinge und Krankheiten schädigen fast jede Baumart. Vorrangig kranke oder absterbende Buchen wurden in letzter Zeit eingeschlagen, um der völligen Entwertung des Holzes durch die Buchenkomplexkrankheit vorzugreifen. Diese Fällarbeiten sind besonders gefährlich. Was es beim Fällen generell zu beachten gilt, erfuhren die Teilnehmer einer Informationsveranstaltung in der Nähe des Parkplatzes Heber, die von der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) ausgerichtet worden war.

„Wenn du es nicht kannst, dann lass es sein und wenn du es kannst, weg vom Baum", benannte Christian Lüschow, stellvertretender Arbeitsbereich- und Abschnittsleiter für mehrere Bundesländer, eine wichtige Maßgabe. Viele Bäume seien nicht mehr kalkulierbar. 30 tödliche Unfälle und weitere schwere Unfälle in diesem Jahr machten die Gefahren deutlich. Beim Einschlag im belaubten und auch teilbelaubten Zustand lassen sich verborgene Totholzäste, ein Kontakt zu Nachbarbäumen, das hohe Kronengewicht, die Windwirkung in der Krone und ähnliche Risikofaktoren nicht verlässlich beurteilen, so die SVLFG.

Hinzu kämen in diesem Jahr absterbende Buchen, die bereits zopftrocken sind. Die Bäume hätten nur noch eine schüttere Belaubung oder seien bereits vollständig entlaubt. Außerdem seien oft bereits Stammfäulen bis in den Kronenraum festzustellen. Diese Buchen litten unter der sogenannten Buchenkomplexkrankheit, die derzeit besonders rasant ablaufe und die Bäume in kürzester Zeit absterben lasse.

Der Einsatz eines Holzvollernters (Harvester) wäre nach Angaben der SVLFG-Experten grundsätzlich die sicherste Lösung, um die kranken Bäume zu fällen. In den betroffenen Wäldern sei der Einsatz aber häufig nicht möglich. Komme deshalb nur eine motormanuelle Fällung in Frage, müssten die Bäume erschütterungsfrei eingeschlagen werden, da sich der Zerfallszustand der Krone und die Fäule im Stammesinneren und in der Krone nicht einschätzen lassen.

Die SVLFG-Fachleute raten zur Fällung konsequent eine Forstseilwinde einzusetzen. Das Arbeitsverfahren habe sich nach Angaben der Versicherung bundesweit bewährt. Es fuße auf der Sicherheitsfälltechnik mit unterschnittenem Sicherheitsband. Das Seil werde vom Boden aus eingebracht. Dieses Vorgehen sei derzeit das sicherste motormanuelle Verfahren, wenn in Beständen gearbeitet werde, die von der Buchenkomplexkrankheit betroffen sind.
Wer mit herkömmlichen Schlagkeilen arbeite, der riskiere, dass er von Ästen und abbrechenden Baumteilen getroffen und dabei schwer verletzt werde.

Die bereits am Markt erhältlichen ferngesteuerten Fällkeile, deren Einsatz Dirk Grotelüschen von der SVLFG ebenso demonstrierte wie das Verfahren mit Seil scheinen aus Sicht der Versicherung eine Alternative zu den herkömmlichen Schlagkeilen und den mechanischen oder hydraulischen Fällkeilen zu sein. Die Praxiserfahrungen mit diesen Lösungen sind noch abzuwarten, heißt es dazu abschließend.art