Wachsender Gegenwind für Windkraftanlage Hohe Heide

Richard Kreß aus Gehrenrode warnt vor Folgen durch geplanten Bau / Geschäftsmodell seiner Frau wäre zerstört

Richard Kreß und Mira Michelle zeigen vor ihrem Haus in Richtung der geplanten Windräder.

Gehrenrode. „Das ist Enteignung ohne Gegenleistung“: Mit diesen Worten reagiert der Gehrenröder Immobilien- und Grundstücksbesitzer Richard Kreß auf die Pläne für den Bau einer Windkraftanlage mit vier jeweils 238 Meter hohen Windrädern in der Hohen Heide. Das Geschäftsmodell seiner Frau, Mira Michelle, die als spirituelle Heilerin arbeite, funktioniere nur mit Naturbezug. „Zehn Jahre und mehrere 100.000 Euro wären in den Sand gesetzt“, erklärt der 51-Jährige, der zuvor zusammen mit seiner Gattin und zwei Kindern in Hamburg gelebt hatte.

Nach Gehrenrode seien sie gekommen, weil der Ortsteil gerade nicht der Nabel der Welt ist. Es sei von Hamburg aus der erste Ort mit sehr guter Bodenqualität gewesen, in dem die Möglichkeit bestanden habe, ein rund 1,5 Hektar großes Grundstück zu erwerben mit einer Immobilie, die man ausgestalten konnte.

Ein Pluspunkt ist nach Worten von Kreß auch, dass die Region rund um Bad Gandersheim ein Kur- und Erholungsgebiet ist. Die aus aller Welt kommenden Klienten würden die Atmosphäre in dem Ort schätzen.

Seine Frau sehe sich als Brücke zwischen den Naturwelten und Menschen, die den Bezug zur Natur verloren haben. Dazu brauche sie Stille und eine intakte Natur, die man mit allen fünf Sinnen erfahren könne.

„Wenn die Windräder kommen, müssten wir unsere Sachen packen“, betont Kreß. „Die Leute werden es nicht sehen wollen, nicht hören wollen und nicht fühlen wollen“, vermutet er. Die ABO AG als Projektierungsfirma wolle „die größten und lautesten industriellen Großwindanlagen einsetzen, die auf dem Markt sind“, so Kreß.

Ein besonderes Problem sei der Infraschall unter 20 Hertz, der das gesamte Spektrum an Krankheiten wie Herzinfarkt, schwere Lungenerkrankungen und Epilepsie auslösen könne, erklärt Kreß unter Hinweis auf entsprechende Untersuchungen. Verschiedene niederfrequente und Infraschallfrequenzen würden unterschiedliche Areale im Körper angreifen, was zu differenzierten Krankheitsbildern führe.

Infraschall werde in Deutschland nach dem dB(A)-Verfahren gemessen. Dies sei aber irrelevant, weil Schall nur über das dB(Linear-)Verfahren gemessen werden könne. „Wenn es zum Bau der Windkraftanlagen kommt, könnten 20 bis 30 Prozent der Gehrenröder Bevölkerung innerhalb von drei bis fünf Jahren an der vibrationsakustischen Krankheit erkranken“, vermutet Kreß. Ein Nachbar von ihm suche schon in Bayern nach einer neuen Schule für seine Kinder.
Der Immobilienbesitzer gibt noch einen nicht nur auf Gehrenrode bezogenen Aspekt zu bedenken: „Durch industrielle Windkraftanlagen werden Gemeinden zerstört, es gibt verödete Landschaften“.

Kritik übt er auch an der Politik. „Die Grünen, die als Vorreiter des Umweltschutzes galten, werden jetzt zum Vorreiter der industriellen Kolonalisierung des Lebensraums“, sagt Kreß. „Durch trickreiches Verhalten der Betreiberfirma im Zusammenspiel mit den Behörden in Northeim hat kaum ein Einwohner von einem Antrag der Betreiberfirma ABO erfahren. Dies verhindert die Informations- und Organisationsmöglichkeit der Betroffenen, was im Kalkül der Betreiberfirma liegt.“ Einwendungen gegen den Bau der Windkraftanlagen, die bis Freitag, 22. November, beim Landkreis Northeim eingehen, werden in dem Antragsverfahren berücksichtigt.art