Warum „LAGA light“ eine schlechte und damit keine Lösung für Bad Gandersheim wäre

Unfertig, abgespeckt, kürzer: Sollte so die Visitenkarte aussehen, die man Gästen als Einladung überreichen möchte?

Bad Gandersheim. Als es um die Frage von Lösungen der aktuellen Krisenproblematik bei der LAGA ging, tauchte auch ein neuer Begriff auf: „LAGA light“. Geprägt haben mag ihn Ratsherr Hendrik Geske, in der Form des dabei angedachten Modells aber hatten dies offenbar mehrere im Sinn. Gemeint ist damit eine „abgespeckte“ Landesgartenschau – aber eben dafür doch noch im geplanten Jahre 2022. Für manche der Weg, dem sie eindeutig den Vorzug vor einer Verschiebung um ein Jahr geben würden.
Seinen Charme hat dieser Vorschlag für die Befürworter in diesen Aspekten: Alles wird nicht noch ein Jahr länger dauern, vor allem nicht für die Betroffenen vor Ort. Einige Verträge – vor allem im Veranstaltungsprogramm – müssen nicht noch einmal angefasst und neu abgeschlossen werden. Das dann im Zuge 2022 fertige Gelände samt Freibad steht Bad Gandersheim und den Bürgern ab dann zur Verfügung.

Vordergründig mag das überzeugend klingen, ist aber in der Konsequenz nicht zuende gedacht. Gänzlich falsch, so ließ sich aus den verschiedenen von der LAGA vor der Aufsichtsratsempfehlung erstellten und durchgerechneten Szenarien ermitteln, ist sogar die Annahme, eine abgespeckte Ausrichtung in 2022 sei die kostengünstigste Variante.

Dem lägen zahlreiche Fehlannahmen zugrunde. Die grundlegende Finanzierung der LAGA baut wesentlich auf ihrer Duchführung auf. Erfolgreich kann sie also nur sein, wenn möglichst viele Besucher kommen. Dem genau aber liefen Vorschläge wie ein um vier bis sechs Wochen verspäteter Beginn (mit der Konsequenz einer verkürzten Gesamtzeit) oder Start trotz teilweise unfertiger Bauabschnitte komplett zuwider.

Für dieses Szenario sei mit erheblichen Einbußen bei den Eintrittseinnahmen zu rechnen. Zudem sind bereits rund 7000 Dauerkarten im Vorverkauf abgesetzt worden. Preise und Wirkung sind auf die Gesamtlaufzeit von sechs Monaten ausgewiesen. Würde dies nun in 2022 so nicht zum Tragen kommen, stehe die LAGA in der Pflicht, die Dauerkarteninhaber für die reduzierte Zeitspanne angemessen zu entschädigen. Das verursacht finanzielle Verluste und erheblichen Zusatzaufwand für den Entschädigungsausgleich.

Auch im Falle einer Verschiebung des Starts um ein paar Wochen müssten fast alle Verträge trotzdem wieder auf den Prüfstand und viele abgeändert und neu geschlossen werden. Eine Arbeit, wie sie zur Verlegung auch und umfänglich nötig wird – nur, dass dann dafür ausreichend Zeit zur Verfügung steht. Jetzt würde dies für 2022 sehr knapp und blockiert zudem Kapazitäten, die aktuell dringend anderweitig gebraucht werden.

Im Fall eines verspäteten Starts würde den Besuchern die Phase der bereits gepflanzten Frühblüher weitestgehend entgehen. Wahrscheinlich fiele ein solcher Spätstart gerade in den Wechsel zwischen Frühjahrs- und Sommerflor, das heißt, wo es – außer pflanzenden Mitarbeitern – in den Wechselflor-Beeten erst einmal wenig zu sehen gibt. Auch bei einer ebenso von manchen angedachten Verlängerung in den November hinein gibt es ab Mitte Oktober kaum noch Blühendes zu entdecken.

Das schließt direkt an das Image der Landesgartenschau an: Unfertig zu beginnen, macht nie einen guten Eindruck. Und der Eindruck gerade der ersten Wochen ist die Visitenkarte der LAGA. Erfahrungsgemäß sind es die ersten beiden Wochen, in denen die meisten Presserundgänge stattfinden und die ersten Besucher ihre Eindrücke teilen, die über den Erfolg des ganzen Events entscheiden. Ein Eindruck von „LAGA Bad Gandersheim, die Unvollendete, die Abgespeckte, die Sparversion“ wäre da desaströs – wieder mit der Konsequenz, dass durch ausbleibende Besucher Einnahmeausfälle entstehen, die das auflaufende Defizit höher werden lassen, als bei den Mehrkosten für ein Jahr länger warten, aber dann eine LAGA im Vollformat feiern und präsentieren zu können.

Wie ein solcher Fehlstart eine LAGA in Probleme bringen könne, habe man bereits einmal am Beispiel Papenburg erleben können. Dort war zum Beginn der Ausstellung das Gelände zwar fertig, aber der Parkplatz nicht. Genau auf diesen Mangel konzentrierte sich aber fast völlig die Berichterstattung. Image ruiniert.

Ein ähnliches Problem könnte in Bad Gandersheim eintreten, wenn die B64-Rampen nicht, wie derzeit angenommen, Ende März fertig werden, sondern womöglich doch noch später. Gleiches gilt für das Freibad, das gerade noch rechtzeitig fertig werden könnte – wofür im Moment aber niemand eine Garantie geben kann und möchte – vom bis April definitiv nicht fertiggestellten Sanitär- und Sanitätsgebäude mal ganz abgesehen.

Und noch einmal Image: Es gehe ja schließlich nicht nur darum, im LAGA-Jahr gut auszusehen, sondern über diese „Visitenkarte“ schon die Einladung zum Wiederkommen in den Folgejahren auszugeben. Das könne so nunmal einfach nicht gelingen. Womit der gesamte Aufwand seines dahinterstehenden Zieles beraubt würde.

Zu guter Letzt – und ja, erst jetzt – Corona: Niemand könne aktuell vorhersagen, wie die Lage im April 2022 aussehen werde, sagt die LAGA. Lege man die Erfahrungen des Vorjahres zugrunde und verbinde dies mit den Erwartungen gegenüber „Omikron“, würde zu einer Eröffnung im April noch mit bedeutenden Einschränkungen zu rechnen sein. Ob dies vier bis sechs Wochen später ganz anders aussieht, ist unvorhersehbar. Fakt und Fingerzeig, wie andere damit umgehen, sei aber sehr wohl, dass in Hannover bereits jetzt aus eben dieser Überlegung große Messen aus dem Frühjahr 2022 in den Sommer oder Herbst verschoben worden seien.

Natürlich könne jetzt auch noch niemand sagen, ob wir – wie es ja einige Gesundheitsfachleute inzwischen annehmen – 2023 so „über den Berg“ sein werden, dass Corona keine bedeutende Rolle mehr spielen wird. Uns weiter begleiten werde das Virus zweifellos, so die aktuelle Expertenannahme, aber mit immer besseren Impfstoffen werde ihm dann die Gefahr genommen sein.rah

Bad Gandersheim

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