Was der „Offene Brief“ der Solebad-Genossenschaft bedeutet – eine Einordnung

Ratsentscheidung vom Donnerstag mit großer Tragweite / Genossenschaft steckt klare Bedingungen ab

Hopp oder Flop, jetzt oder nie: Die Devise ist klar: Das Freibad soll saniert werden. Lohnt es sich da, noch Kompromisse einzugehen oder muss jetzt alles in eine Waagschale geworfen werden, um auch ab 2023 erfolgreich das Sole-Waldschwimmbad bewirtschaften zu können? Für die Betriebsgenossenschaft ist die Antwort klar: Jetzt alles, sonst wird es nichts. Bemerkung am Rande: Das kleine Gebäude im Hintergrund soll abgerissen werden – nicht, wie im Internet auf einer Seite falsch zu lesen steht, der Umkleidetrakt des Freibades. Dort wird nur saniert, nichts weggerissen.

Bad Gandersheim. Er ist ein klares Signal, der „Offene Brief“ (unten im Wortlaut angedruckt), den die Solebad- Betriebsgenossenschaft am Freitagabend an die Bürgermeisterin, die Verwaltung und die politischen Fraktionen im Rat verschickt hat. Ein klares Signal zur rechten Zeit, denn die drängt; schließlich sollen am Donnerstag in der Ratssitzung wegweisende Entscheidungen zum Umbau fallen. Was danach nicht Bestandteil des Beschlusses ist, wird danach vielleicht nie mehr – oder ist nur aufwändig – noch zu realisieren sein.

Worum es der Geno geht: Nach der Planungsvorstellung für den Umbau in der vergangenen Woche war klar, dass in der Ausführungsplanung des Büros Polyplan-Kreikenbaum weder die Rutsche noch die Saunafässer Platz gefunden haben. Aus Gründen des ohnehin bereits gegenüber dem Entwurf leicht gesteigerten Finanzrahmens. Zudem hatte die Geno in der Sitzung noch Wünsche geäußert, wie einen Sanitätsraum, weitere Toiletten sowie eine Schutzmöglichkeit für die Aufsichten beckennah zu berücksichtigen.

Auch sie waren in der Planung zunächst nicht vorgesehen. In der Sitzung war der Finanzrahmen der vorgelegten Planung mit knapp über 1,9 Millionen Euro beziffert worden. Die Ausschreibung stand kurz vor Abschluss, deren Ergebnisse sollten abgewartet werden. Sie lagen in dieser Woche vor und waren Inhalt intensiver Beratungen von Geno-Vorstand und Aufsichtsrat. Das Ergebnis war gegenüber der Hoffnung im Ausschuss, es könnten vielleicht günstigere Angebote einen Finanzrahmen für die Wünsche eröffnen, reichlich ernüchternd: Statt weniger, wird die Ausführung mehr als geplant kosten! Elf Prozent mehr oder rund 209.000 Euro, was das Gesamtvolumen dieses Baubereichs auf rund 2,1 Millionen Euro erhöht.

Das macht die Situation nicht einfacher, zumal baufachlich ohnehin bei der Ausführung mit weiteren Steigerung ob unerwarteter Umstände gerechnet wird. Bis zu 15 Prozent mehr sind auf diesem Wege einkalkuliert. Die Bad-Betriebsgenossenschaft betrachtet dennoch ihr Schreiben auch als „Weckruf" an alle Entscheidungsträger. Sie listet auf, welche zunächst nicht in der Planung beabsichtigten Dinge sie für unabdingbar hält, um ab 2023 als Betreiber eine realistische Chance zu haben, das neue Bad erfolgreich weiterbetreiben zu können. Diese Forderungen werden im Offenen Brief mit dem Aufsichtshäuschen, einem kleinen Sanitäts- und Sanitärgebäude sowie mindestens einer kleinen Variante von Rutsche beschrieben.

Gesamtinvestitionsvolumen für alle drei Maßnahmen zusammen: rund 140.000 Euro. Alternativ zur kleinen hat die Forderung nach der großen Rutsche Bestand. Sie allein würde aber nochmals zwischen 250.000 und 280.000 Euro kosten.

Dafür wäre sie ein Alleinstellungsmerkmal im weiten Umkreis. Der Geno war im Offenen Brief besonders wichtig, allen Entscheidungsträgern klar zu machen, dass die Genossenschaft nach elf Jahren erfolgreicher Betreibung des Bades diese auch weiter fortsetzen wolle.

Dazu sei die Berücksichtigung der angesprochenen Zusatzeinbauten aber „zwingend erforderlich", um das Bad wirtschaftlich betreiben zu können. Und besonders hervorgehoben wurde die Aussage: „Einen Betrieb während und nach der LAGA 2022 können wir als Betreiber uns nur mit den geforderten Investitionen sinnvoll vorstellen und begleiten."

Deutlicher kann man es kaum sagen. Zudem wurde um zügige Entscheidung gebeten, alle Zahlen lägen auf dem Tisch. Die Geno erklärte ihre volle Bereitschaft in allen Gremien und dem Rat zu Gesprächen und Auskünften bereitzustehen. Dort, bei der Verwaltung, dem Rat und seinen Gremien, liegt nun der Ball. Und alle blicken gespannt darauf, wohin man ihn am Donnerstag passen wird.

Der „Offene Brief“ der Betriebsgenossenschaft

Die Betriebsgenossenschaft Sole- Waldschwimmbad hat sich kurz vor dem Wochenende in einem „Offenen Brief“ an die Bürgermeisterin, die Verwalktung sowie den Stadtrat gewandt. Hier angedruckt im Wortlaut:

„Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Schwarz, sehr geehrter Herr Schumann, sehr geehrte Frau Bastian, sehr geehrte Mitglieder des Stadtrats Bad Gandersheim. Nächste Woche Donnerstag, 25. März, tagt der Stadtrat der Stadt Bad Gandersheim; unter anderem wird in TOP 19 behandelt: „Aktualisierung Planung für das Freibad“ Aufgrund der aktuellen Entwicklung in der Planung nehmen wir, Vorstand und Aufsichtsrat der Betriebsgenossenschaft Sole-Waldschwimmbad Bad Gandersheim e.G. wie folgt dazu Stellung:

1) Das Ergebnis der Submission liegt nun vor. Demnach ergeben sich Mehrkosten in der Durchführung von mindestens elf Prozent (= cirka 209.000 Euro Mehrkosten). Somit steht kein Einsparpotenzial zur Verfügung, wie es noch vor einer Woche bei der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses (9.3.2021) erhofft wurde.

2) Für den Betrieb des Freibadgeländes als Freibad während und vor allem auch nach der Landesgartenschau 2022 werden darüber hinaus weitere Investitionen benötigt für:

a) Aufsichtsgebäude vier Quadratmeter, cirka 10.000 Euro

b) Sanitäts- und Sanitärgebäude mit Toiletten/warmen Duschen/Heizung, wie bei der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses vom 9.3.2021 grob skizziert. Kleines Gebäude mit cirka 55 Quadratmetern, Kosten cirka 70.000 Euro

c) Rutsche als Attraktivitätssteigerung. Hier sind zwei Varianten denkbar: 1. „Große Hangrutsche“: Kosten cirka 250.000 bis 280.000 Euro (Realisierung eventuell erst im Sommer 2023).

2. Edelstahl-Breitwellenrutsche ins Nichtschwimmerbecken: Kosten cirka 60.000 Euro zur Eröffnung der Landesgartenschau 2022. Die „große Hangrutsche“ wäre ein absolutes Alleinstellungsmerkmal nicht nur für das Freibad, sondern für die gesamte Stadt Bad Gandersheim. Wir bitten alle Beteiligten an dem Entscheidungsprozess, sich bewusst zu machen:

a) Dass die Betriebsgenossenschaft Sole-Waldschwimmbad Bad Gandersheim“ bereits seit elf Jahren sowohl Hallenbad, als auch das Freibad (zumindest bis zum Ende im Jahr 2017) erfolgreich betrieben hat und diese Arbeit auch gerne fortsetzen möchte und

b) dass die von uns dargestellten Investitionen aus unserer Sicht zwingend erforderlich sind, um das Freibad auch wirtschaftlich erfolgreich zu betreiben, woran die Stadt als Zuschussgeber auch größtes Interesse haben muss. Einen Betrieb während und nach der LAGA 2022 können wir als Betreiber uns nur mit den geforderten Investitionen sinnvoll vorstellen und begleiten. Wir bitten ferner aus Gründen der Planungssicherheit sich jetzt zügig zu entscheiden. Alle Zahlen liegen nun „auf dem Tisch“.

Wir sind gerne bereit, auf der nächsten Ratssitzung am 25. März im öffentlichen und nichtöffentlichen Teil für Fragen und Antworten zur Verfügung zu stehen. Einer der Hauptzwecke der Landesgartenschau besteht aus unserer Sicht darin, die Infrastruktur dieser schönen Stadt Bad Gandersheim einer nachhaltigen Aufwertung zu unterziehen, damit die Stadt auch in den Folgejahren sich weiter positiv entwickeln kann. Wir als Betreiber des Sole- Waldschwimmbads und auch viele andere Fachplaner sind der Meinung, dass das Sole- Waldschwimmbad ein Kristallisationspunkt innerhalb des Kurgebietes darstellt und für diese Aufgabe setzen wir uns bereits seit elf Jahren mit unzähligen ehrenamtlichen Stunden und viel Fachkompetenz ein. Wir wollen zusammen mit Verwaltung und Rat dieser Stadt die Entwicklung weiterhin positiv beeinflussen. Lassen Sie uns alle gemeinsam Lösungen finden für die in diesem Text genannten Fragen! Mit freundlichen Grüßen Vorstand und Aufsichtsrat der Betriebsgenossenschaft Sole-Waldschwimmbad Bad Gandersheim e.G.“rah/red