Wegen taktischen Manövers: Albig scheitert bei Vertreterwahl

Grünen wollten Wahlvorschlag Gerry Kleins verhindern: „Sollte kein offizieller Vertreter der Stadt sein“

Bad Gandersheim. Etwas überraschend war das schon, was sich da am vergangenen Donnerstagabend im Forum der Oberschule abspielte, als es an die Wahl der drei Stellvertreter der Bürgermeisterin ging. Diese stellt der Rat, sie nehmen in der Regel repräsentative Termine wahr. Eine Erhöhung auf drei Positionen war – wie berichtet – vorgenommen worden, weil es an Terminen im Landsgartenschau- Jahr noch mehr als normal geben wird. Die Überraschung lag in dem Momentum, das sich – wenigstens für die Zuschauer – entfaltete, als es auf die drei zu vergebenden Positionen plötzlich vier Vorschläge gab. Das widersprach mindestens für die meisten Beobachter dem vorab aus den Ratsreihen vermittelten Eindruck, man habe eine Einigung darüber erzielt, welche drei Kandidaten für die Positionen vorgeschlagen werden sollten: Karin Albig, Gerry Klein und Ingrid Lohmann.

Albig und Lohmann hatten diese Ämter auch in der vergangenen Wahlzeit ausgeübt. Doch genau an der Person von Gerry Klein, der nach eigenen Worten in den Rat gekommen ist, um dort vermittelnd zu wirken, entzündete sich eine Kontroverse: Die Grünen wollten seine Wahl zum Bürgermeisterin- Stellvertreter nicht mittragen. Sie hatten an sich mit Heinrich Hohls anstelle von Gerry Klein einen eigenen Kandidaten ins Rennen schicken wollen. Den Vorschlag Klein lehnten die Grünen strikt ab, es bekam zu dem Zeitpunkt aber nach Angaben von Grünen- Fraktionschef Oliver Brzink noch die Unterstützung durch SPD und CDU. Brzink vermutete dahinter den Blick auf Abstimmungen im Verwaltungsausschuss und Rat, ein Buhlen um Kleins Stimme also.

„Es ging uns an sich darum, die Wahl von Gerry Klein zu verhindern“ Oliver Brzink, Fraktionschef der Grünen So sah die Ausgangslage also danach aus, als werde das öffentlich bereits gehandelte Trio Albig, Klein, Lohmann so vorgeschlagen und gewählt. In der Ratssitzung erfolgten tatsächlich auch die Vorschläge Lohmann und Klein, bevor sich dann als Dritter Oliver Brzink meldete und Heinrich Hohls vorschlug. Die SPD habe sich wohl umentschieden, und wollte anstelle Karin Albigs lieber Heinrich Hohls die Stimme geben, so Brzink gegenüber dem GK später zu dem Gesinnungswandel. Das alles aber, um zuvorderst die Verhinderung von Gerry Klein zu betreiben.

Der Vorschlag der Grünen wiederum traf die CDU auf dem linken Fuß, die ihren Vorschlag von Karin Albig noch nicht platziert hatte und nun mit dem vierten Vorschlag das als einfach erwartete Wahlverfahren zu einer Ausschlusskonkrrenz machte. Timo Dröge warf sich dabei für den Vorschlag, Karin Albig wieder zur stellvertretenden Bürgermeisterin zu wählen, argumentativ ins Zeug. Frau Albig habe diese Aufgabe nicht nur in den letzten fünf Jahren engangiert und mit viel Zustimmung betreut, sie erfahre dafür im Stimmergebnis der jüngsten Wahl auch Bestätigung. Albig habe das drittstärkste Ergebnis eingefahren, und das sollte doch auch bei einer solchen Ämterverteilung mit einfließen, so Dröge. Einen Rückzieher machte niemand, so dass eine geheime Wahl unausweichlich war, um aus vier Kandidaten die drei Stellvertreter zu ermitteln. Bevor dazu geschritten werden konnte, gab es aber erst einmal Diskussionen, wie gewählt werden sollte.

Nach einigem Hin und Her und der Rücknahme einer bereits gefällten Entscheidung beschloss der Rat eine Blockwahl. Das heißt, jedes Ratsmitglied hatte auf einem Stimmzettel mit den Namen der vier Kandidaten die Möglichkeit, bis zu drei anzukreuzen, um sie zu wählen. Im Ergebnis musste die CDU zur Kenntnis nehmen, dass ihre Kandidatin Karin Albig mit dem schwächsten Ergebnis durchgefallen war. Sie erhielt zwölf Stimmen. Kandidat mit den meisten Stimmen wurde: Gerry Klein (18), es folgte Ingrid Lohmann mit 16 vor Heinrich Hohls, der auf 15 Stimmen kam. Das Ergebnis mindestens konterkarierte die Bemühungen hinter den Kulissen total, was den mit den meisten Stimmen gewählten Gerry Klein sichtlich freute. Immerhin konnte er als Teil der Gruppe der Unabhängigen gerade einmal auf drei feste Stimmen bauen, 15 kamen also aus CDU und SPD. Ingrid Lohmann sammelte noch sieben Stimmen außerhalb der SPDFraktion (plus Bürgermeisterin).

Bei Heinrich Hohls war es ähnlich wie bei Gerry Klein, zwölf Stimmen kamen aus anderen Lagern als den Grünen, die nur drei beitragen konnten. Karin Albig indes bekam aus den anderen Fraktionen nur sechs Stimmen, wenn man davon ausgeht, dass auch sie von ihrer Fraktion geschlossen unterstützt wurde. Ein sicher so nicht erwarteter Ausgang. Die Betroffene nahm es äußerlich gelassen, sie hatte sogar für die neuen Amtsinhaber ein kleines Geschenk vorbereitet und übergab es ihnen nach der Wahl. Grünen-Fraktionsvorsitzender Olver Brzink machte gegenüber dem GK noch einmal deutlich, die Grünen würden sich nicht einer sach- und tehemenbezogenen Zusammenarbeit mit Gerry Klein verschließen, die Haltung bei dieser Wahl sei ausschließlich Ausdruck ihrer Meinung, dass er nicht als offizieller Vertreter der Stadt auftreten sollte. Ihre Wurzeln hat die Haltung wohl nicht nur in dem engen Zusammenhang, in dem Klein mit dem Glaubenszentrum steht, sondern auch in der Art seines Auftretens bei der Podiumsdiskussion zur Bürgermeisterwahl.rah