Weiter Probleme mit der Sole

Neben dem Vitalpark ist auch das Sole-Waldschwimmbad erneut betroffen

Bad Gandersheim. Die ortstypische Sole kommt nicht aus den Diskussionen. Zwar ist der Stadt in der Zwischenzeit durch Professor Kussmaul als Sachverständigen bescheinigt worden, dass die Qualität der Sole in der Herzog-Ludolf-Quelle einwandfrei ist, allerdings hat auch die vor einigen Wochen an der Quelle neben dem Kurhausparkplatz durchgeführte umfassende Brunnenreinigung in der Problematik der hohen Mangan- und Eisenwerte zu keiner Veränderung geführt.

Laut Professor Kussmaul ist dies zwar eine Veränderung der Solezusammensetzung, aber keine Beeinträchtigung der Qualität für die Verwendung als Badewasser oder Heilmittel. Unproblematischer geworden ist damit die angespannte Lage zwischen Stadt und dem Vitalpark noch lange nicht, denn die Veränderung der Soleinhaltsstoffe macht dem Betreiber Nuri Celik weiter Probleme: Würde er – wie vertraglich mit der Stadt vereinbart – die Sole abnehmen und in das Bewegungsbad füllen, käme es weiterhin zu den Braunverfärbungen im Becken, die vor rund einem Jahr den Prozess nach der Fehlersuche in Gang gesetzt hatten.

In jüngsten gegenseitigen Schuldzuweisungen, angetrieben auch durch zunehmend unzufriedene Vitalparknutzer, die auch in diesem Monat wieder ein trockengelegtes Bewegungsbad im Vitalpark hinnehmen müssen – zu den tatsächlichen Gründen später mehr –, warf Vitalpark Betreiber Celik der Stadt vor, die Sole nicht verwendbar bereitzustellen. Die Stadt wiederum verwies auf die uneingeschränkte Nutzungsfreigabe durch Professor Kussmaul und pochte auf die vertragliche Abnahme, die allerdings bis heute unterbleibt. Aus Sicht der Stadt ein Vertragsbruch.

Den Vitalpark-Betreiber Celik aber unter anderem deswegen begeht, weil er die veränderte Sole ohne technische Aufrüstung nicht nutzen kann und will. Nötig wäre, im Vitalpark zur Nutzung der Herzog-Ludolf-Sole eine Mangan-Filteranlage einzubauen. Für solche Einbauten kommen schnell einige 100.000 Euro in Anschlag, und niemand weiß – trotz anderer Bekundungen des Betreibers – ob dieser nach dem 31. Dezember dieses Jahres und dem definitiv letzten von der Stadt gezahlten Betriebszuschuss von 250.000 Euro pro Jahr ab dem 1. Januar überhaupt noch weitermachen kann oder will. Aussagen der Bürgerstiftung gegenüber lassen darüber Zweifel aufkommen. Eine Bereitschaft für die notwendige technische Investition ist auf jeden Fall bei Celik derzeit nicht erkennbar.

Nach dem Streit über die Sole kam es nun in den letzten Tagen zu einer Auseinandersetzung über die Mangan-Ausfilterung. Celik bestritt dabei vehement, aus der Technik des Hauses ein solches Filter ausbauen gelassen zu haben.

Diese Aussage bekam am Donnerstag sogar Unterstützung durch die Stadt. Bürgermeisterin Franziska Schwarz bestätigte dem GK auf Nachfragen, dass es früher wohl einmal ein solches Filter gegeben habe, das aber noch zu Zeiten städtischer Betriebsleitung entfernt worden sei. Womit wiederum sachlich festgestellt ist, dass eine Verwendung der Sole im Vitalpark ohne technische Investitionen praktisch kaum möglich sein wird.

Am Zuge aber, etwas zu unternehmen, sei eindeutig der Besitzer des Vitalparks, so Bürgermeisterin Schwarz. Die Stadt habe alles in ihrer Macht stehende getan, um das Problem zu mildern: Rohrleitungen zum Vitalpark wurden geprüft und gespült, die Quelle gespült und schließlich aufwändig grundgereinigt. In der Summe sei mehr getan worden, als die Stadt hätte tun müssen, deshalb sei der Vorwurf des Betreibers, er werde von der Stadt schlecht behandelt, schlicht unwahr.

Korrekt hingegen, dass der Vitalpark-Betreiber seine Vertragsverpflichtungen gegenüber der Stadt zum Teil nicht erfülle. Und das sei mit Blick auf eine noch anstehende Restvertragsdauer bis Ende 2024 durchaus Grund zur Sorge.

Sole-Waldschwimmbad

Probleme mit der Sole stemmen muss aber auch zweiter Soleabnehmer, das Sole-Waldschwimmbad. Hier kommt das salzige Nass aber aus einer anderen, der Wilhelmsquelle. Einwandfrei zwar, wie Professor Kussmaul auch für dieses Wasser bestätigt, an das wegen des Trinkbrunnenhäuschens sogar Heilmittelmaßstäbe angelegt werden.

In den letzten Tagen seit der Wiederöffnung des Bades nach dem Einbau neuer Pumpen fiel manchen Solebadnutzer auf, dass er den typisch salzigen Geschmack des Wassers vermisste. Tatsächlich waren die Becken seit dem 12. September mit städtischem Trinkwasser gefüllt, das seit Wochenanfang nun wieder mit Sole angereichert wird.

Genossenschafts-Vorstandsmitglied Hardy Ehrhardt erläuterte den Hintergrund: Mit den Umbauarbeiten habe das große Becken komplett abgelassen werden müssen. Eine Wiederbefüllung mit Sole dauert derzeit allerdings rund 14 Tage! Womit ein Problem der Wilhelmsquelle benannt ist: Ihre Schüttung hat sich in den letzten Jahren so verringert, dass sie für den Betrieb des Hallenbades allein kaum ausreichend ist. Von einem Freibad ganz zu schweigen.

Da das Bad weder technisch – Wasser im Becken muss schnellstmöglich in die Umwälzung gebracht werden, um keine Algenbildung zu riskieren – noch betriebswirtschaftlich so lange habe warten können, wurde das Becken binnen zwei Tagen mit Stadtwasser befüllt und damit der Betrieb erst einmal angefahren. „Das ist bei uns in den letzten Jahren in Halle wie Freibad so schon mehrfach Praxis gewesen, einen anderen Weg gibt es im Moment auch nicht, wenn das Bad überhaupt weiterbetrieben werden soll“, so Hardy Ehrhardt.

Das sei aber alles keineswegs mit einem „Etikettenschwindel“ zu bezeichnen, da nach Anfahren des Betriebes in der Zwischenzeit die ständige Nachfüllung der Becken mit Sole geschehe, das Bad damit seinem Namen letztendlich auch wieder gerecht werde. Allerdings auch mit der Wilhelmsquelle nicht wie früher, da auch hier die Eisen- und Manganwerte angestiegen sind und es bei ausschließlicher Verwendung reiner Sole durch die Chlorierung plötzlich zu Grün(und hier nicht Braun-)färbungen des Wassers kam. Daher werde nur immer so viel Sole zugegeben, bis man gerade soeben einen beginnenden Farbwechsel erkennen kann, so Ehrhardt.

Für die Stadt Bad Gandersheim ist die Problematik bekannt und der Bürgermeisterin durchaus bewusst, dass Handlungsbedarf besteht. In welcher Richtung, darüber werde zurzeit beraten, sagte sie dem GK in einem Gespräch am Donnerstagmorgen. Das bedeutet, natürlich möchte die Stadt Bad Gandersheim das ortseigene Heilmittel zuvorderst erhalten und weiter als Argument für Urlaub und Kur anbieten.

Es sei aber absehbar, dass dafür die bestehenden Quellen deutlich verbessert werden müssten, weil sich an allen – zurzeit werden ohnehin nur zwei von vieren genutzt – Veränderungen ergeben haben, die vielleicht auch etwas mit Klimawandel, in dem Fall verringerten Niederschlägen zu tun haben. Ob es ausreichend sein wird, tiefer zu bohren, ist ein Fall für Klärung.

Außerdem die Frage, ob und wie man die Mangan- und Eisenanteile aus der Sole bekommt. Technisch möglich, aber teuer, womit ein weiterer Aspekt in die Prüfung rückt: Lohnt sich das, und wenn ja, an welcher Stelle? Abgewogen muss dies betriebswirtschaftlich mit einer weiteren Variante: Sole, so sie denn aus den Gandersheimer Quellen nicht mehr sinnvoll Verwendung finden kann, gibt es auch anderswo, und andere Badbetreiber lassen sich diese per Lkw liefern. Es täte sicher weh, eines Tages vielleicht auf eine solche Lösung umsteigen zu müssen, aber wenn sich das eher rechne, wäre dies auf jeden Fall eine prüfenswerte Variante, damit in Bad Gandersheim weiter Sole angeboten werden könne, so die Bürgermeisterin am Donnerstag. Alle solche Überlegungen sind im Arbeitsgang, für einiges wird es schnellere Lösungen brauchen, anderes wird die Zeit bringen.rah

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