Wichtig: Mitarbeitern eine Stimme geben

Agilität als Führungsinstrument / Impulsvortrag und Workshop in Brunshausen / Anregungen für regionale Unternehmen

Dr. Esther Curdt gab mit ihrem Vortrag viele Impulse.

Brunshausen. In Zeiten zunehmender Arbeitsverdichtung und Anspruchshaltung von außen sind Unternehmen heute mehr denn je gefordert, die Gesundheit der Belegschaft in den Blick zu nehmen. Sogenannte agile Methoden können dabei helfen, Mitarbeiter zu halten und zu gewinnen, sie zu mehr Beteiligung zu ermuntern und so gemeinsam Ziele zu realisieren. Wie die Umsetzung erfolgen kann, war Thema eines Impulsvortrages und eines Workshops rund um das Thema Faktor Menschlichkeit, zu dem das Unternehmensnetzwerk Wirtschaft und Familie Repräsentanten interessierter Unternehmen in das Klostergut Brunshausen eingeladen hatte.

„Agilität heißt eben auch Bewegung, Flexibilität, sich auf Neues einzulassen, Neues auszuprobieren und deshalb sind wir heute hier zusammen“, sagte Dr. Esther Curdt, die auf betriebliches Gesundheitsmanagement spezialisiert ist, zu Beginn ihres Impulsvortrages.

Es sei wichtig, „Mitarbeitern eine Stimme zu geben“, sie in Entscheidungsprozesse zu integrieren, erklärte Curdt. „Nicht delegieren, sondern machen lassen“, müsse die Devise lauten. Vertrauen „in die Selbstführung der Teams“ könne zum Erfolg beitragen. Allerdings seien viele Unternehmen so nicht aufgestellt, „denn wir kommen aus einem sehr traditionellen Wertesystem und sind hierarchisch organisiert“, erläuterte die Referentin im Café Löning und nannte als Beispiel personelle Strukturen. So gebe es in vielen Unternehmen einen Geschäftsführer, Bereichsleiter und Abteilungsleiter.

Gestützt auf wissenschaftliche Erkenntnisse nannte Curdt drei Faktoren, die wichtig für ein erfolgreiches Handeln sind. Da wäre zunächst Sinnhaftigkeit. „Wenn Mitarbeiter diese nicht in ihrem Tun sehen, sind sie eher gefährdet psyisch zu erkranken“, so die Referentin.

Ein anderer wichtiger Aspekt ist Verstehbarkeit, das heißt die Mitarbeiter verstehen, „was wie warum geschieht“. Als weiteren bedeutenden Faktor benannte die Referentin Handhabbarkeit, das heißt sie haben Mittel und Wege, um Stationen und Aufgaben zu bewältigen.

Curdt sprach auch über gesunde, sogenannte salutogene Unternehmensformen im Sinne einer psychischen und physischen Gesundheit der Mitarbeiter und das Gegenteil, also pathogene Unternehmensformen.

Nach salutogenen Kriterien aufgestellte Unternehmen sorgen dafür, dass sich Mitarbeiter wohl fühlen, dass Teams viel Entscheidungskompetenz und Gestaltungsspielräume bekommen. Kennzeichen für pathogene Unternehmensformen seien lange Ausfallzeiten, unzufriedene Mitarbeiter, viel Fluktuation, mangelnde Kommunikation und schlechte Informationsweitergabe, benannte die Referentin einige von vielen Kriterien.

Mit einer agilen Methode hatte das Programm begonnen. Die 15 Teilnehmer konnten eine der auf Tischen ausgelegten Karten auswählen und anhand des Motivs erklären, warum sie zu der Veranstaltung gekommen sind. „Agilität heißt auch, ich gebe etwas von mir preis, teile mich mit“, sagte Curdt, bevor Teilnehmer an den Tisch schritten und anschließend begründeten, warum sie sich für das ausgewählte Motiv entschieden haben.

Eine Teilnehmerin zeigte eine Karte, auf der ein vor einer großen Welle stehender Mensch zu sehen war. Das brodelnde Meer sei für sie ein Zeichen für das Thema Agilität, über das sie etwas erfahren wolle. Ein anderes Motiv zeigte die Situation eines Reitturniers, das so aussah, als ob ein Reiter vermeintlich vom Pferd gefallen war.

Es sollte aus Sicht des Teilnehmers daran erinnern, „dass niemand in unseren Unternehmen abgeworfen wird“. Der abschließende Workshop verstand sich als eine Ideenbörse und Plattform zur Vernetzung – damit war er selbst ein zentraler Baustein von Agilität.art