Zukunft des Stadions völlig offen

Stadt droht der SVG Grün-Weiß mit Schließung zum 1. Januar und sogar Verkaufsabsichten

Dreht die Stadt den Schlüssel um? Finden sie und die SVG keine Lösung für einen neuen Betreibungsvertrag, droht das Rudolf-Cahn-von-Seelen-Stadion abgeschlossen zu werden.

Bad Gandersheim. Eine Kurstadt ohne Bad, das kann sich auch im Jahre 2017 niemand wirklich vorstellen. Eine Stadt ohne Kernstadtstadion, diese Vorstellung scheint im Moment mindestens bei der Verwaltung im Rahmen der Möglichkeiten zu liegen, nachdem die Spielvereinigung Grün-Weiß als Hauptnutzer den vor neun Jahren mit der Stadt geschlossenen Betreibungsvertrag kürzlich mit Wirkung zum Jahresende aufgekündigt hat (GK berichtete).

Zustande gekommen ist der Vertrag dereinst im Zug der scharfen Auflagen, die Bad Gandersheim zum Erreichen des Zukunftsvertrages erfüllen musste. 2008 zu dessen Abschluss war der Verein vom damaligen Bürgermeister Heinz-Gerhard Ehmen vor die Wahl gestellt worden: Entweder ihr übernehmt – oder wir schließen ab. Neun Jahre später droht nun erneut diese Konsequenz, wenigstens – so die Mitglieder des Vorstandes der SVG – habe die Stadt das in den bisherigen Gesprächen so als eigene Position deutlich gemacht. Sogar von einer Verkaufsausschreibung für das Rudolf-Cahn-von-Seelen-Stadion sei dabei die Rede gewesen, wenn sich die SVG es vor Jahresende nicht noch anders überlege.

„Eine Rückkehr in den alten Vertrag stellt für uns aber keinen gangbaren Weg mehr dar, sonst hätten wir ihn ja auch nicht kündigen müssen“, macht der stellvertretende Vorsitzende Jörg Rohde deutlich. „Jeder möge sich vor Augen halten, welche Belastung es für ehrenamtliche Mitglieder eines Vereinsvorstandes bedeutet, womöglich mit mehreren Tausend Euro Privatvermögens in die Haftung für Vereinsschulden gehen zu müssen, die zu einem Teil durch die erheblichen Belastungen durch den Stadionunterhalt resultieren. Wir ziehen hier an dieser Stelle daher die Reißleine“, so Rohde.

Nun war die SVG nicht einzige Verein im Stadtgebiet, der seit 2008 in Eigenregie für die von ihm genutzten Anlagen übernehmen musste. Gleiches passierte in Heckenbeck, Dankelsheim und Harriehausen. Mit bedeutsamen Unterschieden indes: Das Stadion in Bad Gandersheim besteht aus Rasen- und Hartplatz, es hat eine – mit 25 Jahren Alter – erheblich in die Jahre gekommene Rundlaufbahn mit zahlreichen Schäden, und es gehört mit dem Willi-Muhs-Heim eine Immobilie dazu, für die die SVG ebenfalls zu sorgen hat.

„Das Willi-Muhs-Heim ist ein Problempunkt: Die alte, längst austauschwürdige Heizung fällt immer wieder aus, es gibt kaum noch Ersatzteile. Für einen Austausch fehlen der SVG jegliche Mittel, die Stadt zeigt bislang wenig Kooperationsbereitschaft, die nötige Investition zu übernehmen. Angesichts der investiven Haltung gegenüber dem Solebad sieht die SVG hier eine Ungleichbehandlung“, macht der SVG-Vorstand die Bedrängnis deutlich.

Und die Liste der Probleme ist noch erheblich länger: Ein Sanierungsfall ist seit Jahren der Hartplatz. Die gesamte obere Schicht müsste abgezogen und entsorgt werden: rund 300 Kubikmeter Material. Die wiederum gelten als Sonderabfall, können nicht einfach so auf eine Deponie, sondern werden richtig Geld kosten. Nach verschiedenen Gesprächen fühlt sich der Verein von der Stadt in dieser Frage schlicht allein gelassen: „Man hat tatsächlich erwartet, dass wir diese 300 Kubikmeter selbst abtragen und für die Entsorgung aufkommen. Das ist dem Verein schlicht nicht möglich, folglich ist der Platz gesperrt und steht nicht mehr für eine Spielnutzung zur Verfügung“, so Jörg Rohde.

Ebenso vermisst der Verein eine klare Perspektive für die Erneuerung der Bahn, die nach 25 Jahren sichtbar überfällig ist. Mit viel ehrenamtlichem Einsatz, der weit über dem liegt, was Vereine in den Ortsteilen zum Erhalt ihrer Anlagen aufbringen müssten, habe die SVG trotzdem versucht, die Anlagen in Schuss zu halten. Erst kürzlich (GK berichtete) hat wieder ein großer Arbeitseinsatz stattgefunden.

„Wir dokumentieren damit auch ganz unmissverständlich, dass Grün-Weiß Bad Gandersheim am Erhalt und dem Weiterbetrieb dieser Anlage gelegen ist. Die Aufkündigung des Vertrages ist kein Rückzug aus der Verantwortung, sondern nur ein klares Signal, dass wir nicht weiter eine unfaire Lösung tragen können. Darunter könne der Verein auch in Gänze zerbrechen“, macht Vorsitzende Barbara Hoppmann deutlich.

Nachdem in dieser Woche der Vorstand der SVG das weitere Vorgehen festgelegt hat, steht das nächste Gespräch mit der Stadt für Montag an. Könnte dort oder in den kommenden Wochen keine neue Lösung gefunden werden, stünden Bad Gandersheims Sportler ab 1. Januar 2018 möglicherweise vor einem verschlossenen Rudolf-Cahn-von-Seelen-Stadion. Das träfe elf Fußballmannschaften sowie rund 100 Leichtathleten. Rund 20 Prozent der Gandersheimer Jugendlichen sind in der SVG Mitglied. Sie alle „auf die Straße“ zu schicken, das kann gewiss nicht Ziel einer kommenden LGS-Stadt sein.

Das Gandersheimer Kreisblatt hat sich in den vergangenen Tagen mehrfach um eine Stellungnahme der Stadt bemüht, aber bis Donnerstag eine solche leider noch nicht bekommen können.rah

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