Zwei Jubiläen bei bestem Wetter gefeiert

Die Siedlung Leinetal hatte zum 71-jährigen Geburtstag und zum 52-jährigen Bestehen des Gemeindehauses eingeladen

Leinetal/Erzhausen. Gutes Wetter und zahlreiche, gut aufgelegte Gäste waren am vergangenen Sonntag die perfekten Zutaten für das Jubiläumsfest der Siedlung Leinetal.

Gleich zwei Jubiläen konnte der Ort an diesem Tag begehen, nämlich das 71-jährige Bestehen der Siedlung und das 52-jährige Bestehen des Kirchengebäudes. Die Feierlichkeiten begannen mit einem Gottesdienst im Kirchengebäude, den Pfarrer Mathias Kipp hielt. „Wir sehen es, auch Heilig Abend ist es nicht so voll wie jetzt“, so der Pfarrer humorvoll und begrüßte die Gemeinde zu diesem besonderen Tag. „Heute ist was los in Leinetal, allerdings nicht die Geräusche der Maschinen, sondern das Lachen der Menschen“.

Es habe in den vergangenen Jahren viele Höhepunkte, aber auch Tiefpunkte gegeben, so Kipp, und niemand könne die Zukunft des Kirchengebäudes vorhersehen, die leider in den Augen der Landeskirche keine Kirche im eigentlichen Sinn sei. Der Pfarrer dankte den vielen Helfern, die sich im Vorfeld der Feierlichkeiten aufgemacht hätten, und Geld und vor allem wertvolle Zeit in das Fest investiert hätten.

Als einen ganz wunderbaren Tag bezeichnete die Ortsbürgermeisterin Petra Bohnsack die Jubiläumsfeier rund um den Geburtstag des jüngsten Einbecker Ortsteils. Aktuell habe die Siedlung 65 Einwohner, das seien zehn Prozent mehr als noch vor vier Jahren, und der Anteil der Kinder betrage 20 Prozent. „Damit gehört Leinetal zu den wenigen Dörfern mit Zuwachs in der Region“, so Bohnsack „manche mögen sagen, dass die Siedlung am Ende der Welt liegt, aber ich finde es wunderbar, was die Leinetaler sagen, nämlich: Hier fängt die Welt an“.

Für die Werksbesichtigungen beim Treppenmeister wurden zusätzliche Führungen angeboten, um allen Interessierten einen Einblick in die Treppenherstellung zu ermöglichen. Für das leibliche Wohl gab es leckeres Gegrilltes und auch eine Kaffee- und Kuchentafel stand bereit. Die Jugendfeuerwehr Greene bot Aktionen für Kinder an, und der vor zwei Monaten gegründete Verein DorfWiese, der sich um den Spielplatz kümmert, veranstaltete bunte Spiele.

Ein weiterer Höhepunkt war das Konzert des Altämter Gospelchors, der unter schattigen Bäumen die Zuschauer begeisterte. Zwar war es ungewohnt für die Sänger, in freier Natur zu singen, aber die Atmosphäre bei herrlichstem Sommerwetter war eindrucksvoll und das Engagement wurde mit viel Applaus belohnt. Zudem freut sich das Organisationsteam, dass alle 600 Tombola-Preise, die von Sponsoren bereitgestellt worden waren, ihre Abnehmer fanden. Der geschichtliche Rückblick von Gudrun Sebbes und Sabine Göke wurde von lebhaften Nachfragen und Kommentaren ehemaliger und derzeitiger Bewohner ergänzt. Vor sieben Jahrzehnten gründete der rheinische Unternehmer Heinrich Pferdmenges die Siedlung auf der Feldmark von Hilprechtshausen, einem zum Dorf Heckenbeck gehörenden Weiler. Pferdmenges habe zu jenem weitsichtigen Typ des Unternehmers gehört, der seine Arbeiter am Werk beteiligen und sie persönlich an dasselbe binden wollte.

Auf dieser Grundlage errichtete er vor dem Zweiten Weltkrieg ein Textilwerk in Ostpreußen. Nach Beendigung des Krieges fasste er den Plan, auf dem Gelände seines Gutes Hilprechtshausen ein Werk zu gründen, in dem Flüchtlinge aus den verlorenen deutschen Ostgebieten Arbeit und Brot, Haus und Garten finden sollten. 1946 wurde die Leinetal GmbH ins Leben gerufen, ein Werk der Holzverarbeitung. Ein Schafstall des Gutes war die erste Fertigungsstätte. 1947 wurde dann an der Stelle, wo jetzt das Werk steht, ein kleines Werksgebäude errichtet, gleichzeitig auch ein Behelfsheim und ein Wohnhaus, das als Vorbild für die Siedlungshäuser dienen sollte. 1949 gehörten schon 70 Arbeitskräfte zur Belegschaft, die im Jahr 1953 auf 330 wuchs.

Es wurde weiter ausgebaut und ein Anbau, ein Maschinenraum, ein Spänbunker und ein Kesselhaus errichtet. 1959 war das Werk fertiggestellt und vertrieb Phono-Vitrinen und Musikschränke, die auch bis ins Ausland ihre Abnehmer fanden. Heinrich Pferdmenges starb im Jahr 1947 und konnte die Auswirkungen seiner Idee und das Wachstum nicht mehr erleben. Sein großer Verdienst war es, heimatvertriebene Arbeiter des Werkes zu Mitbesitzern zu machen. Die Siedlung beherbergte Ende der 1950er- Jahre über 200 Personen. 1961 wurde die Siedlung der Gemeinde Erzhausen als Ortsteil zugewiesen. 1979 übernahm das Werk Heinz Hämker und der Weg zum Treppenbau wurde geöffnet.

Auch das Evangelische Gemeindehaus konnte einen Geburtstag feiern, nämlich den 52.. Aufgrund der immer größer werdenden Einwohnerzahl wurde auch der Wunsch nach einem eigenen Gotteshaus immer größer. Das Gemeindehaus fungiert als multifunktional nutzbares Haus.

Das Organisationsteam, bestehend aus dem Kirchenvorstand, dem Ortsrat, Gudrun Sebbes, der Freiwilligen Feuerwehr Erzhausen, dem SVG Erzhausen und dem Treppenmeister Leinetal, war begeistert über die überwältigende Besucher-Resonanz in der Siedlung und dankt den zahlreichen Helfern, die zum Gelingen des Festes beigetragen haben, sowie auch den Sponsoren und Unterstützern. Ein weiterer Bericht über die Jubiläumsfeier in einer der nächsten Ausgaben.hn

Kreiensen

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