Bergbau-Comeback oder platzende Seifenblase?

Zweifel am Bergbauprojekt in Bad Grund/Der kanadische Investor wurde der Aktienmarktmanipulation überführt

Die Grube Hilfe Gottes in Bad Grund: Durch das Wiederbelebungsvorhaben des Bergbaus entstand die Hoffnung auf hunderte Arbeitsplätze. Der Ruf des kanadischen Investors lässt jedoch an der Seriosität des geplanten Projektes zweifeln.

Bad Grund. Nach der anfänglichen Euphorie um die geplante Wiederbelebung des Bergbaus in Bad Grund muss sich jetzt vielleicht doch eher die Ernüchterung einstellen. Aufgrund von Recherchen unserer Zeitung könnte sich das Projekt des Comebacks der Grube Hilfe Gottes wohl eher zu einer platzenden Seifenblase entwickeln. Bereits seit drei Jahren ist das Projekt von Dr. Oswald Sander und Bernd Wagner in der Planung.

Mit Hilfe des kanadischen Investors Samarium Tennessine Corporation und mit dem aus Österreich stammenden Dr. Volkmar Guido Hable an der Spitze war geplant, die wertvollen seltenen Erden aus den Bergeteichen zu fördern und den Betrieb des Bergwerkes wiederaufzunehmen. In der Grube Hilfe Gottes sind aus der Erzaufbereitung des bis zur Schließung im Jahr 1992 von der Preussag betriebenen Erzbergwerks Grund mehrere Millionen Flotationsberge von Blei, Zink und weiteren seltenen Metallen in zwei Bergeteichen gelagert worden. Diese sogenannten Feinberge sollten gefördert und aufbereitet werden. Die Finanzierung sollte durch den Investor erfolgen, der rund 100 Millionen Euro investieren wollte. Mehrere hunderte Arbeitsplätze sollten entstehen.

Außer der Gewinnung wertvoller Metalle war auch geplant, die Altlasten zu beseitigen und den Betrieb des Bergwerkes wieder aufzunehmen. Es erfolgten Probeentnahmen durch die Technische Universität Clausthal und dem Forschungsinstitut Cutec. Im September dieses Jahres wurde die bis 2022 befristete Genehmigung durch das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG)/Clausthal-Zellerfeld für das kanadische Unternehmen zur Felderkundung „Erzbergwerke Niedersachsen“ zwischen Bad Grund und Clausthal-Zellerfeld für einen Bereich von knapp 153 Quadratkilometern erteilt. Noch im Juli informierte sich sogar der Niedersächische Ministerpräsident Stephan Weil während seiner Sommerreise vor Ort über das Projekt. Recherchen haben jetzt jedoch ergeben, dass laut einer Pressemitteilung vom 7. November der kanadischen Aufsichtsbehörde des Kapital- und Wertpapiermarktes, der British Columbia Securities Commission (BCSC), Dr. Volkmar Guido Hable zumindest in der Provinz British Columbia der Marktmanipulation am Aktienmarkt überführt und dauerhaft vom Aktienmarkt ausgeschlossen wurde. Ebenso wird für Dr. Hable eine Strafe in Höhe von 400.000 Dollar festgesetzt.

In der Pressemitteilung heißt es, dass festgestellt wurde, dass Hable als Direktor der Samarium Group im Jahr 2013 öffentlich die Absicht für ein Übernahmeangebot für mindestens 51 Prozent des Unternehmens Samaranta erklärte. Pressemeldungen mit den Bedingungen des Angebots sollen herausgegangen sein. Noch vor der Veröffentlichung soll er versucht haben, seine eigenen Aktien von Samaranta mit einem nur mäßigen Erfolg zu verkaufen. Nach der Veröffentlichung des Übernahmeangebots verkaufte Hable dann jedoch sehr erfolgreich seine Aktien, und das Übernahmeangebot wurde später zurückgezogen. „Pump and Dump“ nennt man diese Form des Aktienbetrugs, bei dem der Preis eines Aktienbestandes durch falsche und irreführende positive Aussagen künstlich aufgepumpt wird. Nach Angaben des BCSC habe Samarium weder die Absicht noch die finanziellen Mittel gehabt, um den Deal der Übernahme durchführen zu können.

Die Homepage der Samarium Group ist bereits seit einiger Zeit nicht erreichbar. Und im kanadischen Firmenregister kann man nachlesen, dass die Samarium Borealis Corporation wie auch die Samarium Tennessine Corporation am 8. August dieses Jahres aufgelöst wurden. Sucht man im Internet nach der bisherigen offiziellen Adresse der Samarium (4000 Ponce de Leon Boulevard, Suite 470, Coral Gables, FL 33146), wird man darüber aufgeklärt, dass es sich dabei um eine sogenannte virtuelle Adresse, also um so etwas wie eine Briefkastenfirma handelt. Angeblich aus Steuergründen, die mit der Politik des amerikanischen Präsidenten Donald Trump zusammenhängen sollen, habe die Nachfolgefirma für das Projekt in Bad Grund, nun die Rhenium Technology Corporation, ihren Sitz in Delaware in den USA, die Firma ist allerdings im Netz nicht zu finden.

Der Geologe Dr. Friedhart Knolle aus Wernigerode sagte in einem Gespräch mit unserer Zeitung, dass er das Vorhaben zunächst sehr positiv gesehen habe, was die Wiederaufbereitung der Abfälle anginge.

Die Flotationsschlämme in den Absitzbecken bei Bad Grund würden eine Gefahr für das Grund- und Oberflächenwasser darstellen, zumal auch ein besonders sensibler Karstbereich betroffen ist. Allerdings sei auch bekannt, dass die bisherigen Daten keine Wirtschaftlichkeit dieser Wiederaufarbeitung hergeben. „In den Schlämmen sind offenbar nicht so viele Wertmetalle enthalten, dass ein Unternehmen damit schwarze Zahlen schreiben könnte“, ist Dr. Knolle überzeugt. Daher sei er skeptisch geworden, was hier in Bad Grund passiere. Denn nun werde plötzlich auf allgemeine Erzprospektion im Westharz umgeschwenkt. „Wir Geologen kennen diese Mechanismen zu genüge, und hoffen, dass hier keine Investitionsblase vorbereitet wird, die dann schnell wieder platzt“, so Dr. Knolle. Das so gern zitierte Projekt in Bad Bleiberg in Österreich stehe offenbar bereits kurz vor dem Scheitern. Auch die Chancen der Wiederaufnahme des Bergbaus in Bad Grund seien schlecht, denn die noch bauwürdigen Vorräte lägen so tief unter dem Grundwasserspiegel, dass sich ein neuer Untertagebetrieb marktwirtschaftlich kaum rechnen werde, so der Geologe.

Der Bürgermeister von Bad Bleiberg, Christian Hecher, berichtete in einem Telefonat, dass er an den seriösen Absichten des Unternehmens inzwischen sehr zweifele. Der Investor würde quasi monatlich oder wöchentlich, wie er es zugespitzt nannte, seinen Namen ändern. Auch er vermute, dass sich dahinter nur eine Manipulation am Aktienmarkt verberge. 2015 sei die Wiederbelebung des dortigen Bergwerks sehr aktuell gewesen, und es sei auch eine Delegation aus Kanada vor Ort gewesen. Verträge kamen nicht zustande und seit geraumer Zeit gebe es auch keinen Kontakt mehr, so der Grundner Bürgermeister Hecher.hn

Region

Gratis E-Paper am 12. Januar 2024